Was ist Edel-Gamander?
Edel-Gamander oder Echter Gamander (Teucrium chamaedrys) gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). In Deutschland ist er vor allem im Süden verbreitet, man findet ihn zerstreut und meistens gesellig auf sonnigen Kalkmagerrasen sowie in lichten Eichen- und Kiefernwäldern.
Es handelt sich dabei um einen an der Basis verholzenden, ausdauernden und wintergrünen Halbstrauch, der eine über einen Meter lange Wurzel bildet und 15-30 Zentimeter hoch wird, mit reichlichen oberirdisch kriechenden Ausläufern. Die vierkantigen Stängel sind aufsteigend und tragen die gegenständigen Blätter, die unten kurz gestielt und weiter oben letztlich sitzend sind. Sie verschmälern sich keilförmig in den Blattstiel, sind beiderseits behaart und haben einen gezähnten Rand. Beim Zerreiben riechen sie angenehm aromatisch.
Die Blüten stehen in einseitswendigen Scheinquirlen, die sich zu endständigen Scheinähren vereinigen. Die einzelnen Blüten sind typische Lippenblüten mit Ober- und Unterlippe, mit kurzem Stiel und fünfzähnigem grünem, behaarten und oft violett gefärbtem Kelch. Die Kronblätter sind 1-1,5 Zentimeter lang, rosafarben, selten weiß. Daraus bilden sich fein geaderte, etwa zwei Millimeter lange Klausenfrüchte, die zunächst im zusehends aufgeblasenen Kelch verbleiben und letztlich mit dem Wind verstreut werden.
Edel-Gamander im Garten
Standort
Der Edel-Gamander wächst am besten auf einem eher trockenen, basenreichen, möglichst kalkhaltigen und nährstoffarmen humosen und flachgründigen, steinigen oder kiesigen Ton- und Lehmboden. Zu viel Feuchtigkeit und Stickstoff bringt ihn zuverlässig um, wohingegen ihm langanhaltende Trockenheit dank der tiefreichenden Wurzeln nichts ausmacht.
Schnitt
Der Edel-Gamander ist pflegeleicht, sodass man ihn bestenfalls in seinem Wachstum in Schranken weisen oder verwelkte Teile entfernen muss. Mit dem Absammeln der Früchte verhindert man eine Selbstaussaat und hat im darauffolgenden Jahr ausreichend Samen für andere Stellen im Garten. Allerdings beginnen die Samen sehr früh herauszufallen.
Vermehrung
Die Vermehrung des Edel-Gamanders erfolgt mithilfe der weithin kriechenden Ausläufer. Sie entstehen bevorzugt erst nach der Blüte. Ebenso ist eine Aussaat möglich, und die Samen sorgen auch für Selbstaussaat.
Verwendung
Mit seinen eichenförmigen Blättern und den hübschen Blüten macht sich der Edel-Gamander gut in Blumenbeeten und Rabatten und gibt einen guten Bodendecker. Wegen seiner Trockenheitsvorliebe lässt er sich auch gut in einem Steingarten pflanzen.
Schädlinge
Krankheiten und Schädlinge spielen beim robusten Edel-Gamander keine Rolle.
Ökologie
Die Bestäubung des Edel-Gamanders übernehmen vor allem Honigbienen und Hummeln. Bei Honigbienen, die hier Pollen gesammelt haben, fallen die rosaroten Pollenhöschen an den Hinterbeinen auf – die Pollenfarbe ist bei unserer einheimischen Flora recht selten. Ebenfalls beliebt ist der reichhaltig gebildete Nektar, an dem sich neben Bienen und Hummeln auch Schwebfliegen bedienen. Der Nektar ist eine willkommene Beitracht bei zahlreichen Blütenhonigen.
Den rosa Pollen für ihre Brut sammeln hier fünf Wildbienen, drei Anthophora-Arten und Osmia andrenoides sowie Anthidium manicatum. Die Blätter als Raupenfutter nutzen fünf Schmetterlingsarten, der Schneckenhaus-Sackträger (Apterona helicoidella), Grüne Zipfelfalter (Callophrys rubi), das Gamander-Kleinbärchen (Nola subchlamydula) sowie der Große und der Kleine Erdröhren-Sackträger (Rebelia herrichiella und Rebelia bavarica).
Wissenswertes
Früher verwendete man den Edel-Gamander als Heilpflanze zum Abführen, gegen Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen sowie gegen Gicht und Rheuma. Seine Wirkung ist seit der Antike bekannt, und auch in den Kräuterbüchern des Mittelalters widmete man ihm ganze Kapitel. Außerdem würzte man damit Wein und stellte daraus Magenliköre her. Heutzutage ist er aus der Mode gekommen, zumal er bei zu hoher Dosierung die Leber nachhaltig schädigen kann.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner