Was ist Wald-Ziest?
Wald-Ziest (Stachys sylvatica) bezeichnet eine 30-100 Zentimeter hohe krautige Pflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Man findet ihn verbreitet in Auwäldern, feuchten Laubmischwäldern sowie an Ufern, Quellen und Waldwegen. Mit Ausnahme der angenehm duftenden Blüten riechen alle Pflanzenteile beim Zerreiben unangenehm.
Den knolligen Wurzeln entspringt der aufrechte, meist rot überlaufene vierkantige Stängel mit kreuzgegenständigen saftig grünen Blättern. Diese sind langgestielt, herzförmig mit lang auslaufender Spitze und 8-12 Zentimeter lang. Der Rand ist gezähnt, die Oberfläche abstehend behaart.
Bei den Blütenständen handelt es sich um 10-20 Zentimeter lange Ähren mit Scheinquirlen, bei denen die zumeist sechs Einzelblüten in den Blattachseln laubblattähnlicher Hochblätter stehen. Die Blütenstiele sind kurz, die Blüten typische Lippenblüten, die meist dunkelrot sind und eine weiße Zeichnung auf der Unterlippe aufweisen. Als Früchte bilden sich dunkelbraune eiförmige Klausenfrüchte.
Wald-Ziest im Garten
Standort
Der Wald-Ziest bevorzugt einen frischen nährstoffreichen, vorzugsweise kalkhaltigen locker-humosen Ton- und Lehmboden mit viel Licht im Halbschatten.
Schnitt
Ein Schnitt ist beim Wald-Ziest nur zum Entfernen abgeblühter und verwelkter Teile erforderlich, oder wenn man im Herbst die Selbstaussaat mit Samen verhindern möchte.
Vermehrung
Die Vermehrung gelingt mithilfe von Ablegern, die man aus den Horsten aussticht, oder mithilfe von Samen. Er breitet sich vegetativ auch selbst aus wie auch durch Selbstaussaat.
Verwendung
Mit seinen hübschen Blüten ist der Wald-Ziest eine hübsche einheimische Bereicherung für Bauerngärten oder Blumenbeete und bietet Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlingen Nahrung.
Schädlinge
Pilzerkrankungen spielen beim Wald-Ziest seltener eine Rolle als Parasiten, die zu Missbildungen führen. Deren Herkunft ist häufig nur schwer nachzuverfolgen.
Ökologie
Die Bestäubung des Wald-Ziests übernehmen vor allem Honigbienen und Schwebfliegen. Vier Wildbienen sammeln den Pollen, die beiden Pelzbienen Anthophora furcata und Anthophora borealis wie auch die Wollbiene Anthidium manicatum und die Keulhornbiene Ceratina cyanea.
Sechzehn Schmetterlinge legen ihre Eier hier ab und nutzen die Blätter als Raupenfutter oder sammeln den Nektar. Dazu gehören die Silberblatt-Goldeule (Autographa bractea), Silberpunkt-Höckereule (Autographa jota) und der Gelbe Fleckenspanner (Pseudopanthera macularia).
Die Samen verbreiten sich mit dem Wind oder durch Anhaften im Fell von vorüberstreifenden Tieren.
Wissenswertes
Der Wald-Ziest ist eine alte Heilpflanze, die man heutzutage vor allem wegen des unangenehmen Geruchs kaum noch einsetzt. Früher verwendete man einen aus den Blättern zubereiteten Tee bei Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden als krampflösendes und beruhigendes Mittel.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner