Was ist Kalmus?
Kalmus (Acorus calamus) ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die man auf der gesamten nördlichen Hemisphäre verbreitet an den Rändern von Gewässern findet. Das Mitglied der Kalmusgewächse (Calamaceae) entspringt einem fleischigen Rhizom und wird bis zu einem Meter hoch. Die Stängel sind dreikantig, die schwertförmigen glänzend-grünen Blätter stehen zweizeilig und erinnern im Wuchs an die der Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), mit der man ihn – wie ihr lateinischer Name kalmusähnlich verrät - ohne Blüten leicht verwechselt. Beim Kalmus sind allerdings die Blättränder charakteristisch gewellt, bei Schwertlilien platt.
Bei den Blütenständen handelt es sich um langgestreckte zylindrische Kolben, die am Ende der Stängel erscheinen. Das Hochblatt (Spatha) setzt den Stängel fort, sodass die Kolben scheinbar seitlich aus der Pflanze hervortreten. Der Blütenstand ist anfangs gelbgrün und nimmt mit der Zeit eine rötlichere Färbung an. In Mitteleuropa reifen die unscheinbaren Blüten nur äußerst selten zu roten Früchten heran.
Kalmus im Garten
Standort
Hauptsache nass – Kalmus fühlt sich in der Uferbepflanzung von Gartenteichen oder Bachläufen am wohlsten. Man muss nur darauf achten, dass er nicht dank Rasendüngung und Algenwachstum im Sommer allzu viele Nährstoffe abbekommt, da er sich sonst rasend schnell verbreitet. Der Standort muss dauerfeucht sein, eine Trockenphase übersteht die Staude nicht. Sonne oder Halbschatten sind optimal.
Schnitt
Schneiden der majestätisch aufragenden Pflanzen ist nicht nötig – man schneidet nur am Rhizom herum, wenn es sich zu stark ausbreitet oder wenn man Ableger machen möchte.
Vermehrung
Am einfachsten ist eine Vermehrung von Kalmus mit Ablegern möglich, die man von Teilen des Rhizoms abschneidet. Eine Aussaat mit Samen wäre prinzipiell möglich, aber die Pflanzen bilden in unseren Breiten nur selten Samen, der zudem extrem langsam keimt und wächst.
Verwendung
Kalmus gehört in die Uferbepflanzung jeden Gartenteiches. Hierfür eignen sich vor allem die im Gartenfachhandel erhältlichen Zuchtsorten, die etwas kleiner ausfallen als die Wildform und sich nicht ganz so schnell ausbreiten. Sie lassen sich hervorragend mit anderen Teichpflanzen wie Sumpfdotterblumen, Rohrkolben und Seerosen kombinieren.
Schädlinge
Vor allem dank seiner zähen Blätter und etherischen Öle hat der Kalmus selten mit Schädlingen und Krankheiten zu tun. Mit dem größten Liebhaber seiner fleischigen Rhizome bekommt man es im heimischen Garten hoffentlich nicht zu tun: Wildschweine wühlen mit Vorliebe die aromatischen Wurzeln aus dem Morast.
Ökologie
Bienen und Schmetterlinge findet man an dem asiatischen Exoten selten. Im heimischen China und östlichen Russland dienen die Blätter und Stängel der Rundstirnmotte (Lepidotarphius perornatella) als Raupenfutter, bei uns die der Schwertlilienmotte (Celaena leucostigma). Beide fressen sich durch das Grün verschiedener Uferpflanzen. Die Bestäubung erfolgt ähnlich wie bei den nahe verwandten Aronstabgewächsen: In den Kolben wird die Glykolyse entkoppelt, was Wärme freisetzt und Fliegen zur Eiablage anlockt. Bei uns verhindern die klimatischen Bedingungen die Bildung der beerenartigen roten Früchte, die in seiner Heimat den reifenden Kolben überziehen.
Wissenswertes
Der Name des Kalmus kommt aus dem Griechischen, wo kálamos Schilfrohr bezeichnet. Er ist eine uralte Heilpflanze, die man zu diesem Zweck bereits im späten Mittelalter aus China importiert und in Klostergärten angebaut hat. Er wird in alten Kräuterbüchern ausführlich besprochen und kam damals wie heute vor allem mit seiner karminativen Wirkung auf die Verdauungsorgane zur Anwendung.
Biologisch aktive Substanzen der „Magenwurz“ sind etherische Öle, die einen leichten Kampfergeruch haben und sich vor allem im Rhizom der Pflanze konzentieren. Diese wird regional auch als „deutscher Ingwer“ bezeichnet. Kampferwurzel ist Bestandteil vieler Magenbitter, Kräuterliköre und Schnäpse, etwa der bekannten „Schwedenkräuter“.
Neben der Wildform gibt es kleinere Zuchtsorten, die weniger stark wachsen und sich besser für einen kleinen Gartenteich eignen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner