Was ist Gemeine Traubenkirsche?
Gemeine Traubenkirsche (Prunus padus) ist ein sommergrüner ausladender Baum oder Strauch aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae), der 10-15 Meter Höhe erreicht und eine glatte dunkelgraue Rinde aufweist. Man findet ihn in Europa und Asien häufig im Unterstand von Waldrändern und Auwäldern auf sickernassen, zeitweise überschwemmten Böden zusammen mit Eschen und Erlen. Dort hält sie sich mit Hilfe eines außergewöhnlich stark ausgeprägten Wurzelwerkes. Sie ist mit maximal 60-80 Jahren relativ kurzlebig, und nur bei derart alten Bäumen beginnt die charakteristisch glatte und mit breiten Lentizellen übersäte Rinde borkig und rissig zu werden.
Die gestielten Blätter sind oval, bis zu sieben Zentimetern lang, dünn behaart, anfangs bronzefarben, später dunkelgrün und im Herbst orange und rot. Typisch sind die beiden grünen Nektardrüsen auf der Oberseite der Blattstiele und die Seitennerven der Blätter, die nahe am gesägten Blattrand in einem eleganten Bogen miteinander verschmelzen. Auf der Oberseite sind die Blätter dunkelgrün, unten heller graugrün.
Die einzelstehenden weißen becherförmigen Blüten der Gemeinen Traubenkirsche sind drei Zentimeter breit und erscheinen im Frühjahr vor dem Laub. Sie bilden anfangs aufrechte, später bogig herabhängende Trauben aus bis zu 30 Einzelblüten. Diese haben einen intensiven honigähnlichen Geruch, der Bienen und Schwebfliegen herbeilockt. Aus den Fruchtknoten entwickeln sich erbengroße kugelige, später runzlige Steinfrüchte, die zunächst eine grüne, dann rote und zuletzt tiefschwarze Farbe haben. Sie enthalten einen gelbbraunen eiförmigen Stein mit runzliger Oberfläche.
Gemeine Traubenkirsche im Garten
Standort
Die Gemeine Traubenkirsche bevorzugt einen feuchten und kalkarmen, nährstoffreichen Lehm- oder Tonboden in Sonne oder Halbschatten. Sie ist absolut winterhart.
Schnitt
Traubenkirschen benötigen regelmäßig einen Schnitt, damit sie in Form bleiben. Totes und abgestorbenes Holz kann man jederzeit entfernen, ansonsten sollte die Krone im Frühjahr ab und zu gründlich ausgelichtet werden.
Vermehrung
Am einfachsten geschieht die Vermehrung der Gemeinen Traubenkirsche mit Steckhölzern, die man von verholzten Zweigen nimmt und in die Erde steckt. Gleichmäßig feucht gehalten beginnen sie schnell zu wurzeln und zu wachsen.
Verwendung
Die Traubenkirsche ist sowohl als Baum oder als Strauch ein beliebtes Ziergehölz für den heimischen Garten, das mit seinen weißen Blütentrauben, schwarzen Beeren und gelbem bis rotem Herbstlaub das ganze Jahr über imponiert. Ihr ausgiebiges Wurzelwerk macht sie zu einem ausgezeichneten Bodenfestiger für Hänge und Böschungen.
Schädlinge
Wie fließend der Übergang von einer für Schmetterlinge ökologisch wertvollen Art zum kahlgefressenen Raupenfutter ist sieht man bei der Gemeinen Traubenkirsche besonders gut. Sie wird von einer Vielzahl von Schmetterlingen zur Aufzucht ihrer Larven verwendet. Besonders lästig ist ein Befall mit den Raupen der Traubenkirschen-Gespinstmotte (Yponomeuta evonymella), die einen Baum in Windeseile kahlfressen und ein dichtes Gespinst auf den Ästen hinterlassen. Eine andere häufige Begleiterscheinung sind Rostpilze, die unschöne Flecken auf den Blättern hinterlassen.
Ökologie
Abgesehen von einer Heerschar von Schwebfliegen und Honigbienen interessiert sich unter den Wildbienen nur die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularis) für den Pollen oder Nektar der Gemeinen Traubenkirsche. Umso beliebter sind die Blätter bei Schmetterlingen: In Deutschland werden sie von 30 Arten als Raupenfutter genutzt. Darunter ist nur ein Tagfalter, der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), alle anderen sind Eulen, Spanner oder Spinnerartige.
Die reifen Traubenkirschen sind eine wichtige Herbst- und Winternahrung für Vögel, von denen sich 24 Arten am reich gedeckten Büffet zu schaffen machen. Sie sorgen für die Verbreitung der Samen.
Wissenswertes
Die kleinen runzligen Steine der Traubenkirschbeeren enthalten genau wie Bittermandeln das cyanogene Glykosid Amygdalin, das giftige Blausäure freisetzt. Die Beeren der Gemeinen Traubenkirsche sind gerbstoffreich und bitter, lassen sich aber zu Gelee oder Saft verarbeiten. In Rinde und jungen Trieben schützt das Amydalin vor Wildverbiss.
Mit ihrer Vorliebe für feuchte Böden von Bruch- und Erlenwäldern und ihrem reichverzweigten Wurzelsystem gilt die Gemeine Traubenkirsche als Grundwasserzeiger. Daher rührt auch ihre volkstümliche Bezeichnung Sumpfkirsche. Der Name Faulbaum rührt daher, dass die dünnen Zweige relativ leicht abbrechen.
Neben der Wildform gibt es im Gartenfachhandel Varietäten mit gelben oder gefüllten Blüten.
Das Laub von Gemeine Traubenkirsche ist schnell kompostierbar
Das Herbstlaub von Prunus padus wird innerhalb von etwa einem Jahr zu wertvollem Laubkompost, den du zum Düngen deines Nutzgartens verwenden kannst. Nutze das Laub auch als Mulch, um den Boden vor Erosionen und Frost zu schützen. Ob als Kompost oder als Mulch – so förderst Du die Humusbildung.