Was ist Echter Hopfen?
Echter Hopfen oder Gemeiner Hopfen (Humulus lupulus), den jeder vom deutschen Reinheitsgebot von Bier kennt, gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabidaceae). Wild findet man ihn in Europa, Westasien und in Nordamerika in feuchten Gebüschen und Auwäldern, an Ufern und Waldrändern und in Hecken. Noch wesentlich häufiger ist er im landwirtschaftlichen Anbau als Nutzpflanze anzutreffen.
Es handelt sich dabei um eine krautige Pflanze mit einem kräftigen überwinternden Rhizom und sommergrünen rechtswindenden Trieben. Seine zahlreichen kantigen dünnen Stängel sind oft rot überlaufen und durch zahlreiche Klimmhaare rau behaart. Mit ihrer Hilfe klettern sie bis zu 10 Metern an umliegenden Gewächsen und an Rankhilfen empor. Die gegenständigen bis 15 Zentimeter langen Blätter sind weich und tief drei- bis fünflappig mit breit eiförmigen bis rundlichen Lappen und scharf gesägtem Rand. Am Grund der Blattstiele befinden sich Nebenblätter.
Im Sommer erscheinen die Blüten auf getrennten Pflanzen, denn der Hopfen ist zweihäusig. Die männlichen Blüten erscheinen achselständig in lockeren Rispen und sind unscheinbar grün-weiß. Interessanter für Bier und Apotheke sind die aromatischen weiblichen Blüten. Diese bilden dichtblütige, um die zwei Zentimeter lange und breit eiförmige Scheinähren, die zuerst grün, später strohfarben erscheinen, die sogenannten Hopfenzapfen oder Hopfendolden. Die Zapfen sind von den Kelchblättern und Tragblättern bedeckt. Der Geruch kommt aus speziellen Drüsenhaaren. Früchte wird man nur selten finden, da vorwiegend weibliche Pflanzen in den Anbau kommen; falls doch: es handelt sich dabei um breit eiförmige Nussfrüchte, an denen der Kelch erhalten bleibt.
Echter Hopfen im Garten

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Standort
Hopfen braucht eine feuchte, aber gut wasserdurchlässige, mäßig fruchtbare und humose Erde mit Sonne oder Halbschatten. Insbesondere die panaschierte Hopfensorten mit bunten Blättern färben sich in der Sonne am schönsten. Er ist winterhart und ziemlich langlebig – bei guter Pflege kann eine Hopfenpflanze bis zu 50 Jahre alt werden.
Schnitt
Schneiden heißt beim Hopfen üblicherweise ernten, zumindest in der Landwirtschaft. Auch im häuslichen Garten kann man im angehenden Winter die verwelkenden oberirdischen Teile getrost entfernen, der Wurzelstock treibt im folgenden Frühjahr zuverlässig wieder aus. Ansonsten kann man ihn jederzeit kürzen, wo auch immer er stört; er ist gut schnittverträglich und nimmt das nicht übel.
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt im Frühjahr durch Aussaat, vorzugsweise direkt an Ort und Stelle im Garten. Im Frühsommer lassen sich Grünstecklinge abnehmen, Blattaugenstecklinge im Sommer. Sie brauchen besonders viel Bodenwärme. Im Anbau nennt man die Stecklinge Fechser.
Verwendung
Im Garten pflanzt man den Hopfen an Spalieren, Zäunen oder lässt ihn an Bäumen und Sträuchern hochklettern. Lücken in einer Hecke lassen sich schnell und effektiv mit Hopfen zuwachsen, vor allem wenn man Wert auf Sichtschutz legt – zumindest im Sommer, denn im Herbst fallen die Blätter ab. Die weiblichen Blüten sind auch in Trockengestecken sehr dekorativ.
Schädlinge
Im Großen und Ganzen ist der Hopfen recht robust; nur gegen Verticillium-Welke und Mehltau ist er relativ anfällig. Solche Erkrankungen spielen allerdings im gewerblichen Anbau wegen seiner großen Monokulturen eine wesentlich größere Rolle als im heimischen Garten.
Ökologie
Acht Schmetterlinge nutzen das Blattwerk des Hopfens als Raupenfutter. Der einzige Tagfalter darunter ist der C-Falter (Polygonia c-album), alle anderen sind nachtaktiv wie der Hopfen-Blütenspanner (Eupithecia assimilata), der Hopfen-Wurzelbohrer (Hepalius humuli) und die Hopfen-Zünslereule (Hypena rostralis). Ansonsten gehen Tiere in Sachen Bestäubung leer aus: Hopfen ist ein Windbestäuber, wenn er denn ein männliches Exemplar findet.
Wissenswertes
Hopfen wird als Kulturpflanze nachweislich seit dem 8. Jahrhundert angebaut, und zwar in der mittelbayerischen Hallertau, die noch heute das deutsche Hauptanbaugebiet stellt. Als Bierwürze spielte er erst relativ spät eine wichtige Rolle, zuvor kam er vor allem als Heilpflanze zum Einsatz. In den Kräuterbüchern des Mittelalters werden die Pflanzen ausführlich beschrieben. Hildegard von Bingen wusste bereits um seine antibakterielle Wirkung, die auch das Bier haltbarer macht. Das wirkt bis heute nach – 2007 hat man ihn zur Heilpflanze des Jahres gekürt.
Beim Anbau in Hopfengärten verwendet man ausschließlich weibliche Pflanzen, da die Bestäubung durch männlichen Pollen den Ertrag mindert und zu vorschneller Reife führt – überreif sind die Hopfenzapfen nicht mehr zu gebrauchen, da sie extrem bitter werden. Daher ist in Hopfenanbaugebieten das Pflanzen von männlichen Exemplaren gesetzlich verboten.
Hopfen ist essbar, auch jenseits der berühmten Hopfenkaltschale aus dem Brauhaus. Die Blätter und jungen Triebe lassen sich gedünstet oder gekocht als schmackhaftes Gemüse zubereiten, vor allem als die regionale Spezialität Hopfenspargel. Aus den Blüten kann man einen Hopfenblütentee kochen. Er wirkt beruhigend und hat sich vor allem als Einschlaftee bewährt: Was der verwandte Cannabis kann, kann Hopfen schon lange…
Die weiblichen Blütenstände erntet man im Spätsommer, bevor sie vollständig ausreifen. In der Landwirtschaft reißen die Hopfenbauern dazu die kompletten Hopfenreben von ihren Stangen und Drähten, um die Hopfenzapfen abzupfen zu können. Bei Handarbeit muss man die Hopfendolden kurz vor Reife ernten, damit die locker werdenden Drüsenschuppen nicht abfallen. Will man nur die Hopfendrüsen haben, so muss man die Zapfen vollständig trocknen und anschließen die Deck- und Vorblätter wegrubbeln, von Hand oder mit Hilfe von Sieben. Dann fallen die Drüsenschuppen ab und geben ein grünlich-gelbes, klebriges Harz, aus dem sich das begehrte Lupulin gewinnen lässt.
Wirkstoffe des Hopfens sind vor allem Bitterstoffe, Gerbstoffe und Harz mit Humulonen, Lupulonen, etherischen Ölen und Flavonoiden. Die Bitterstoffe und Gerbstoffe wirken appetitanregend, die anderen Substanzen bei Nervosität, Schlafstörungen und Depressionen und nicht zuletzt auch bei Menstruationsstörungen und Wechseljahresbeschwerden. Hopfenblütentee stellt man aus zwei Teelöffeln Hopfenblüten und einer Tasse heißem Wasser hat, indem man sie 10-15 Minuten ziehen lässt. Insbesondere beim Einschlafen helfen noch ein paar zusätzliche Tropfen Baldriantinktur, die man hineinträufelt.
Hopfenblütentee wird selten alleine eingesetzt und findet sich in zahlreichen Mischungen wie Schlaf- und Beruhigungstee, Tee zur Blutreinigung, gegen nervöse Herzbeschwerden und Herzrhythmusstörungen.
In der Homöopathie gelten Humulus lupulus-Globuli als sanftes Beruhigungsmittel und Mittel bei Magenbeschwerden.
Die Sorte Humulus lupulus ‚Aureus‘ hat, wie der lateinische Name bereits verrät, goldgelbe Blätter. Andere Kultivare haben leuchtend gefärbte oder auffällig gemusterte Blätter.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner