Was ist Gefleckte Taubnessel?
Gefleckte Taubnessel oder Bienensaug (Lamium maculatum) ist eine der häufigsten einheimischen Taubnesselarten und gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Das ausdauernde, selten einjährige Kraut erreicht mit seinen Blütenständen eine Wuchshöhe von bis zu 60 Zentimetern und bildet oftmals dichte Bestände. Man findet sie verbreitet und häufig in Unkrautgesellschaften von Waldrändern, Ufersäumen, an Wegrändern und Zäunen wie auch auf Staudenfluren.
Einer kräftigen und tiefreichenden Wurzel entspringen zahlreiche oberirdische und unterirdische Ausläufer. Die vierkantigen und innen hohlen Stängel sind aufrecht oder aufsteigend, nur am Grund wenig verzweigt, kahl oder abstehend weiß behaart und vor allem nach oben hin dunkelrot gefärbt. Die dunkelgrünen Blätter stehen kreuzgegenständig, haben einen langen Stiel, der weiter oben am Stängel zusehends kürzer wird. Ihre Spreite ist variabel von eiförmig bis herzförmig, immer aber mit einer lang auslaufenden Spitze und einem doppelt und grob gesägtem Rand. Sie sind dicht behaart und haben häufig eine hellere Zeichnung in der Mitte.
Die in Scheinquirlen angeordneten Blüten stehen in den Achseln der oberen Stängelblätter. Sie sind purpurfarben, selten weiß und typisch für die Gattung mit Ober- und Unterlippe versehen. Die Kelchblätter sind verwachsen, lang gespitzt und deutlich kürzer als die Kronblätter. Ihre Kronröhre ist aufwärts gebogen, innen mit einem weißen Haarring versehen und 20-30 Millimeter lang. Die Unterlippe ist gefleckt, der Pollen deutlich rot gefärbt. Als Früchte bilden sich Klausenfrüchte, die in vier Klausen zerfallen.
Gefleckte Taubnessel im Garten

Quelle: olko1975/shutterstock.com
Standort
Die Gefleckte Taubnessel bevorzugt einen feuchten, mild-neutralen humosen und lockeren Ton- und Lehmboden mit reichlich Nährstoffen – sie gilt als Stickstoffzeiger. Der Stand sollte halbschattig sein.
Schnitt
Ein Schneiden ist bei der Gefleckten Taubnessel nur zum Entfernen alter Triebe oder zum Begrenzen des ausufernden Wachstums notwendig.
Vermehrung
Die Vermehrung der Gefleckten Taubnessel ist durch Teilen der Horste am einfachsten möglich; darüber hinaus kann man die Samen zeitig im Frühjahr an Ort und Stelle im Garten aussäen. Einmal angepflanzt verbreitet sie sich mit Samen und Ausläufern auch fleißig selbst.
Verwendung
Mit ihren hübschen Blüten und Blättern ist die Gefleckte Taubnessel vor allem wichtig für Hummeln und Schmetterlinge. Sie macht sich gut in Blumenbeeten und Rabatten, aber auch am Gehölzrand oder am Rand von Staudenbeeten. Als Bodendecker erobert sie schnell große Flächen.
Schädlinge
Schnecken machen sich bevorzugt über die jungen Triebe her, ältere Pflanzen haben deutlich weniger zu befürchten. Um die Blüten herum tummeln sich häufig Blattläuse, und bisweilen werden die Blätter von Rostpilzen befallen.
Ökologie

Quelle: olko1975/shutterstock.com
Die Blüten der Gefleckten Taubnessel locken mit ihrem intensiven Geruch und weisen mit Saftmalen den Weg zum Nektar. Der bleibt jedoch wegen der langen Kronröhre nur langrüsseligen Insekten vorbehalten, insbesondere Hummeln und Schmetterlingen. Einige kurzrüsslige Hummeln und Bienen knabbern kurzerhand ein Loch in die Seite der Röhre, um so ohne Bestäubungsleistung an den süßen Saft heranzukommen.
Fünf Wildbienen sammeln an der Gefleckten Taubnessel Pollen für ihre Brutnester, die Sandbienen Andrena nitida und Andrena flavipes sowie Osmia bicornis und die beiden Pelzbienen Anthophora plumipes und Anthophora pubescens.
Die Blätter verwenden elf Schmetterlinge als Raupenfutter, allesamt Eulenfalter und Spanner wie Messingeule (Diachrysia chrysitis) oder der Gelbe Fleckenspanner (Pseudopanthera macularia).
Das ölhaltige Elaiosom der Samen zieht Ameisen an, die für die Verbreitung sorgen. Darüber hinaus werden die Samen auch vom Wind aus den getrockneten offenen Kapseln herausgestreut.
Wissenswertes
Die Gefleckte Taubnessel ist sehr formenreich und bildet zahlreiche Varietäten mit unterschiedlicher Blattform, -größe, Behaarung und Blütenfarbe. Neben der purpurfarben blühenden Wildform gibt es auch weiße Albinos und Zuchtsorten mit panaschierten Blättern im Gartenfachhandel.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner