Was ist Kleinblütige Bergminze?
Kleinblütige Bergminze, Steinquendel oder Kölme (Calamintha nepeta) stammt aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae); sie ist bei uns heimisch, aber nur selten und unbeständig zu finden. Dabei bevorzugt sie von der Sonne beschienene steinige und felsige Standorte wie Felsen, Mauern und Steinschutt-Fluren. In Deutschland trifft man sie vor allem in Bayern an, etwa im Berchtesgadener Land und bei Donaustauf; ansonsten wächst sie in einem Gebiet von der Schweiz und Österreich über die Balkanhalbinsel und Kleinasien bis in den nördlichen Iran, Kaukasus und Krim.
Calamintha nepeta ist ein ausdauernder Wurzelkriecher; ihre oberirdischen Teile sind locker bis dicht behaart und riechen beim Zerreiben aromatisch nach einer Mischung aus Oregano und Minze. Insgesamt erreicht sie mit ihren aufsteigenden ästigen und im Querschnitt stumpfkantigen bis fast runden Stängeln eine Höhe von bis zu einem halben Meter. Die gegenständigen breit eiförmigen Blätter sind mit 20-35 Millimeter Länge und 12-25 Millimeter Breite recht klein, ihre Ränder schwach gekerbt oder gezähnt.
Bei den an den Enden der Triebe erscheinenden Blütenständen handelt es sich um Scheinquirle; sie bestehen aus jeweils 5-15, selten bis zu 20 Einzelblüten. Diese sind wie bei Lippenblütlern üblich zygomorph, zwittrig und mit einer doppelten Blütenhülle versehen. Auffällig ist der lange Blütenstiel, der bei den mittleren Blüten 3-5 Zentimeter Länge erreicht. Der zu einer Röhre verwachsene Kelch ist 3-7 Millimeter lang, wobei die unteren Kelchzähne nur wenig länger sind als die oberen, und in seinem Schlund deutlich behaart. Die Krone hat eine Länge von 8-12 Millimeter und ist blassviolett bis rosa oder seltener weiß gefärbt. Nach Bestäubung werden vierteilige braune Klausenfrüchte gebildet.
Kleinblütige Bergminze im Garten
Standort
Kleinblütige Bergminze braucht viel Licht und Wärme; der Boden sollte durchlässig, mäßig trocken und kalkreich ausfallen und darf ruhig reichlich Stein und Fels enthalten. Sonne oder Halbschatten ist ihr am liebsten. Als einheimische Art ist sie in unseren Breiten vollkommen winterhart.
Schnitt
Ein besonderer Schnitt ist bei Calamintha nur erforderlich, wenn Pflanzenteile vertrocknet sind. Im Herbst kann man sie getrost bis eine Handbreit über dem Boden kappen, die unterirdischen Teile treiben im folgenden Frühjahr zuverlässig wieder aus. Wenn Du die bereits abgeblühten Teile entfernst blüht noch etwas fleißiger weiter. Mit dem Abschneiden der Blütenquirle vor der Samenreife kannst Du eine Selbstaussaat verhindern.
Vermehrung
Mit ihren Samen lässt sich die Kleinblütige Bergminze im Frühling direkt im Freiland aussäen. Zu dieser Zeit kann man auch die Bestände teilen und versetzen.
Verwendung
Mit ihrer Vorliebe für trockene, steinige und sonnige Standorte ist die Kleinblütige Bergminze für Steingarten und trockene Staudenbeete wie auch zur Bepflanzung von Mauern, Dachgärten und offenem Gehölz gut geeignet. Man kann sie auch gut in Töpfen und Kästen halten und so beispielsweise auf dem Balkon Bienen und Schmetterlinge das Büffet erweitern.
Schädlinge
Die Kleinblütige Bergminze ist recht robust und wenig anfällig, aber vor allem bei zu feuchtem Stand kann Mehltau auftreten.
Ökologie
Bestäubt werden die kleinen Blüten der Bergminze vorwiegend von Insekten. Hierbei tun sich vor allem Honigbienen hervor, die sich mit Begeisterung über den Pollen und Nektar hermachen. Sie ist eine gute Bienenweide, liefert aber mit ihren kleinen Vorkommen nur wenig Honig, sodass es für einen Sortenhonig nicht reicht. Auch eine Wildbiene zeigt Interesse am Blütenstaub: die Garten-Wollbiene Anthidium manicatum, unsere häufigste heimische Wollbiene. Ebenso machen sich zahlreiche erwachsene Schmetterlinge, Fliegen und Schwebfliegen über den Nektar her. Für die Verbreitung der Samen sorgen vor allem Ameisen, die sich für das fetthaltige Elaisosom interessieren.
An den natürlichen Standorten der Kleinblütigen Bergminze wächst nur spärliche Konkurrenz – die meisten Pflanzen brauchen etwas mehr Feinerde in den Ritzen von Felsen und Steinen. Daher fungiert diese Bergminze hier oft als Pionierpflanze, die mit zunehmenden Humusmengen zurückgedrängt wird.
Wissenswertes
Die schöne Nymphe und der Gott der Unterwelt
Der Gattungsname Calamintha leitet sich von griechisch kalos, schön und Minthe oder Menthe ab, einer Nymphe der griechischen Mythologie. Der Sage nach soll Persephone sie in eine Minze verwandelt haben, als ihr ungetreuer Gatte Hades die Schönheit verführen wollte.
Synonyme und Verwechslungsmöglichkeiten
Falls im Gartencenter an Kleinblütiger Bergminze Calamintha nepetoides steht anstelle von Calamintha nepeta: Beide Bezeichnungen sind Synonyme. Die Liste der Namen ist lang und beginnt mit Melissa nepeta in Carl von Linnés Erstbeschreibung. Außer bei der Melisse ist sie auch schon in der Gattung vom Bohnenkraut Satureja und beim Thymian Thymus gelandet, und mittlerweile stellt man sie meistens in die Gattung Clinopodium als Clinopodium nepeta. Zu der gleichen Gattung zählte schon vorher die Wald-Bergminze Clinopodium menthifolium, die ihr sehr ähnelt. Allerdings sind bei dieser die Blüten mit bis zu zwei Zentimetern fast doppelt so lang und meist intensiver violett gefärbt.
Mehr ausgewildert als wild
Die seltenen Vorkommen und weitestgehend isolierten Standorte haben dafür gesorgt, dass diese Bergminze recht formenreich geworden ist. Viele der in der freien Natur auftretenden Exemplare sind aus Gärten ausgewildert; dementsprechend sind die Vorkommen unbeständig.
Kleinblütige Bergminze in der mediterranen Küche
In Mittelmeerländern verwendet man des Öfteren Kleinblütige Bergminze in der Küche – bei uns ist sie dort vollkommen unbekannt. Besonders häufig nutzt man Mentuccia oder Nepitella in der italienischen Küche; so darf sie in der Toskana bei vielen Pilzgerichten nicht fehlen, in Latium gehört sie zu Artischocken römische Art (Carciofi alla romana), in Kampanien zusammen mit Ricotta in Pasta und Omeletts. In Spanien aromatisiert man mit Bergminze und anderen Kräutern gekochte Esskastanien.
Calamintha nepeta als Heilpflanze
In der Naturheilkunde spielt die Kleinblütige Bergminze heute keine Rolle mehr. Im Mittelalter verwendete man sie wegen ihrer schweißtreibenden, schleimlösenden, fiebersenkenden und magenstärkenden Eigenschaften gegen Erkältungskrankheiten und Verdauungsbeschwerden.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner