Was ist Estragon?
Estragon (Artemisia dracunculus) ist eine alte Heil- und Gewürzpflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) und nahe mit Beifuß und Wermut verwandt. Er ist in Osteuropa, Asien und Nordamerika beheimatet und wird häufig in Gärten kultiviert; wild findet man ihn nur selten und vorübergehend in Unkrautgesellschaften.
Es handelt sich dabei um einen ausdauernden krautigen, in den unteren Anteilen verholzenden 100-120 Zentimeter hohen Halbstrauch mit einem kriechenden Rhizom, aufrechten Trieben und ungestielten hell- bis mittelgrünen lanzettlichen, bis zu 10 Zentimeter langen glänzend grünen Blättern. Ihr Rand ist glatt oder fein gesägt. Er blüht nur sehr sparsam; dabei stehen die gelblichweißen, nickenden und eher unscheinbaren Blütenkörbchen stehen mit bis zu 40 Exemplaren in lockeren, 5-35 Zentimeter langen Rispen. Die einzelnen Blüten sind 2-4 Millimeter groß, mit grünen Hüllblättern, weiblichen Röhrenblüten am Rand und zwittrigen in der Mitte. Samen bildet er bestenfalls spärlich.
Estragon im Garten
Standort
Estragon benötigt einen nährstoffreichen und gut durchlässigen Boden und viel Sonne. In schweren Böden überlebt er nur kurze Zeit. Es mag es eher trocken als zu nass.
Schnitt
Will man den Estragon als Gewürz ernten, sollte man das unmittelbar vor der Blüte tun, denn dann ist der Gehalt an etherischen Ölen am höchsten. Ansonsten sollte man ihn ab und zu im Frühling zurechtstutzen, damit er schön buschig bleibt und nicht verkahlt.
Vermehrung
Den Französischen Estragon muss man vegetativ mit Ablegern vermehren, da die Pflanzen infertil sind. Beim Russischen Estragon werden auch eher selten Samen angesetzt, die man dann aber für die Aussaat verwenden kann.
Verwendung
Als alte Heil- und Gewürzpflanze ist der Estragon prädestiniert für Kräuter- und Apothekergarten.
Schädlinge
Estragon ist relativ unempfindlich und wird eher selten von Blattläusen und Pilzkrankheiten heimgesucht.
Ökologie
An den aromatischen Blättern machen sich die Raupen der Beifuß-Blüteneule (Schinia scutosa) zu schaffen.
Wissenswertes
Französischer Estragon (Artemisia dracunculus ssp. sativa) ist unfruchtbar und wächst langsamer als der Russische Estragon (Artemisia dracunculus ssp. inodora), schmeckt aber deutlich würziger. Dafür ist der Letztere unempfindlicher gegenüber Frost und bildet, wenn auch nur selten, Samen. Verwendet werden die Blätter. Beim Trocknen wie auch bei längerem Kochen geht viel von dem charakteristischen Aroma verloren, sodass man Estragon in der Küche vorzugsweise frisch verwendet . Er würzt Senf, Essig und Marinaden und ist fester Bestandteil der Sauce béarnaise und eines Sträußchens Fines Herbes in der französischen Küche. Auch die meisten anderen Unterarten sind weniger aromatisch als der Französische Estragon.
Als Heilpflanze und für die Herstellung von Parfüms war der Estragon bereits bei den alten Ägyptern und Griechen bekannt, wurde aber von den Römer offenbar nicht als Gewürz verwendet und auch nicht nach Deutschland importiert. Hier taucht er erstmals in 16. Jahrhundert auf. Den deutschen Namen hat man von den Spaniern übernommen, die die Pflanze aus der maurischen Küche kannten. Die Artbezeichnung dracunculus leitet sich von lateinisch draco für Drachen ab, denn nach der Signaturenlehre sah man das geschlängelte Rhizom als Heilmittel gegen Schlangenbisse an.
Hauptbestandteil des etherischen Estragonöls ist das Phenylpropanoid Estragol, das auch in Anis, Basilikum und Kerbel am charakteristischen Duft beteiligt ist. In der Naturheilkunde verwendet man Estragon als verdauungsförderndes und harntreibendes Mittel, das zudem mit seinen Gerb- und Bitterstoffen und Flavonoiden wirkt. In den in der Küche üblichen Mengen sollte das Gewürz unproblematisch sein; bisweilen findet man die Angabe, dass Estragol krebserregend sein soll.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner