Was ist Rohr-Glanzgras?
Das Rohr-Glanzgras gehört zu den Süßgräsern (Poaceae); es erreicht eine Höhe von bis zu zwei Metern und bildet bis zu 40 Zentimeter breite Horste. Auf der Nordhalbkugel ist es weit verbreitet, wobei es die gemäßigten Zonen bevorzugt und in den Gebirgen wie den Alpen selten über 1500 Meter aufsteigt. Am Ufer fließender und sauerstoffreicher Gewässer bildet es oft große Bestände, wie etwa in den Auwäldern der Flüsse und an Teichen, Seen und Flüssen.
Unterirdisch bildet das Rohr-Glanzgras ein weit verzweigtes und tiefreichendes schuppiges Rhizom (bis über drei Meter Tiefe!) mit zahlreichen fleischigen Ausläufern, mit denen es schnell seine Umgebung erobert. Seine Blätter sind bis zwei Zentimeter breit, 10-20 Zentimeter lang und kräftig grün gefärbt; an den Enden der Stängel erscheinen die charakteristischen, bis zu 20 Zentimeter langen Rispen, die sich erst gegen Ende der Blütezeit auseinanderspreizen. Die kleinen unscheinbaren Ährchen bilden kleine Büschel und erblühen im Juni und Juli.
Rohr-Glanzgras im Garten

Quelle: simona pavan/shutterstock.com
Standort
Das Rohr-Glanzgras steht gerne frisch bis feucht und ist wechselnde Wasserverhältnisse, wie sie in Auwäldern normal sind, gewöhnt. Der Boden sollte nährstoffreich und nicht zu sauer sein; verdichtete Ton- und Lehmböden behindern sein Wachstum. Der Flachwurzler ist heimisch und verträgt dementsprechend bis zu -34 °C.
Schnitt
Das sommergrüne Rohr-Glanzgras muss nicht unbedingt geschnitten werden, es sei denn aus ästhetischen Gründen. Die Überreste kannst Du bereits im Herbst beseitigen, aber lasse sie lieber bis ins Frühjahr stehen – so können noch Insekten und andere Kleintiere hier in der kalten Jahreszeit Unterschlupf finden. Das Schnittgut kannst Du als Mulch einsetzen oder auf dem Komposthaufen zu Dünger verarbeiten.
Vermehrung
Für seine Vermehrung sorgt das Rohr-Glanzgras in eigener Regie durch seine reichhaltig produzierten Ausläufer, die bei ihm zusagenden Bedingungen schnell die Umgebung erobern.
Verwendung
Mit seiner Vorliebe für feuchte bis wechselfeuchte Standorte und nährstoffreiche schlammige Böden empfiehlt sich Phalaris arundinacea für die Uferzone des Gartenteiches, wo es einen schönen grünen Hintergrund für Pflanzen mit auffälligeren Blüten bildet.
Ökologie
Nektar und Pollen gibt es für Insekten beim Rohr-Glanzgras nicht zu holen – wie alle Gräser setzt es noch auf die archaische Windbestäubung. Wertlos ist es deswegen aber noch lange nicht: Das Grün nutzen neun Schmetterlingsarten als Raupenfutter, allesamt Nachtfalter. Viele davon tragen den typischen Standort bereits im Namen, wie die Ufer-Glanzgraseule Apamea unanimis, die Röhricht-Graseule Apamea ophiogramma oder die Kleine Röhrichteule Archanara neurica. Die meisten ihrer Besucher kommen noch relativ häufig vor, nur die Südliche Bogenlinien-Spannereule Herminia tenuialis gilt inzwischen in Deutschland als stark gefährdet.
Wissenswertes
Das Rohr-Glanzgras wächst ungemein schnell, wenn die äußeren Bedingungen stimmen. Das macht es für die Verwendung als Biomasse interessant, etwa getrocknet und gepresst als Briketts und Pellets für Heizungsanlagen oder zur Gewinnung von Biokraftstoffen. Aus den Fasern lässt sich Papier gewinnen.
Psychedelisches Gras. Diese Phalaris-Art enthält relativ hohe Mengen an Indolalkaloiden, verschiedenen Dimethyltryptamin (DMT)-Verbindungen. Diese wirken halluzinogen und werden in Südamerika von Schamanen für das psychoaktive Gebräu Ayahuasca verwendet (dort allerdings aus Lianen der Gattung Banisteriopsis). Der Haken: Das ebenfalls in Rohr-Glanzgras vorhandene Alkaloid Gramin ist hochgiftig. Bei einigen Hobby-Schamanen sind solche Versuche gründlich schiefgegangen. Heißt: Don’t try this at home!