Was ist Leberblümchen?
Leberblümchen, auch Gewöhnliches Leberblümchen oder Dreilappiges Leberblümchen (Hepatica nobilis) genannt, bildet auf der gesamten Nordhalbkugel zerstreute, aber gesellige Vorkommen. Man findet es in weiten Teilen Europas mit Ausnahme des äußersten Nordens und Südens. Dort wächst es in krautreichen Buchen-, Eichen- und Nadelmischwäldern der Ebene bis in die mittleren Gebirgslagen hinauf. Leberblümchen zählen zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und sind auch in Gärten als Zierpflanzen beliebt.
Die ausdauernden wintergrünen Mini-Stauden wachsen vergleichsweise langsam und wurzeln mit einem kräftigen schrägen und faserigen Rhizom bis zu einem halben Meter tief. In Bodennähe bildet es Winterknospen, die im Frühjahr austreiben. Darüber bilden sie eine regelrechte bis zu 15 Zentimeter breite Kuppel aus in einer Rosette grundständig stehenden mittelgrünen Blättern. Diese sind 3-6 Zentimeter lang, von rundlichem bis nierenförmigem Umriss und mit drei eiförmigen, ganzrandigen Lappen. Ihre Unterseite ist ebenso wie die langen Blattstiele oftmals seidig behaart und purpurn gefärbt, oberseits sind sie dunkelgrün. Sie erscheinen erst nach den Blüten und werden mit der Zeit kahl.
Die Blütezeit liegt beim Leberblümchen im März und April, aber gebildet werden die Knospen bereits im Herbst des Vorjahres. Die schüsselförmigen, 2-3 Zentimeter großen Blüten bilden sich am Ende der aufrechten Stängel. Sie weisen 6-7, selten bis zu 15 gleichförmig gestaltete Blütenblätter auf, die sind meist blau, seltener weiß, rosa, violett oder purpurn gefärbt sind. Dicht darunter liegt eine kelchartige Struktur aus drei grünen Hochblättern. Im Inneren der Blüten finden sich zahlreiche weiße oder rosafarbene Staubblätter und eine grüne kopfige Narbe. Aus den freien Fruchtblättern bildet sich eine Sammelnussfrucht mit einsamigen Nüsschen, die ein fettreiches Elaisom tragen.
Leberblümchen im Garten

Quelle: Kristine Rad/shutterstock.com
Standort
Das Leberblümchen gedeiht am besten auf einem sommerwarmen, frischen bis mäßig trockenen nährstoff- und basenreichen Lehmboden. Er sollte kalkhaltig, humos und locker sein, wegen der langen Wurzeln auch vorzugsweise tiefgründig; die Lichtverhältnisse halbschattig bis schattig. Der besondere Vorteil des Leberblümchens: Es wächst sogar auf extrem dichten Böden, solange es darin nicht im Wasser steht. Zudem ist es absolut winterhart und kommt selbst mit strengsten Frösten problemlos zurande.
Schnitt
Schneiden und Pflegen braucht man beim extrem pflegeleichten Leberblümchen überhaupt nichts – sie wachsen und blühen am besten, wenn man sie vollkommen in Ruhe lässt. Ein Verpflanzen sollte man sich daher auch vorher gründlich überlegen.
Vermehrung
Leberblümchen sind Kaltkeimer, sodass man die Samen am besten direkt nach der Samenreife und vor der Kältesaison im Garten an Ort und Stelle pflanzt. Bisweilen dauert die Keimung ein ganzes Jahr. Die jungen Pflanzen brauchen eine Weile, bis sie zum ersten Mal blühen; mindestens drei Jahre wird man erfahrungsgemäß warten müssen, eher noch länger. Ansonsten kann man die bestehenden Bestände auch durch Teilung des Wurzelstocks vermehren. Allerdings darf man sich wundern, wenn die sensiblen Pflanzen danach nur langsam anwachsen. Danach hat man umso länger Freude damit: Es sind Exemplare bekannt, die über 100 Jahre alt wurden.
Verwendung
Mit ihren früh im Jahr erscheinenden Blüten ist das Leberblümchen eine ideale Unterpflanzung für alte Bäume, Hecken und Gehölz, oder man setzt sie in den Steingarten oder in Rabatten. Sie lassen sich gut mit Farnen, Stauden wie Christrose oder anderen Veilchen, Anemonen und Lerchensporn kombinieren. Besonders attraktiv sind sie wegen ihres im Winter grünen Laubes.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten sucht man beim extrem robusten Leberblümchen meist vergeblich. Lediglich Schneckenkönnen zum Problem werden, vor allem bei jungen Pflanzen, und selten finden sich Rostpilze auf den Blättern.
Ökologie
Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, die sich hier reichlich Pollen holen – Nektar bilden die Blüten hingegen nicht. Insbesondere für Bienen ist er interessant; Honigbienen „backen“ aus dem Pollen ihr Bienenbrot, das durch Fermentation haltbar gemacht als Grundnahrungsmittel dient, und Wildbienen legen damit in ihren Brutröhren Futtervorräte für ihre Nachkommen an. Aber auch Schwebfliegen, Käfer, Schmetterlinge und viele andere Interessenten kommen hier auf einen Snack vorbei. Apropos: Die Samen verbreiten Ameisen, für die das ölhaltige Samenanhängsel ein Leckerbissen darstellt.
Wissenswertes
Kalk und Lehm hat das Leberblümchen so gerne, dass man es in der Botanik als Zeigerpflanze für Kalk und lehmige Untergründe verwendet. Seine natürlichen Bestände sind in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, sodass sie inzwischen unter Naturschutz stehen. Schuld daran sind vor allem die Umbewirtschaftung seiner geliebten Kalkbuchenwälder und unvernünftige Zeitgenossen, welche die wilden Pflanzen für ihren Garten ausgraben. PS: Leberblümchensamen bekommt man im Gartenmarkt für ein paar Euro.
2013 hat man das Leberblümchen zur Blume des Jahres gekürt. In asiatischen Ländern sind die dort vorkommenden Unterarten noch wesentlich beliebter als bei uns und genießen teilweise Kultstatus. Einige davon gehen für horrende Summen über den Ladentisch.
Mit ihrer Gestalt weisen die Blüten auf die enge Verwandtschaft mit Anemonen hin, etwa das Buschwindröschen Anemone nemorosa, das ebenfalls früh, aber in weiß blüht. Ein altes Synonym für das Leberblümchen lautet dementsprechend Anemone hepatica, ein weiteres Hepatica triloba, Dreilappiges Leberblümchen. Sowohl die botanischen wie auch den deutschen Namen hat es der Form seiner Blätter zu verdanken – auch die Leber ist dreilappig.
Im Mittelalter diente es daher gemäß den Regeln der Signaturenlehre als Mittel gegen Leberleiden. Hieronymus Bock, Matthiolus und andere Autoren der bekanntesten Kräuterbücher beschreiben seine heilkräftige Wirkung. Außer bei Gelbsucht, Leber- und Galleleiden nutzte man Kraut und Blätter Hepaticae nobilis herba et folii als Wundauflagen, bei Migräne, Husten und Fieber oder Zahnfleischentzündungen.
Heute weiß man, dass die alte Heilpflanze Protoanemonin, Saponine, Flavonoide, Gerbstoffe und etherisches Öl enthält. Nachdem man heute die toxischen Eigenschaften kennt verwendet man das Leberblümchen nicht weiter in der Naturheilkunde. Eine Ausnahme macht wie so oft die Homöopathie, in der man aus der Urtinktur Hepatica nobilis-Globuli herstellt.
Die Blüten machen am Abend und bei drohendem schlechtem Wetter dicht. Öffnen und Schließen erfolgen durch fortwährendes Wachstum der Zellen. Das erklärt, warum sie mit zunehmender Blütezeit immer größer werden – im Extremfall sind sie kurz vor dem Verblühen doppelt so groß wie am Anfang. Auch die drei charakteristischen Hochblätter wachsen munter weiter, nachdem die Bestäubung stattgefunden hat. Sie tragen dann mit ihrer Photosynthese wesentlich zur Nährstoffversorgung der heranreifenden Früchte bei.
Neben der Wildform erhält man im Gartenfachhandel auch diverse Sorten von Hepatica nobilis mit unterschiedlichen Blüten. Bei der Wildform ist Cyanidin der Hauptfarbstoff, bei den Sorten treten andere Anthocyane in den Vordergrund:
- ‚Alba‘ mit weißen Blüten,
- ‚Flore Pleno‘ oder kurz ‚Plena‘ mit gefüllten blauen Blüten,
- ‚Rosea‘ in zartrosa,
- ‚Rubra‘ mit dunkelroten Blüten,
- ‚Rubra Plena‘ ebenfalls mit purpurroten, aber gefüllten Blüten.
- Hepatica nobilis var. japonica ist kleiner als die Wildart und hat dunkelgrüne Blätter mit zugespitzten Lappen und variable sternförmige blaue, weiße oder rosa Blüten.
- Hepatica nobilis var. asiatica aus China, Korea und Russland weist ebenfalls veränderliche rosa bis lila und bisweilen weiße Blüten auf.
- Hepatica nobilis var. pyrenaica aus den Pyrenäen zeichnet sich vor allem durch seine heller panaschierten Blätter aus.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner