Was ist Knoblauchsrauke?
Knoblauchsrauke oder Knoblauchhederich (Alliaria petiolata) erhielt ihren Namen von seinem intensiven Knoblauchgeruch. Die mehrjährige krautige Pflanze gehört zu den Kreuzblütlern (Brassicaceae) und erreicht Wuchshöhen von bis zu einem Meter. Man findet sie in ganz Europa verbreitet in Laubwäldern, an Wegrändern, Schuttplätzen, Mauern und Gebüschen, oft in dichten Gemeinschaften mit der Brennnessel (Urtica dioica), die ebenfalls nährstoffreiche Böden bevorzugt.
Unterirdisch ist sie mit einer langen, hellbraunen Pfahlwurzel verankert, oberirdische stehen die vierkantigen, hellgrünen Stängel mit ebenso saftiggrünen Blättern. Diese sind gestielt, gekerbt, am Grund rundlich-herzförmig, weiter oben am Stängel herzförmig mit auslaufender Spitze und beiderseits leicht eingebuchteten Rand. Die endständigen Blütentrauben enthalten zahlreiche, bis zu acht Zentimeter große weiße Blüten mit der für die Familie typischen vierzähligen Kreuzform.
Aus ihnen entwickeln sich langgestreckte Schoten, die wenig dicker sind als ihr Stiel und die sich mit zunehmender Reife braun verfärben. Ausgereift öffnen sie sich von der Basis her und fallen ab. Die drei Millimeter großen schwarzbraunen Samen bleiben eine Weile an der verbliebenen Scheidewand der Schote stehen.
Knoblauchsrauke im Garten
Standort
Die Knoblauchsrauke bevorzugt stickstoffreiche, leicht feuchte Böden mit Sonne oder Halbschatten. Im Sommer muss man bei langanhaltender Trockenheit mit der Gießkanne nachhelfen, bevor die Blätter schlappmachen.
Schnitt
Ein Schneiden ist nur nötig, wenn man ausuferndes Wachstum begrenzen möchte.
Vermehrung
Die Vermehrung der Knoblauchsrauke erfolgt am einfachsten durch das Ausgraben und Versetzen aus vorhandenen Beständen. Ansonsten kann man sie leicht im zeitigen Frühjahr aus Samen ziehen – sie benötigen eine Runde Kälte zum Keimen. Hat man bereits Pflanzen im Garten, sorgen die Samen fleißig für die Selbstaussaat.
Verwendung
Man verwendet die Knoblauchsrauke in kleinen Gruppen in Wildkräuterbeeten, am Rand von Gehölzen oder als Gewürzpflanze in Kübeln und Blumentöpfen. So kann man sie auch auf Terrassen und Balkonen unterbringen.
Schädlinge
Etliche Schmetterlingsraupen nutzen die Blätter als Futter. Man sollte sie aber nicht als Schädlinge betrachten, sondern froh darüber sein, dass die Knoblauchsrauke im Garten etwas zum Artenschutz beiträgt. Die etherischen Öle halten Blattläuse weitestgehend fern.
Ökologie
Insekten fällt der Geruch der Knoblauchsrauke wie dem Menschen bereits aus der Ferne auf. Allerdings sind Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und Schwebfliegen eher an den kleinen nektarreichen Blüten interessiert. Sogar Käfer und Erdwanzen finden sich hier in der mittäglichen Sommerhitze in großer Zahl ein. Angewiesen auf die Bestäuber ist das Kraut nicht, es kann sich auch selbst bestäuben; Fremdbestäubung vermehrt allerdings den Fruchtansatz.
Einige Tagfalter nutzen die Blätter zudem als Raupenfutter, so der seltene Aurorafalter (Anthocharis cardamines) und Weißlinge wie Kleiner und Großer Kohlweißling (Pieris rapae und Pieris brassicae) oder Rapsweißling (Pieris napi)
Den Verbreitungsmechanismus bezeichnet man als Semachorie. Tiere oder der Wind müssen die an der Scheidewand der Schoten stehenden Samen im Bewegung versetzen, damit sie in Bewegung geraten und ein Stück weit weggeschleudert werden.
Wissenswertes
Die Knoblauchsrauke ist eine alte Heilpflanze, welche die Naturheilkunde bei Erkrankungen des Verdauungstraktes und der Atemwege verwendet. Biologisch aktive Substanzen sind Senfölgylkoside wie Sinigrin, das man auch in Senf und Meerrettich findet. Wird man unterwegs von einem Insekt gestochen, kann man ein Blatt der allgegenwärtigen Knoblauchsrauke zerreiben und zur Linderung auf den Stich auftragen – die Senfölglykoside wirken antiseptisch und lindern die Entzündung.
Noch im Mittelalter gehörte die Knoblauchsrauke als beliebte und anspruchslose Gewürzpflanze zu jedem Bauerngarten und war unverzichtbarer Bestandteil der Klostergärten. Damals waren vor allem die pfeffrig-scharfen Samen beliebt. Erst als mit zunehmendem Gewürzhandel echter Pfeffer nicht mehr als Luxusgut galt verlor sie ihre Bedeutung.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner