Was ist Schachbrettblume?
Die kleine Schachbrettblume (Fritillaria meleagris), kurz auch Schachblume oder Kiebitzei, gehört mit ihren unverwechselbaren Blüten zu den ungewöhnlichsten Gewächsen unserer Heimat. Man findet das Mitglied aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae) nur noch selten, dann aber gesellig in größeren Beständen auf sickernassen und wechselfeuchten, häufig zeitweise überschwemmten Auwiesen von Saale, Main, Donau und Neckar und einigen wenigen anderen Standorten bis auf eine Höhe von 800 Metern. Man vermutet, dass sie in Mitteleuropa ursprünglich nicht heimisch war, sondern gezielt gepflanzt und ausgewildert wurde.
Als ausdauernde sommergrüne krautige Pflanze überwintert die Fritillaria mithilfe ihrer rundlichen, 1-2 Zentimeter großen Zwiebel, die aus nur wenigen Schuppen zusammengesetzt ist. Aus den 5-8 Zentimeter breiten kleinen Horsten erheben sich im April und Mai aufrechte rundliche Stängel mit jeweils 3-8 wechselständig stehenden, schmal-linealischen und rinnigen graugrünen Blättern, mit denen die Pflanze eine Höhe von 20-30 Zentimetern erreicht.
Am Ende des Triebes erscheinen die geruchlosen Blüten einzeln oder zu zweien. Sie hängen nickend herab und bilden eine breite tulpenartige Glocke aus sechs gleichartig geformten Perigonblättern. Diese sind breit-lanzettlich, 4-5 Zentimeter lang mit einer umgebogenen kleinen Spitze und einem typischen hellrosa- bis dunkelpurpur-weißen oder grün-weißen Schachbrettmuster; dieses ist selbst bei den seltenen Albinos noch zu erkennen. Im Inneren der Glöckchen stehen sechs freie Staubblätter mit weißen Filamenten und gelben Staubbeuteln, ein dreikammeriger Fruchtknoten mit dreispaltigem Griffel und am Grund auffällige, über 7 Millimeter große Nektarien.
Aus dem Fruchtknoten bildet sich nach der Bestäubung eine Kapselfrucht mit drei Fächern, in denen zahlreiche kleine Samen sitzen.
Schachbrettblume im Garten
Quelle: Lubos Chlubny/shutterstock.com
Standort
Wie an ihrem natürlichen Standort bevorzugt die Schachbrettblume einen feuchten und nährstoffreichen, neutral bis mild humosen Lehm- oder Tonboden. Dabei benötigt sie reichlich Licht und wenigstens hellen Halbschatten – Schatten verträgt sie ebenso wenig wie Trockenheit. Stehende Nässe über längere Zeit ist dagegen vollkommen unproblematisch, so fühlt sie sich gerade wie zu Hause. Die Pflanzen sind vollkommen winterhart und im Vergleich zu anderen Fritillaria-Arten recht robust.
Schnitt
Ein Schneiden ist bei diesem Frühblüher nicht erforderlich. Nach der Blüte solltest Du die Blätter stehenlassen, denn ihre Photosyntheseprodukte brauchen die Zwiebeln fürs Wachsen und Überwintern.
Vermehrung
Selber sorgt die Schachbrettblume mit reichlich gebildeten Brutzwiebeln und Samen für ihre Ausbreitung. Letztere sind Lichtkeimer und Kältekeimer, die eine Kaltphase zum Keimen benötigen und daher am besten im Herbst gepflanzt werden. Die weißen Albinos bilden nur wenige Samen, und generell dauert es mit dem Keimen oft Monate. Von der Aussaat bis zu den ersten Blüten musst Du etwa drei Jahre warten. Am besten hältst Du sie erst einmal zwei oder drei Jahre in Töpfen, bis Du sie ins Freiland ausbringst. Bei extrem kalten Wintern solltest Du sie in jungen Jahren mit Mulch oder Reisig schützen, einmal gut etabliert ist ihnen die Kälte egal.
Die reiskornförmigen Tochterzwiebeln sitzen in großer Zahl am Grund der Mutterzwiebeln. Achte darauf, dass sie recht zerbrechlich sind und grabe sie zum Versetzen (erst nach der Blüte!) recht großzügig aus. Sie müssen mindestens viermal so tief eingegraben werden wie sie hoch sind. Größere Zwiebeln aus dem Gartenmarkt solltest Du im August oder September 5-8 Zentimeter tief und mit einem Abstand von 15-20 Zentimetern pflanzen. Mit ihnen fährt man deutlich am schnellsten, wenn man sich die Schachbrettblume in den Garten holen möchte.
Verwendung
Die Schachbrettblume ist vor allem für sonnige und feuchte Rabatten oder das Ufer vom Gartenteich beliebt. Sie eignet sich auch gut zum Auswildern in Rasenflächen und sumpfigen Wiesen, sofern diese nicht zu stark begangen und gemäht werden. Als Frühblüher lässt sich Fritillaria wunderbar kombinieren mit Märzenbecher, Bach-Nelkenwurz, Sumpf-Dotterblume oder Hasenglöckchen. Sogar auf Balkon und Terrasse und selbst auf der Fensterbank kann man die Zwiebeln zum Blühen bringen.
Schädlinge
Vor allem Sämlinge und die im Frühjahr erscheinenden frischen Blätter haben es Schnecken angetan, die mit Vorliebe über die Schachbrettblumen herfallen. Wie frisch rot lackierte Käfer sollten ein Warnsignal sein – mit etwas Pech handelt es sich dabei um Lilienhähnchen (Lilioceris lilii), deren Larven und Adulte sich bereits im März über Liliengewächse von der Kaiserkrone bis zum Maiglöckchen hermachen und für erheblichen Kahlfraß sorgen. Die besten Bekämpfungsmethoden außer der chemischen Keule sind regelmäßiges Absammeln, Abspritzen mit Wasser und der Einsatz von Nützlingen wie Schlupfwespen und Zwergwespen.
Ökologie
Bestäubt werden die Blüten der Schachbrettblume von Hummeln und Bienen. Sie halten je nach Wetterlage vier oder fünf Tage. Wertvoll sind sie vor allem wegen ihrer relativ frühen Blütezeit im April und Mai, wo es noch recht wenige Futterquellen gibt.
Wissenswertes
Woher kommt die Fritillaria?
Die Gattung Fritillaria umfasst etwa 100 Arten von Zwiebelgewächsen, die in den gemäßigten Breiten der nördlichen Erdhalbkugel weit verbreitet sind und sich vor allem in der Mittelmeerregion, im Südwesten Asiens und im westlichen Nordamerika finden. In unseren Gärten ist neben der heimischen Schachbrettblume vor allem die aus Mittelasien stammende Kaiserkrone (Fritillaria imperialis) mit ihren prächtigen Blütenwirteln.
Würfelbecher und Perlhühner
Der Gattungsname leitet sich von fritillus, Würfelbecher ab – gemeint war wohl eher ein Spielbrett als das Schachbrett, das den Römern noch unbekannt war. Der Artname meleagris kommt aus dem Griechischen und bedeutet Perlhuhn – das Gefieder weist ein ähnliches Scheckenmuster auf. In Pommern nannte man die Schachbrettblume daher auch Perlhuhntulpe.
Schachbrettblumen sind gefährdet
Schachbrettblumen gelten als Feuchtezeiger, da sie nur an nassen Standorten gut gedeihen. Zudem braucht sie reichlich Licht und verkümmert im Schatten. Ihre natürlichen Vorkommen sind im Rückgang begriffen, sodass Fritilllaria nach Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) und Rote Liste als gefährdet bis stark gefährdet und besonders geschützt gilt. In einigen Bundesländern sieht man sie als vom Aussterben bedroht an. Grund für den Schwund sind die Trockenlegung der Auwiesen und die zunehmende Überdüngung der Böden.
Klein, aber giftig
Die Schachbrettblume ist in allen Teilen für den Menschen giftig – vor allem die Zwiebeln enthalten große Mengen an Alkaloiden und Steroidglykosiden wie Fritillin und Imperialin. Sie führen zu Übelkeit, Erbrechen und Krämpfen und können bei hoher Dosierung Kreislaufstillstand hervorrufen.
Tote Dänen, tote Schweden
Um auf ihre Gefährdung aufmerksam zu machen hat man die Schachbrettblume zur Blume des Jahres 1993 gekürt. In Kroatien gilt die kockavica als Nationalblume, und in der schwedischen Provinz Uppland blüht sie in der Nähe von Kungsängen am Ufer des Mälaren so reichlich, dass man sie landläufig als Kungsängslilja bezeichnet. Der Legende zufolge blüht dort seit der Schlacht von Fyrisvallarna (980 n. Chr.) jeweils eine rote für jeden der besiegten Dänen und eine weiße für jeden gefallenen Schweden. Schöne Geschichte, aber vermutlich wurden die Pflanzen erst 1658 erstmals aus den Niederlanden mitgebracht und im Linné-Garten der Universtität Uppsala gepflanzt.
Wiederentdeckung eines Klassikers
In den Barockgärten war die Schachbrettblume ein must have, und auch in den Gärten spielte sie bis ins 20. Jahrhundert hinein eine wesentlich größere Rolle als heutzutage. Heute ist eine Vielzahl von Sorten im Handel, die eher weiße oder eher rote Blüten aufweisen.