Was ist Winterling?
Winterling oder Winterakonith, genauer Kleiner Winterling (Eranthis hyemalis) gehört zu den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae). Der kleine Frühblüher ist im Garten sehr beliebt und tritt gelegentlich verwildert in Weinbergen und Gebüschen auf. Er stammt ursprünglich aus Südeuropa, gilt aber in Mittel- und Westeuropa mittlerweile als eingebürgert.
Die kleine ausdauernde Staude entspringt einem unterirdischen, gerade mal erbsengroßen knollenförmigen Rhizom und bildet kleine, nur 5-10 Zentimeter hohe Horste. Schnell breitet sie sich in der näheren Umgebung aus. Ihre Blüten gehören zu den frühesten des Jahres; oft lassen sie sich noch nicht einmal von einer Schneedecke beeindrucken und kommen erst zum Vorschein, sobald diese schmilzt.
Typisch für die Blüten des Winterlings ist die Halskrause aus zerschlitzten Hochblättern, die unmittelbar unter der Krone stehen. Die schalenförmigen, 2-3 Zentimeter großen Blüten selbst bestehen aus 5-7 grünen breit-lanzettlichen Kelchblättern und 6-8 goldgelben glänzenden Kronblättern sowie einer dichten Spirale gelber Staubgefäße, welche die kopfigen Narben in der Mitte umstellen. 5-6 der äußersten Staubblätter sind zu trichterförmigen Nektarblättern umgewandelt, die reichlich Nektar bilden und angenehmen Duft verbreiten.
Die 5-10 Zentimeter lang gestielten Grundblätter erscheinen erst nach der Blüte; sie sind herzförmig-rundlich mit einem Durchmesser von 2-5 Zentimetern und 5-7-teilig, bisweilen rötlich überlaufen. Das Glück ist aber von kurzer Dauer – im Sommer nach der Fruchtreife zieht sich die Pflanze auf ihre unterirdischen Anteile zurück und das Laub verschwindet. Bis dahin sind die meist 4-8 braunen geschnäbelten Balgfrüchte ausgereift. In ihrem Inneren sitzen zwei Millimeter lange braune kantige Samen.
Winterling im Garten
Quelle: Tony Baggett/shutterstock.com
Standort
Der Winterling ist robust, genügsam und wenig anspruchsvoll und wächst auf so ziemlich jedem durchlässigen und im Frühjahr nicht zu trockenen Boden. Am liebsten hat er einen frischen nährstoff- und basenreichen lockeren Lehmboden. Dieser sollte neutral bis mild basisch ausfallen. Er steht vorzugsweise im Halbschatten, in der Sonne verwelkt er schnell.
Schnitt und Pflege
Ein Schneiden ist beim Winterling normalerweise nicht nötig, es sei denn, Du willst seinem Ausbreitungsdrang Grenzen setzen. Wundere Dich aber nicht, wenn er plötzlich an den unmöglichsten Stellen im Garten auftaucht. Da er klein, zierlich und hübsch anzusehen ist nehmen ihm das die wenigsten Gärtner übel.
Vermehrung
Oft brauchst Du Dich um seine Vermehrung gar nicht zu kümmern – das übernimmt er auch gerne selber. Er ist sehr robust und durchsetzungsfähig und lässt sich kaum vertreiben. Wenn ihm der Platz im Garten zusagt breitet sich der Winterling in Windeseile aus und bildet einen dichten Rasen.
Willst Du ihn erst einmal ansiedeln, geschieht das meistens mit den Knollen, die man im Herbst an Ort und Stelle 3-7 Zentimeter tief in den Boden vergräbt. Eine Handbreit Abstand zwischen den meist in Gruppen gepflanzten Knöllchen reicht. Tipp: Die gekauften Sprossknollen über Nacht in Wasser legen, damit sie sich gut vollsaugen und nicht halbvertrocknet in die Erde kommen. Pro Quadratmeter rechnet man 25-100 Wurzelknollen, wenn man einen dichten Teppich haben möchte.
Hast Du bereits größere Horste von Winterling im Garten und möchtest die teilen, kein Problem. Grabe einfach ein Stück aus, dann wirst Du eine regelrechte Platte von den kleinen Dingern in Händen halten. Die kannst Du vorsichtig auseinandernehmen und einpflanzen. Achte nur darauf, dass jeder Setzling ein Auge haben muss.
Darüber hinaus sorgt der Winterling auch fleißig für Selbstaussaat. Für eine eigene Aussaat verwendet man die frischen Samen des Jahres, die Du direkt aus den sternförmigen Fruchtkapseln ernten kannst. Das ist eine etwas mühsame Angelegenheit. Nur etwas über die Hälfe davon keimt, und aus 100 Samen bekommt man in der Regel 20-25 Pflanzen.
Du kannst sie direkt ins Freiland setzen oder in Schalen vorziehen; Winterling ist ein Kaltkeimer. Dann darfst Du sie nur dünn mit Erde bedecken und musst sie feucht halten. Allerdings ist das deutlich langwieriger als die Knöllchen – aus Samen gezogen braucht der Winterling 3-5 Jahre, bis er zum ersten Mal blüht. Im ersten Jahr beschränkt er sich auf ein einziges Blatt.
Verwendung
Mit seinem niedrigen Wuchs und seinen leuchtend gelben Blüten macht sich der Winterling gut als kleiner Bodendecker in Steingärten, am Rand von Gehölz oder im Blumenbeet. Sogar mitten im Rasen macht er sich mit der gelben Farbe bemerkbar. Winzig wie er ist kommt er am besten in kleinen Gruppen zur Geltung. Auch auf Balkon und Terrasse kannst Du ihn in Kübeln, Töpfen und Kästen pflanzen.
Als Frühblüher macht er sich auch gut mit anderen, so wie mit Schneeglöckchen, Traubenhyazinthen und Krokussen. Er gehört zu den allerersten Farbtupfern im Garten und leuchtet mit seiner gelben Farbe weithin – unbestritten ein Gute-Laune-Macher nach den winterlichen Depressionen und Zeichen, dass es im Garten wieder vorangeht.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten wird man beim äußerst robusten und pflegeleichten Winterling so gut wie nie finden.
Ökologie
Bestäubt wird der Winterling vorwiegend von Fliegen und Schwebfliegen, denn das Innere der Blüten mit seinen zahlreichen Nektarien ist auch für die kurz berüsselten Insekten gut zugänglich. Mit der frühen Blüte bereits im Februar lassen sich aber auch anderen Insekten wie Bienen, Hummeln und Wespen nicht lange bitten, Hauptsache es gibt etwas zu futtern. Mit ihrem Duft weisen die Blüten ihren Bestäubern den Weg. Damit haushalten sie sparsam: Sie öffnen sich nur bei schönem Wetter und schließen sich in den Abendstunden. Leer geworden fallen die Staubbeutel ab. Insgesamt gilt der Winterling als gute Bienenweide.
Eine Selbstbestäubung ist möglich, führt aber nur zu geringem Fruchtansatz. Die Verbreitung der Samen erfolgt vor allem durch Regentropfen – prallen sie auf die lang gestielten Balgfrüchte, so werden sie regelrecht aus ihnen herausgeschüttelt.
Wissenswertes
Neben Eranthis hyemalis gibt es noch einen Winterling im Garten, Eranthis cilicica. Er blüht gut zwei Wochen später als sein Verwandter. Bisweilen läuft er auch unter der Bezeichnung Eranthis hyemalis var. cilicica, auch wenn er örtlich deutlich getrennt in Kleinasien wild vorkommt. Eranthis x tubergenii gilt als Hybride der beiden, also Eranthis cilicica x Eranthis hyemalis, so man diese als getrennte Arten ansieht. Diese Sorte ist noch wüchsiger und blüht deutlich länger als die Wildform. Allerdings ist sie steril und lässt sich nur vegetativ mit ihren Brutknollen vermehren.
Apropos Namen: Eranthis kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus er wie früh und anthos für Blüte zusammen. Der Artname hyemalis bedeutet winterlich und deutet wie die deutsche Bezeichnung auf die frühe Blütezeit im Februar und März hin.
Als Zierpflanze ist er erst seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert bei uns gebräuchlich. Die ersten Exemplare soll Joachim Kammermeister, besser bekannt als Camerarius, aus Italien nach Nürnberg gebracht haben.