Was ist Zitronenmelisse?
Zitronenmelisse (Melissa officinalis) ist eine einheimische Gewürz- und Heilpflanze, die selten höher als einen Meter wird. Ursprünglich in Kleinasien und am östlichen Mittelmeer beheimatet wurde das Mitglied der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) als Gewürzpflanze importiert und findet sich stellenweise ausgewildert. Bezeichnend ist der namensgebende Geruch der Blätter nach Zitrone. Sie überdauert mit einem unterirschen, weit verzweigten Rhizom und bildet oberirdisch bogig aufsteigende, vierkantige und mit Drüsenhaaren besetzte Stängel. Ihre gesägten Blätter sind frischgrün, gegenständig, mit einem kurzen Stiel, einer breit eiförmigen Spreite und grobkerbig gesägtem Rand.
Die Lippenblüten stehen in Halbquirlen in den Achseln der Laubblätter. Anfangs sind sie gelblich, später werden sie reinweiß, oft rötlich überhaucht. Als Früchte bilden sie längliche braune glatte Klausen.
Zitronenmelisse im Garten

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Standort
Zitronenmelisse bevorzugt wie an ihren natürlichen Standorten einen humos-nährstoffreichen, warmen und eher trockenen Boden mit Sand oder Lehm. Sie sollte dabei im Halbschatten oder in der Sonne stehen. Der Boden sollte gleichmäßig feucht gehalten werden, Staunässe oder langanhaltende Trockenphasen mag sie nicht.
Schnitt
Man schneidet die Zitronenmelisse vor allem zur Ernte. Die Blätter enthalten kurz vor der Blütezeit die größten Mengen an etherischen Ölen. Darüber hinaus kann man sie unmittelbar nach der Blüte oder im zeitigen Frühjahr bis eine Handbreit über dem Boden zurechtstutzen. Mehr Pflege braucht die anspruchslose Pflanze nicht.
Vermehrung
Die Aussaat der Zitronenmelisse erfolgt am besten gleich an Ort und Stelle. Achtung: Die Samen sind Lichtkeimer und dürften nur mit wenig Erde bedeckt werden. Zudem brauchen sie Wärme und gleichmäßige Feuchtigkeit zum Keimen. Eine Vermehrung ist auch mit Stecklingen möglich, die in Wasser vorgezogen oder sofort in feuchte Erde gesteckt schnell Wurzeln ziehen, oder mit Ablegern.
Verwendung
Zitronenmelisse ist beliebt für Kräutergärten, Blumenbeete und Rabatten. In Blumentöpfen und Kübeln bietet sie auf Balkon und Terrasse nicht nur jederzeit frische Blätter für Tee, sondern ist zudem begehrte Anlaufstelle bei Bienen und anderen Insekten.
Schädlinge
An feuchten Standorten kann Mehltau zum Problem werden. Braune Flecken auf den Blättern sind auf Rostpilze zurückzuführen, und besonders an den jungen Trieben finden sich Blattläuse ein. Insgesamt gilt die Zitronenmelisse aber als recht robust und wenig anfällig für Schädlinge oder Krankheiten.
Ökologie
Bei Honigbienen und Hummeln sind die wohlriechenden kleinen Melissenblüten heißbegehrt. Kein Wunder, dass man das Kraut vielerorts als Immenblatt oder Bienenkraut bezeichnet.
Ein auffälliger Besucher der Melissenblüten ist die Große Wollbiene (Anthidium macinatum) zurückzuführen, die eine wespenähnliche schwarz-gelbe Zeichnung aufweist. Das kleine Pummelchen ist allerdings weniger schlank und angriffslustig als die biestigen Plagegeister. Wollbiene heißt sie, weil sie ihre Nester mit Pflanzenhaaren verschließt.
Als Raupenfutter dienen die Blätter der Melisse der Buchdruckereule (Naenia typica) und dem Schlehen-Bürstenspinner (Orygia antiqua) als Nahrung.
Wissenswertes
Zitronenmelisse heißt auf Altgriechisch méliteion, das mélissa für Honigbiene enthält und zeigt, wer an den kleinen Blüten besonders interessiert ist. Das typische zitronenartige Aroma des etherischen Öls ist auf die Monoterpen-Aldehyde Citral und Citronellal zurückzuführen, die man auch in Zitrusfrüchten findet. In der Apotheke läuft Melissenöl unter der Bezeichnung Melissae aetheroleum, die Blätter als Melissae folium und das gesamte getrocknete Kraut aus Melissae herba. Die alte Heilpflanze war bereits den alten Griechen geläufig und im Mittelalter unverzichtbar für die Klostergärten. Am bekanntesten in der Naturheilkunde ist der alkoholische Auszug der Blätter mit reichlich Melissenöl, der Melissengeist der Karmelitermönche.
Zuchtsorten haben bunte Blätter und einen höheren Gehalt an etherischen Ölen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner