Was ist Pfaffenhütchen?
Das Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), auch Spindelstrauch oder Spindelbaum genannt, wächst als kleiner Strauch mit sparrig abstehenden Ästen und wird bis zu dreieinhalb Meter hoch und breit. Er gehört zu den wenigen in Europa heimischen Arten der Spindelbaumgewächse (Celastraceae) und tritt vereinzelt in Laub- und Auwäldern auf. Die Triebe sind anfangs grün und kantig, später verholzen sie bekommen eine graubraune Rinde, die im Alter schuppig wird. Seine gegenständigen, schmallanzettlichen oder länglich-eiförmigen Blätter werden bis zu 12 Zentimetern lang und drei Zentimeter breit. Sie haben einen kurzen Stiel und einen fein gesägten Rand.
Die Blüten des Pfaffenhütchens stehen in kleinen Gruppen in Trugdolden. Sie sind vierzählig, mit grünen Kelchblättern und weißen, grün geaderten Kronblättern. Im Herbst reifen sie nach der Bestäubung zu den charakteristischen purpurroten Kapselfrüchten heran, die der Pflanze wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem Birett katholischer Geistlicher ihren Namen eingebracht haben. Im Inneren bergen sie vier halbzentimetergroße weiße Samen, die rundherum von einem orangefarbenen Samenmantel umgeben sind. Bei der Reife öffnet sich die Kapsel und die Samen ragen an kleinen Stielchen heraus.
Pfaffenhütchen im Garten

Quelle: Iva Vagnerova/shutterstock.com
Standort
Pfaffenhütchen möchte Sonne oder Halbschatten mit viel Wärme. Der Boden sollte schwer, kalkhaltig und nährstoffreich sein. Mit viel Sonne wird das Herbstlaub besonders prächtig. Man muss berücksichtigen, dass die Wurzeln direkt unter der Oberfläche besonders dicht sind und anderen Pflanzen kaum eine Chance lassen. Noch nicht mal Krokusse oder Schneeglöckchen können sich hier durchsetzen.
Auch bei Kindern im Haushalt sollte man vorsichtig sein, denn die knalligen Früchte verführen zum Essen. Dummerweise sind sie hochgiftig und sorgen für Durchfall und Erbrechen.
Schnitt
Das Pfaffenhütchen gilt als schnittverträglich, aber viel Schneiderei ist überhaupt nicht notwendig. Meistens reicht es vollkommen aus, altes und abgestorbenes Holz zu entfernen.
Vermehrung
Eine Vermehrung mit Samen ist möglich, aber extrem langwierig: Sie haben erst einmal eine Ruhephase von drei bis vier Jahren, bis sie überhaupt keimen können. Einfacher fährt man mit veredelten Sträuchern aus dem Gartenfachhandel.
Verwendung
Pfaffenhütchen machen sich gut als freistehende Sträucher und als Windschutz. Mit ihrem flachen Wurzelwerk sind sie zur Bodenfestigung an Abhängen und Böschungen gut geeignet.
Schädlinge
Mitunter machen sich die Raupen der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte (Ypomomeuta cagnagella) über die Sträucher her. Man erkennt den Befall an den dichten Spinnweben und minierten Blättern. Rostpilze (Melampsora evonymi-caprearum) verursachen dunkle Flecken auf den Blättern, und auch Mehltau kann auftreten.
Ökologie

Quelle:
AnRo0002, CC0, via Wikimedia Commons
An den kleinen weißen Blüten des Pfaffenhütchens sind vor allem Fliegen interessiert, aber auch Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge. Die roten Samen sind für Vögel ein wichtiges Winterfutter. Sie picken die gestielten Samen ab und schälen den nährstoffreichen Samenmantel ab. Vor allem Rotkehlchen, aber auch Drosseln wie die Amseln lassen sich im Herbst stundenlang bei der Nahrungssuche in den Sträuchern beobachten. Daher rührt auch die volkstümliche Bezeichnung Rotkehlchenbrot.
Wissenswertes
Der volkstümliche Namen Spindelstrauch rührt von der Verwendung des gelben Holzes für Spindeln. Es ist besonders hart, glatt und feinporig und wurde daher auch gerne zu Stricknadeln verarbeitet.
Die Samen des Pfaffenhütchens sind bereits ordentlich entwickelt: Sie enthalten bereits grüne Keimblätter (Kotyledonen) und jede Menge Nährgewebe (Endosperm).
2006 hat man das Pfaffenhütchen zur Giftpflanze des Jahres gekürt. Es ist nicht nur für Menschen gefährlich, sondern auch für Insekten. Früher hat man mit den gemahlenen Samen Ungeziefer vertrieben und beim Menschen gegen Krätze eingesetzt.
Seine Geschlechtsverhältnisse sind kompliziert, denn es ist dreihäusig (triözisch). Das bedeutet, es gibt sowohl männliche als auch weibliche und zwittrige Exemplare. Als wäre das noch nicht genug, stritten sich Botaniker Jahrzehnte um das namentliche Geschlecht: Alle europäischen Bäume haben weibliche Namen. Ob das -us von Euonymus von dem Artnamen europaea oder europaeus gefolgt werden muss, musste eine internationale Kommission entscheiden. Euonymus europaeus ist somit der einzige „Mann“ in europäischen Wäldern.