Was ist Reif-Weide?
Die Reif-Weide ist ein meist bis acht, selten bis zu zwölf Meter hoher kurzstämmiger Baum oder vielstämmiger Strauch mit rundlicher Krone und ausladenden Zweigen, der in den europäischen Gebirgen weit verbreitet auftritt. In den Alpen, Pyrenäen und Karpaten findet man sie bis in Höhen von 2000 Metern auf dem Schwemmland an den Ufern von Bächen und Flüssen, wo sie auf kiesreichen und sandigen nassen Böden gedeiht, wie auch in lockeren Sanddünen.
Die Stämmchen werden bis zu 20 Zentimeter dick. Bei den jungen Zweigen ist die Rinde zunächst unbehaart und glänzend dunkelrot, aber mit der Zeit bildet sich die typische bläuliche Wachsschicht, die der Reif-Weide zu ihrem Namen verholfen hat; zudem wird die zusehends violettgraue Rinde längsrissig. Ihre Knospen sind groß, konvex und spitz mit einer glänzend dunkelroten Farbe.
Die gestielten lanzettlichen bis verkehrt-eiförmigen Blätter stehen relativ dicht und wechselständig an den Ästen; sie werden 7-12 Zentimeter lang und 2-3 Zentimeter breit, mit einem abgerundeten oder keilförmig zulaufenden Grund und einer kleinen Spitze sowie einem fein gesägten Rand. Die glänzend dunkelgrüne Oberseite ist anfangs dünn behaart, später kahl, die matte Unterseite ähnlich blau- bis graugrün wie der Reif der jungen Äste. Die kleinen Nebenblätter sind mit den Blattstielen verwachsen.
Die Reif-Weide ist zweihäusig getrenntgeschlechtlich, heißt es gibt männliche und weibliche Exemplare; die männlichen wie auch die weiblichen Kätzchen sind ungestielt, 2-5 Zentimeter lang und erscheinen vor dem Laubaustrieb im März und April. Die Hochblätter sind zweifarbig: unten hellrot, oben fast schwarz. Die Früchte reifen von Mai bis Juli und sind anfangs dicht weißhaarig.
Reif-Weide im Garten
Standort
Die Reif-Weide ist wie viele Weidenarten äußerst genügsam und stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden; am besten wächst und gedeiht sie, wenn dieser gut durchlässig ist und gleichmäßig feucht bis nass ausfällt, wie sie es von ihren natürlichen Standorten an Ufern gewöhnt ist, der pH-Wert sollte sauer bis schwach alkalisch sein. Auf jeden Fall braucht sie reichlich Licht, Salz verträgt sie nur in Maßen. Im Winter übersteht sie bis zu -34 °C.
Schnitt
Die Reif-Weide muss nur selten geschnitten werden; meistens reicht es vollkommen aus, wenn Du die abgestorbenen Äste und Zweige ab und zu entfernst. Sie gilt als ausgesprochen gut schnittverträglich und kommt selbst mit einem kräftigen Rückschnitt problemlos klar. Was sie allerdings nicht besonders mag ist regelmäßiges Mähen – eine Methode, sie schnell und zuverlässig loszuwerden.
Vermehrung
Einmal im Gartenhandel gekauft und im Garten gepflanzt kannst Du von der Reif-Weide Stecklinge schneiden und pflanzen, sie bewurzeln schnell und zuverlässig und lassen sich gut für die Vermehrung einsetzen. Zudem schlägt sie reichlich aus und sorgt so selbst für ihr Fortkommen.
Wie einfach die vegetative Vermehrung ist zeigt Dir unser Ratgeber
Weide vermehren.
Verwendung
Als windresistente und bodenfestigende Weide findet man die pflegeleichte und robuste Salix daphnoides häufig angepflanzt in Parks und Grünanlagen und an Straßenrändern. In Kiesgruben dient sie oft zur Befestigung des Untergrunds. In Gärten nutzt man sie gerne als pflegeleichte Heckenpflanze.
Schädlinge
Schädlinge oder Krankheiten spielen bei der äußerst robusten Reif-Weide keine besondere Rolle; eher selten finden sich Pilzkrankheiten wie Rostflecken auf den Blättern.
Ökologie
- Als Frühblüher, der oft bereits im Februar die ersten Kätzchen treibt ist Salix daphnoides ein wichtiger früher Futterlieferant für die erwachende Insektenwelt.
- 32 Wildbienen holen sich hier den Pollen für ihren Nachwuchs; ein Großteil davon gehört zu den Sandbienen der Gattung Andrena.
- Als Nektarlieferant dient die Reif-Weide dem bekannten Zitronenfalter Gonepteryx rhamni.
- Als Raupenfutter wird sie zudem von drei Schmetterlingen genutzt, der Zackeneule Scoliopteryx libatrix, dem Zickzack-Zahnspinner Notodonta ziczac und dem tagaktiven Rotbauchigen Weiden-Glasflügler Synanthedon formicaeformis.
- Die Verbreitung der Samen erfolgt mit dem Wind, der die Büschelchen über weite Strecken davonträgt.
- Mit dem Schwinden ihrer natürlichen Lebensräume wie den alpinen Auenlandschaften gerät auch die Reif-Weide zusehends ins Hintertreffen; inzwischen gilt sie vielerorts als gefährdet.
Wissenswertes
- Die Reif-Weide ist eine alte Heilpflanze, die wie viele andere Weidenarten vor allem wegen des Gehaltes ihrer Rinde an Salicin genutzt wurde. Das Salicylalkohol-Glykosid ist die natürliche Variante unserer bekanntesten Kopfschmerztablette, die das Derivat Acetylsalicylsäure enthält.
- Zudem enthält die Rinde Gerbstoffe, Flavonoide und Phenolcarbonsäuren, die eine fiebersenkende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung
- Die Sorte ‚Aglaia‘ wurde mit dem renommierten Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society ausgezeichnet.
Das Laub von Reif-Weide ist schnell kompostierbar
Das Herbstlaub von Salix daphnoides wird innerhalb von etwa einem Jahr zu wertvollem Laubkompost, den du zum Düngen deines Nutzgartens verwenden kannst. Nutze das Laub auch als Mulch, um den Boden vor Erosionen und Frost zu schützen. Ob als Kompost oder als Mulch – so förderst Du die Humusbildung.