Was ist Winter-Bohnenkraut?
Winter-Bohnenkraut, Berg-Bohnenkraut oder Karst-Bergminze (Satureja montana) ist im Gegensatz zum in unseren Gärten wesentlich weiter verbreiteten (Sommer-) Bohnenkraut (Satureja hortensis) mehrjährig. Beide Würzkräuter gehören zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae), wobei das Winter-Bohnenkraut ursprünglich in Südeuropa beheimatet ist, wo es sein Hauptverbreitungsgebiet auf den trockenen und kalkigen Gras- und Felsfluren der Balkanhalbinsel hat; auf den Mittelmeerinseln fehlt es hingegen fast vollständig. In Deutschland trifft man es nur sehr selten ausgewildert an.
Es handelt sich dabei um einen immergrünen zwergigen Halbstrauch, der eine Höhe von 10-15 Zentimetern erreicht und nur im unteren Anteil verholzt. Seine aufrechten und aufsteigenden Stängel sind im Querschnitt rund bis leicht vierkantig und an den Enden kurzhaarig und rötlich-violett überlaufen. Die gegenständig stehenden Blätter sind dunkelgrün, ungestielt, linealisch bis lanzettlich, 0,5-3 Zentimeter lang und 2-5 Millimeter breit, recht steif mit einem ganzen Rand und kahlen Spreiten und über der Mitte am breitesten. Dafür sind die Ränder kurz borstig behaart und die Flächen zeigen deutliche Öldrüsen. Beim Zerreiben riechen sie unverwechselbar aromatisch nach Bohnenkraut.
Im Sommer erscheinen die Blüten an den Enden der aufrechten Triebe; dort bilden sie dichte, leicht einseitswendige Ähren – genauer Scheinquirle - aus bis zu 14 wirtelig stehenden, weißen, rosafarbenen oder violetten Einzelblüten. Diese erreichen eine Länge von 7-10 Millimeter, wobei die untersten von den 1-2 Zentimeter langen Hochblättern überragt werden; sie sind typische Lippenblüten mit fünfzähliger doppelter Blütenhülle und zygomorpher Form. Die Kelchblätter sind zu einer 2-6 Millimeter langen Röhre mit zehn Nerven verwachsen, die 6-14 Millimeter lange Kronröhre ist im Inneren mit langen Haaren besetzt und weist eine große dreilappige Unterlippe und eine wenig kürzere rundliche Oberlippe auf. Berg-Bohnenkraut ist gynodiözisch und bildet zwittrige oder funktionell weibliche Blüten; bei letzteren sind die männlichen Anteile reduziert. Ansonsten finden sich trotz der Fünfzähligkeit nur vier Staubblätter, das fünfte ist verkümmert; sie ragen aus der Kronröhre heraus. Der Fruchtknoten ist durch falsche Zwischenwände vierkammerig. Aus ihm entwickeln sich nach er Bestäubung 1-1,5 Millimeter große, eiförmig-dreieckige braune Teilfrüchte mit einem großen Samenanhängsel.
Winter-Bohnenkraut im Garten
Standort
Das Winter-Bohnenkraut möchte einen warmen und vollsonnigen Platz im Garten oder Kräuterbeet – sechs Stunden Sonne sollten schon drin sein. Der Boden sollte locker, eher nährstoffarm und gut durchlässig sein, denn Trockenheit verträgt es wesentlich besser als Staunässe, die schnell tödlich endet. Kalkhaltige oder alkalische Böden mag es besonders. Ansonsten ist das Kraut ausgesprochen anspruchslos und pflegeleicht und darüber hinaus winterhart.
Schnitt
Ein besonderer Schnitt oder spezielle Pflege sind beim Winter-Bohnenkraut nicht vonnöten. Nicht über die oft im Winter kahl werdenden Stängel wundern, im Frühjahr treiben die scheinbar kahlen Stecken fleißig erneut aus.
Schneiden heißt daher in erster Linie ernten – das kann man sozusagen im laufenden Betrieb machen und immer so viel davon abschneiden, wie man aktuell in der Küche verbraucht. Bei älteren Pflanzen empfiehlt es sich, im Frühjahr einen leichten Rückschnitt vorzunehmen, damit der Neuaustrieb reichhaltiger ausfällt. Tipp für die Ernte: Am aromatischsten ist das Winter-Bohnenkraut kurz vor und zu Beginn der Blütezeit. Einige Pflänzchen solltest Du aber Samen bilden lassen, damit Du fürs nächste Jahr noch etwas zu Aussäen hast – falls die Bestände nicht ausreichen sollten, immerhin wächst Satureja montana mehrjährig.
Vermehrung
Lässt Du das Berg-Bohnenkraut gewähren, so sorgt es fleißig für Selbstaussaat. Am besten bringst Du die Samen im Mai nach den Eisheiligen bis in den Juni hinein direkt im Freiland aus, vorzugsweise in Reihen mit 20-25 Zentimetern Abstand. Es handelt sich um Lichtkeimer, die nur leicht an das Substrat angedrückt werden dürfen. Nicht zu viele Samen zusammen, die Pflänzchen erreichen im Alter auch eine entsprechende Breite, die dem Reihenabstand entspricht. Stehen sie zu dicht, bilden sie viele Stängel und nur dürftig Blätter. Gegebenenfalls kannst Du sie auch dicht säen und später nur die kräftigsten Jungpflanzen behalten. Bis die Samen keimen dauert 2-3 Wochen; bis dahin solltest Du gleichmäßig feucht halten, ohne zu überwässern.
Vegetative Vermehrung ist ebenso möglich – dazu bewurzelt man halbverholzte Stecklinge im Sommer.
Verwendung
Der Name kommt nicht von ungefähr – Winter-Bohnenkraut ist nicht nur ein beliebtes Gewürz für Bohnengerichte, sondern auch eine ausgezeichnete Begleitpflanze für Bohnengewächse im Garten. Mit seinem strengen Geruch hält es viele Bohnenschädlinge wie den Bohnenkäfer (Acanthoscelides obtectus) fern. Das gilt aber in ähnlicher Weise auch für Rosen: Wer seine empfindlichen Edelrosen vor Mehltau und Blattläusen schützen möchte sollte es mal mit Berg-Bohnenkraut im Unterwuchs versuchen.
Darüber hinaus ist das Bergbohnenkraut natürlich für den Kräutergarten prädestiniert, aber auch eine hübsche Zierpflanze für den Steingarten oder Kasten und Kübel auf Balkon oder Terrasse und vor allem eine ausgezeichnete Bienenweide.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten wird man beim äußerst robusten Winter-Bohnenkraut kaum jemals finden. Dafür sorgen nicht zuletzt die ätherischen Öle, die selbst den verfressenen Schneckenein Graus sind.
Ökologie
Quelle: Walter Erhardt/shutterstock.com
Die Lippenblüten des Winter-Bohnenkrautes stehen in ihrer Beliebtheit bei Insekten denen vom Echten Bohnenkraut kaum nach. Sie werden von Bienen, Hummeln, Wespen und Schlupfwespen wie auch von Schmetterlingen besucht. Schon Vergil empfahl das Kraut in der Nähe von Bienenstöcken anzupflanzen. Die Verbreitung der Samen übernehmen neben Wind und Schwerkraft Ameisen, die sich für das nahrhafte Elaisosom interessieren.
Wissenswertes
Unterschied Sommer-Bohnenkraut und Winter-Bohnenkraut
Vom Sommer-Bohnenkraut Satureja hortensis unterscheidet sich das Winter-Bohnenkraut Satureja montana vor allem durch den mehrjährigen Wuchs, seine derberen und gespitzen Blätter, die zudem deutlich länger sind als die Stängelabschnitte und die Blüten, die mit 6-14 Millimetern fast doppelt so groß ausfallen.
Namen und Unterarten von Bohnenkraut
Satureja als Gattungsname war bereits den alten Römern geläufig; vermutlich geht er auf den Wortstamm zurück, den wir auch von saturiert, gesättigt kennen und spielt auf die verdauungsfördernde Wirkung der alten Heil- und Gewürzpflanze an. Der Artname montana entspricht dem deutschen Berg-Bohnenkraut. Die Bezeichnung Winter-Bohnenkraut ist darauf zurückzuführen, dass es im Gegensatz zu seinem nahen Verwandten die kalte Jahreszeit problemlos überlebt.
In seiner südeuropäischen Heimat gibt es eine ganze Reihe von Unterarten, die man bisweilen auch im Gartenfachhandel näher bezeichnet. Sie unterscheiden sich weniger im Habitus als in ihrer regionalen Verbreitung. Eine größere Rolle spielt davon nur das Zitronen-Bergbohnenkraut Satureja montana var. citriodora, das nicht ganz so herb, dafür aber deutlich nach Zitrone schmeckt und einen aromatischen Tee abgibt.
Winter-Bohnenkraut ernten und trocknen
Als Würzkraut ist das Bohnenkraut vor allem deshalb beliebt, weil es schwere Gerichte wesentlich besser verdaulich macht. Dafür verantwortlich zeichnen das reichlich vorhandene ätherische Öl mit reichlich aromatischem Carvacrol wie auch die Gerbstoffe. In der Küche ist Winter-Bohnenkraut sogar noch deutlich würziger als das üblichere „normale“ Echte Bohnenkraut Satureja hortensis. So manchem ist es eher schon zu intensiv – daher sollte man es unbedingt nur sparsam verwenden.
Üblicherweise erntet man das gerade erblühte Winter-Bohnenkraut; es verliert seine Würzkraft nach dem Trocknen nicht, ganz im Gegensatz zu vielen empfindlichen Gartenkräutern. Die Triebe werden abgeschnitten, gebündelt und kopfüber an einem trockenen und luftigen Ort getrocknet. Danach kann man die würzigen Blätter einfach abrebeln und in dicht schließenden Gefäßen vor Licht und Wärme geschützt aufbewahren. Sie sind ein beliebtes Gewürz für Fleisch- und Bohnengerichte, Eintöpfe, Suppen und Saucen, Aufläufe und Kartoffelspeisen. Man sollte es nicht zu lange mitkochen lassen, da es dabei recht viel von seinem Aroma verliert.
Winter-Bohnenkraut in der Naturheilkunde
In der lokalen Volksheilkunde am Mittelmeer ist das Berg-Bohnenkraut eine beliebte Heilpflanze; es gilt als verdauungsfördernd und krampflösend, antiseptisch und schleimlösend. Die zerriebenen Blätter als Umschlag aufgelegt helfen auch bei Insektenstichen, der Tee bei Blasenentzündungen, Durchfall, Blähungen und Husten. Auch bei Menstruationsbeschwerden soll Bohnenkrauttee helfen, schwangere Frauen sollten allerdings darauf verzichten.
Bohnenkraut als Aphrodisiakum oder Anaphrodisiakum
Heute weniger interessant sind die Auswirkungen von Bohnenkraut auf das sexuelle Verlangen. In der traditionellen Medizin sagte man dem Sommer-Bohnenkraut eine aphrodisierende, dem Winter-Bohnenkraut eine anaphrodisierende, also das genaue Gegenteil nach.