Was ist Gewöhnlicher Natternkopf?
Der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) ist eine einheimische Charakterpflanze sonniger, sandig-mineralreicher Standorte und auf Ruderalstellen, Heiden, Waldrändern und Trockenrasen häufig anzutreffen. Das Mitglied der Raublattgewächse (Boraginaceae) ist zweijährig und wird 40-80 Zentimeter hoch. Mit zunehmendem Alter bildet er eine bläulich-rötliche Rübe, der im ersten Jahr eine bodennahe Blattrosette und im zweiten Jahr zusätzlich ein oder mehrere aufrechte runde Stängel entspringen.
Stängel und Blätter sind wie bei allen Raublattgewächsen dicht mit Borsten besetzt. Typisch für die Triebe sind winzige rote Flecken. Die fünfzähligen zygomorphen Blüten stehen in großen endständigen Ähren – botanisch korrekt handelt es sich um Thyrsen mit Wickel-Zymen - und sind anfangs rot, später leuchtend blau. Aus ihnen entwickeln sich die vierteiligen Klausenfrüchte mit glatten schwarzen Samen.
Gewöhnlicher Natternkopf im Garten

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Standort
Natternkopf bevorzugt einen sandigen, mineralreichen und gut durchlässigen Boden in voller Sonne, der auch trocken sein darf. Nur Überdüngen sollte man ihn nicht – er mag es lieber nährstoffarm und wird dann auch nicht so schnell von konkurrenzstarken Nachbarn überwuchert.
Schnitt
Ein Schnitt ist bei der Staude nicht nötig, zumal sie sich im Winter zurückzieht.
Vermehrung
Die Vermehrung mit Samen ist einfach, und der Gemeine Natternkopf sorgt zudem für reichliche Selbstaussaat.
Verwendung
Mit seiner Vorliebe für sandig-trockene und sonnige Plätze ist der Gemeine Natternkopf ein beliebter Kandidat für Steingärten und Wildstaudenbeete. Wer sich die hervorragende Bienenweide auf Terrasse oder Balkon holen möchte, kann das mit Kübeln oder Containern tun. Sie geben den Wurzeln genügend Platz und sorgen für reichlichen Insektenbesuch.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten spielen bei dieser robusten Pflanze keine Rolle. Nicht einmal Schneckeninteressieren sich für das zarte Grün.
Ökologie
Der Gemeine Natternkopf ist eine reichhaltige und besonders zuckerhaltige Nektarquelle. In Deutschland fliegen ihn 37 Arten von Wildbienen an, darunter viele Mauerbienen, Mörtelbienen und Pelzbienen. Sie orientieren sich dabei am UV-Licht, das die Blüten reflektieren.
Auch der Farbwechsel von Rot nach Blau spielt eine Rolle: solange sie rot erscheinen, sind die Staubblätter reif, bei den blauen die Fruchtblätter, und nur bei den roten Exemplaren gibt es Nektar zu holen. So stellen die Pflanzen sicher, dass der Pollen einer fremden Blüte auf die Narbe gebracht wird.
Natternkopf gehört zu den wenigen einheimischen Pflanzen, bei denen die Pollenkörner blau sein. Bienen mit graublauen Pollenhöschen an den Hinterbeinen geben sich als Besucher des Raublattgewächses zu erkennen. Als Beitracht ist Natternkopf bei der Honigproduktion wegen seines Nektarreichtums beliebt und in vielen Blütenhonigen zu finden.
Darüber hinaus nutzen ihn 49 Schmetterlinge, und auch bei Schwebfliegen und anderen Insekten sind die blauen Blütenstände heißbegehrt. Die bekanntesten Besucher sind der Schwalbenschwanz (Papilio machaon), Weinschwärmer (Deilephila spec.), Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) und Kohlweißlinge (Pieris spec.). Als Raupenfutter ist weniger begehrt; hier sind vor allem angehende Distelfalter (Vanessa cardui) oder Messing-Eulen (Diachrysia chrysitis) anzutreffen.
Wissenswertes
Seinen Namen hat der Natternkopf seinen Blüten zu verdanken: Mit etwas Phantasie sehen sie aus wie der Kopf einer Schlange, mit den herausragenden Staubgefäßen als Zunge.
Ähnlich wie Jakobs-Greiskraut und einige andere Verwandte ist der Gemeine Natternkopf durch Pyrrolizidin-Alkaloide in Verruf geraten, die als krebserregend gelten. Dagegen ist das in großen Mengen enthaltene Allantoin äußerlich angewandt ein altes Hausmittel bei Wunden. Es wird antioxidativ und feuchtigkeitsspendend, verbessert die Wundheilung und verhindert die Bildung von Narbengewebe.
Äußerlich verwendet die Naturheilkunde das zerriebene Kraut als probates Mittel gegen Verstauchungen und Zerrungen. Auf eine Einnahme des alten pflanzlichen Heilmittels in Form von Tee sollte man sicherheitshalber verzichten.
Das Vorkommen des Gemeinen Natternkopfes als Pionierpflanze auf Industriebrachen ist bemerkenswert, denn er stört sich auch nicht an einer Belastung des Bodens mit giftigen Schwermetallen. Mit dem Blei und Zink im Boden alter Schmelzöfen, die allen anderen Pflanzen den Garaus machen, kommt er erstaunlich gut zurecht. Er dient als Zeigerpflanze für sandige und schwermetallbelastete Böden.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner