Was ist Gewöhnliche Vogelmiere?
Gewöhnliche Vogelmiere, Hühnerdarm oder Vogel-Sternmiere (Stellaria media) ist eine einjährige Pflanze aus der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Man trifft sie weltweit auf Unkrautfluren, Äckern, Gärten, Weinbergen und Wegen an, wo sie oftmals dichte Bestände bildet.
Die Pflanze ist ein Flachwurzler mit einer spindelförmigen Wurzel und wächst ein-, selten zweijährig. Ihre bis zu 30 Zentimeter langen Stängel bleiben dicht am Boden und erheben sich nur wenig in die Höhe. Sie sind rund und hin- und her gewunden mit einer einzelnen Reihe Haare auf einer Seite. Daran stehen die kurz gestielten oder sitzenden eiförmigen und leicht fleischigen Blätter mit glattem Rand und einer kleinen endständigen Spitze.
Als Blütenstände werden kleine Dichasien gebildet, deren zwittrige Blüten aus etwa gleichlangen Kron- und Kelchblättern bestehen. Sie sind fünfzählig, die Kelchblätter grün und behaart, die Kronblätter weiß und fast bis zum Grund geschlitzt. Die winzigen Staubbeutel sind wie der Pollen violett. Als Frucht bildet die Gewöhnliche Vogelmiere eine fünf- oder sechsklappige Kapsel mit millimetergroßen rotbraunen Samen. Eine einzelne Pflanze kann bis zu 15.000 davon bilden.
Gewöhnliche Vogelmiere im Garten
Standort
Die Gewöhnliche Vogelmiere bevorzugt einen frischen nährstoffreichen und mild humosen lockeren Boden, vorzugsweise mit hohem Lehmanteil. Sie gilt als Stickstoffzeiger und gedeiht in der Sonne ebenso gut wie im Schatten.
Schnitt
Ein Schneiden ist in der Regel nur erforderlich, wenn sie in ihrem Wachstum allzu sehr ausufert und man ihren Ausbreitungsdrang begrenzen möchte.
Vermehrung
Die Vermehrung der Gewöhnlichen Vogelmiere erfolgt mit ihren weithin ausgebreiteten Ausläufern, die schnell Wurzeln ziehen, oder mithilfe der reichlich gebildeten Samen. Sie ist ein Dunkelkeimer, bei dem man die Samen also einige Zentimeter in die Erde bringen sollte.
Verwendung
Die Gewöhnliche Vogelmiere braucht man normalerweise nicht im Garten anzusiedeln – sie ist fast immer schon irgendwo vorhanden. Mit ihren zahlreichen Samen sorgt sie für schnelle Ausbreitung und entwickelt sich schnell zum ungeliebten Unkraut. Man sollte dabei aber bedenken, dass sie mit ihren flachen Wurzeln den Boden vor Erosion schützt, im Winter vor Kälte und im Sommer vor Austrocknung. Auf Balkon und Terrasse oder im Zimmer lässt sie sich in Töpfen und Kästen als Grünfutter für Kanarienvögel und Wellensittich pflanzen.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten sind für die Vogelmiere keine Bedrohung. Blattläuse finden sich an dem frischen Grün recht häufig ein, und auch Schneckenfressen an ihr, ohne den robusten Pflanzen den Garaus zu machen.
Ökologie
Die winzigen Blüten der Gewöhnlichen Vogelmiere bestäuben sich zumeist selbst und bilden nur kleine Mengen Nektar; Bienen, Fliegen und Fransenflügler spielen bei der Bestäubung nur eine untergeordnete Rolle. Von den Wildbienen trifft man die pollensammelnden Sandbienen Andrena labiata und Andrena varians.
Umso wichtiger ist die allgegenwärtige Pflanze als Raupenfutter für 10 Schmetterlinge – hier finden sich Eulen und Spanner wie der seltene Hornkraut-Blattspanner (Euphya frustata) und die Braune Feuchtwieseneuele (Eriopygodes imbellica) ein.
Die Verbreitung der Samen erfolgt vor allem durch Ameisen und Mensch und Tier, bei denen sie an Pfoten und Schuhsohlen haften bleiben.
Wissenswertes
Die typische einzelne Haarlinie der Stängel verbessern die Wasserversorgung, falls an trockenen Standorten nur morgendlicher Tau zur Verfügung steht. Sie leiten das Kondenswasser zum nächsten Blattpaar, das die Feuchtigkeit aufnimmt.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner