Was ist Wegwarte?
Die Gemeine Wegwarte oder Zichorie (Cichorium intybus) wird bis zu 120 Zentimetern hoch und gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). In Europa ist sie an Weg- und Feldrändern weit verbreitet – daher auch der Name. Ihre Stängel entspringen einer großen Pfahlwurzel und verzweigen sich sparrig. Die dunkelgrünen Blätter erinnern mit ihren rückwärts gerichteten Fiedern an Löwenzahn und sind unterseits rauhaarig. Bodennah stehen sie in einer dichten Rosette, am Stängel werden sie nach oben hin immer kleiner und lanzettlicher. Die strahlenförmigen Blüten erstrahlen in einem charakteristischen Hellblau und erreichen einen Durchmesser von knapp fünf Zentimetern. An ihrer Spitze weisen die wie abgeschnitten aussehenden Zungenblüten kleine Sägezähne auf, die für die Zichorie typisch sind. Als Früchte dienen rund zwei Millimeter lange nussartige Achänen mit kurzem Pappus.
Wegwarte im Garten

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Standort
Die Wegwarte ist eine Pionierpflanze und entsprechend anspruchslos. Sie nimmt mit so ziemlich jeder Gartenerde vorlieb und bevorzugt einen sonnigen Standort. Der Boden kann relativ trocken sein, aber mit etwas Feuchtigkeit gedeiht und blüht sie wesentlich reichhaltiger.
Schnitt
Wegwarten muss man nur zurückschneiden, wenn sie zu groß werden oder sich zu weit ausbreiten. Als Schnittblume sind sie hübsch, verblühen aber schnell.
Vermehrung
Die Vermehrung der Wegwarte erfolgt mit Samen oder durch Ausgraben und Versetzen von Ablegern.
Verwendung
Mit ihren hübschen blauen Blüten bereichert die Wegwarte Bauerngärten und Blumenbeete. In Gruppen kommt sie am besten zur Geltung, und die blaue Farbe lässt sich gut mit anderen buntblühenden Stauden kombinieren.
Schädlinge
Die Wegwarte ist ausgesprochen robust und hat selten mit Schädlingen oder Krankheiten zu kämpfen.
Ökologie

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Die kurzlebigen blauen Blüten dienen in Deutschland 38 Arten von Hummeln und anderen Wildbienen als reichhaltige Nektar- und Pollenquelle. Darüber hinaus finden sich hier Schmetterlinge, Schwebfliegen und andere Insekten ein.
Wissenswertes
Die himmelblauen Blüten der Wegwarte sind hübsch, aber von kurzer Dauer. Sie öffnen sich früh am Morgen und sind am späten Nachmittag bereits verblüht. Bei Schnittblumen muss man sich demzufolge auf einen reichhaltigen Knospenansatz verlassen. Neben der blauen Grundform gibt es selten weiße oder rötliche Exemplare.
Zuchtformen der Zichorie gibt es viele – die bekanntesten sind Chicorée, Endivie und Radicchio. Das kommt nicht von ungefähr, denn sie erfreut sich als Salat- und Gemüsepflanze seit der Antike großer Beliebtheit. Der Legende nach ist sie aus Ägypten nach Griechenland gekommen, und der Artname intybus ist die griechische Verballhornung des Novembers tbt (ta-abet) im altägyptischen Kalender: Er weist die Pflanze als Wintersalat aus.
Im Jahre 2020 wurde die Zichorie zur Heilpflanze des Jahres auserkoren. Man verwendet die Wurzel mit ihren Bitterstoffen in Homöopathie und Naturheilkunde als magenstärkendes Mittel, zur Verbesserung der Gallensekretion und bei Hautunreinheiten. Ähnliche Anwendungen werden bereits in den mittelalterlichen Kräuterbüchern erwähnt.
Interessant ist der Kohlenhydratspeicher der fleischigen Wurzeln: Sie enthält nicht die für die meisten Pflanzen typische Stärke, sondern Inulin, ein Kohlenhydrat, das nicht aus Glukosebausteinen, sondern aus Fruktoseketten besteht.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner