Was ist Mönchspfeffer?
Mönchspfeffer oder Keuschlamm (Vitex agnus-castus) ist ein 2-8 Meter hoher und breiter, ausladender und sommergrüner Strauch aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae), der ursprünglich am Mittelmeer beheimatet schon früh als Heil- und Zierpflanze bei uns eingeführt wurde. In seiner Heimat wächst er bevorzugt in Auwäldern, an Bach- und Flussufern und an der Küste und anderen feuchten, nährstoffreichen Stellen und wird über 15 Jahre alt.
Seine hellbraunen Triebe entspringen einer pfahlförmigen Wurzel; sie sind vierkantig und behaart, mit dunkelgrünen 5- oder 7-fingerigen Blättern aus bis zu 10 Zentimeter langen schmal-elliptischen und in eine Spitze auslaufenden Fiederblättchen mit ganzem oder scharf gesägtem Rand. Die Blütenstände sind langgezogene aufrechte und endständige Ähren aus kleinen röhrig verwachsenen, zweilippigen Blüten. Diese duften intensiv und haben eine dunkelblaue bis hellviolette, seltener weiße Farbe. Aus ihnen bilden sich 3-4 Millimeter große, trockene schwarze und kugelige Steinfrüchte mit vier Kammern. Zur Hälfte bleiben sie von den vertrocknenden hellbraunen Kelchblättern umschlossen und erinnern entfernt an Pfefferkörner.
Mönchspfeffer im Garten
Standort
Der Mönchspfeffer ist wenig anspruchsvoll und gedeiht auf jedem normalen, gut durchlässigen Gartenboden, gleich ob steinig, lehmig oder sandig. Er sollte in der prallen Sonne stehen. Hat er sich erst einmal gut bewurzelt, verträgt er auch längere Trockenheit, ist aber für ausreichende Feuchtigkeit deutlich dankbarer. In strengen Wintern muss man ihn gegebenenfalls vor Frost schützen; unter guten Bedingungen hält er bis zu -20 °C aus. Friert er oberseits zum großen Teil ab, wächst er im nachfolgenden Frühjahr schnell wieder nach.
Schnitt
Schneiden kann man die Sträucher im Herbst, falls sie zu sehr ausufern; zudem steigert das im Folgejahr den Ertrag, wohingegen ein Schnitt im Frühjahr die Zahl der neuen Triebe und damit auch der Früchte reduziert. Den Samen zu ernten ist schwierig, da man beim Schnitt sowohl ausgereifte als auch unreife erhält und die reifen Exemplare schnell abfallen.
Vermehrung
Die Vermehrung von Mönchspfeffer erfolgt mit Samen, die man in Frühjahr oder Herbst aussät, oder mithilfe von nicht vollständig verholzten Stecklingen.
Verwendung
Mit ihrer Vorliebe für helle feuchte Plätze lassen sich die Pflanzen gut in Staudenbeeten, Rabatten und an sonnenbeschienenen Mauern einsetzen. Er verträgt auch Salz und lässt sich in Vorgärten pflanzen, an denen die Straßen im Winter kräftig gestreut werden. Mit seinen duftenden und nektarreichen Blüten ist er zudem eine ausgezeichnete Bienenweide.
Schädlinge
Krankheiten und Schädlinge wird am beim ausgesprochen robusten Mönchspfeffer kaum finden, aber bei ungünstigem Standort können ihm Thripse Probleme bereiten. Die Winden-Glasflügelzikade Hyalesthes obsoletus bevorzugt in unseren Breiten Ackerwinde und Brennnessel als Wirtspflanze und tritt am Mönchspfeffer selten auf. Im Nahen Osten ist er hingegen der Hauptwirt – was man sich in Weinbergen zunutze macht, um die Schädlinge von den Reben abzulenken, denn die Zikade überträgt Phytoplasmose, welche die Schwarzholzkrankheit hervorruft und die Weinernte bedroht.
Ökologie
Mit seinen duftenden Blüten zieht der Mönchspfeffer eine Vielzahl von Insekten an, allen voran Honig- und Wildbienen wie auch Schmetterlinge.
Wissenswertes
Im antiken Griechenland galt der dort verbreitet vorkommende Mönchspfeffer als Symbol der keuschen Ehe und war der jungfräulichen Göttin Hestia geweiht. Der Legende nach schlief die Göttermutter Hera einmal im Jahr mit ihrem Mann Zeus auf der Insel Samos unter jenem Baum, unter dem sie geboren wurde und erneuerte danach ihre Jungfräulichkeit durch ein Bad im „jungfräulichen“ Fluss Parthenios (heute Imvrasos).
Plinius d. Ä. beschreibt in seiner Historia naturalis, dass Frauen das getrocknete Kraut in ihren Betten verwendeten, um damit die „Hitze der Lust zu kühlen“. Eine große Rolle spielte es während der Thesmophorien, einem Fest anlässlich der Rückkehr der Persephone nach ihrer Entführung durch Hades zu ihrer Mutter Demeter Thesmophoros. Während der mehrtägigen Feiern beten sie um Fruchtbarkeit. Männer waren von den Feierlichkeiten ausgeschlossen - und von ihren ehelichen Pflichten entbunden.
Von der Antike bis in die Neuzeit war der Mönchspfeffer als Anaphrodisiakum bekannt, ein den Geschlechtstrieb dämpfendes Mittel; auch der botanische Name agnus castus bedeutet nichts anderes als keusches Lamm. Bei Frauen hilft die alte Heilpflanze gegen das prämenstruelle Syndrom (PMS), bei Männern zügelt es den sexuellen Appetit. Solcherlei Wirkung beschrieben bereits die antiken griechischen Ärzte, und auch die Kräuterbücher des Mittelalters befassten sich ausführlich damit. Wegen seiner Triebhemmung war er in den Klostergärten der Mönche gerne angebaut, denn die scharf schmeckenden, leicht nach Salbei duftenden Steinfrüchte durften sie in der Küche als Gewürz verwenden – mit von der Kirche gerne gesehenen Nebeneffekten.