Was ist Weißer Mauerpfeffer?
Weißer Mauerpfeffer oder Weiße Fetthenne (Sedum album) ist eine in Süd- und Mitteleuropa bis nach Nordafrika und den Kaukasus verbreitete Pflanze aus der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae). Man trifft sie häufig und gesellig auf Fels- und Schotterfluren, sandigen und steinigen Ruderalstellen wie Mauern, Dämmen und Kiesflächen an.
Das ausdauernde Kraut bildet flächige, niedrige Rasen von 5-10 Zentimetern Höhe. Die Wurzeln sind dünn, faserig und oberflächlich. Seine zerbrechlichen Stängel kriechen über den Boden und steigen auf, sie sind rund und etwas dünner als die fleischigen Blätter. Diese stehen dicht wechselständig und werden 5-9 Millimeter lang; sie sind zylindrisch länglich-lanzettlich und halbrund, beiderseits gewölbt, hellgrün und mit zunehmender Sonneneinstrahlung rot bis braun gefärbt.
Bei den Blütenständen handelt es sich um kleine endständige Schirmrispen mit zahlreichen kleinen weißen bis rosafarbenen Blüten. Diese sind fünfzählig, radiärsymmetrisch und zwittrig, kurz gestielt mit 2-4 Millimeter langen Kronblättern, die einen einen deutlichen roten Mittelnerv aufzeigen. Die aufrecht stehenden sternförmigen Kapseln sind klein und unscheinbar und enthalten zahlreiche kleine schwarze Samen.
Weißer Mauerpfeffer im Garten
Standort
Der Weiße Mauerpfeffer ist genügsam, aber am besten wächst er auf einem sommerwarmen und trockenen, nährstoffarmen und basenreichen humosen Stein- und Felsboden. Er ist ein Flachwurzler und findet selbst bei kleinen Erdansammlungen zwischen Felsen noch ausreichend Halt und Nahrung. Der Stand sollte sonnig oder zumindest halbschattig sein. Staunässe verträgt er überhaupt nicht.
Schnitt
Zurückschneiden ist nur nötig, wenn die Pflanzen sich zu sehr ausbreiten. Die abgeschnittenen Teile lassen sich problemlos andernorts einpflanzen.
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt am einfachsten mit Stecklingen, die schnell und überall Wurzeln schlagen und sich schnell ausbreiten. Ebenso gut kann man die Bestände teilen, was wegen des flachen Wurzelwerks kein Problem darstellt.
Verwendung
Mit ihrem flachen Wurzelwerk und ihrer Vorliebe für trockene steinige Böden ist die Weiße Fetthenne ein idealer Bodendecker für Steingärten, Rabatten, Mauern und auch zur Dachbegrünung bestens geeignet. Auf Balkon und Terrasse liefert sie in Töpfen, Kästen oder Schalen Proviant für hungrige Schmetterlinge und Bienen.
Schädlinge
Schmetterlingsraupen sollte man nicht als Schädlinge ansehen. Ansonsten gilt der Weiße Mauerpfeffer als außerordentlich robust und hat mit Schädlingen und Krankheiten wenig zu tun. Noch nicht mal Blattläuse oder Schneckenfinden an der Pflanze Gefallen.
Ökologie
Die zahlreichen kleinen Blüten des Weißen Mauerpfeffers sind eine Attraktion für viele Insekten, vor allem für Bienen und Schmetterlinge. Den Pollen für ihre Brutnester sammeln hier die beiden Wildbienen Andrena chrysosceles und Anthidium oblongatum. Größer ist das Interesse bei Schmetterlingen, von denen 13 Arten hier den Nektar saugen oder das Kraut als Raupenfutter verwenden. Dazu gehören auch gefährdete Arten wie der Fetthennen-Bläuling (Scolianthides orion), Apollofalter (Parnassius apollo) und diverse Zipfelfalter (Satyrium spec.).
Wissenswertes
Der Weiße Mauerpfeffer ist eine typische Sukkulente, die mit ihren fleischigen Blättern Wasser speichert und so über lange Trockenperioden hinwegkommt. Exemplare in Herbarien konnten oft noch nach Jahrzehnten erfolgreich wiederbelebt werden.
Er kann zudem tagsüber die Spaltöffnungen geschlossen halten, um den Wasserverlust zu minimieren. Nachts werden sie geöffnet, damit die Pflanze organische Säuren als Speicher für Kohlendioxid bilden kann, das dann tagsüber zur Photosynthese genutzt wird. Dieser Crassulacean Acid Metabolism (CAM) ist für die meisten Dickblattgewächse charakteristisch.
Neben der Wildform gibt es eine Reihe von Zuchtsorten im Gartenfachhandel. Sie unterscheiden sich in ihrer Blattform und Farbe sowie der Wüchsigkeit.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner