Was ist Wermut?
Wermut, genauer Wermutkraut oder Bitterer Beifuß (Artemisia absinthum) gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Man findet die ausdauernde krautige Arznei- und Gewürzpflanze wild nur selten in sonnenbeschienenen Schuttunkrautfluren, an Wegrändern, auf Dämmen, Mauern und Müllplätzen. Beheimatet ist er im gemäßigten Eurasien bis nach Indien und das westliche Nordafrika.
Das harte faserige Rhizom des Wermuts breitet sich dicht unter der Oberfläche aus und bildet kleine Gruppen; daraus bilden sich zunächst kleine Rosetten aus wechselständigen Blättern. Die aufrechten, am Grund verholzenden Triebe werden 60-100 Zentimeter hoch und weisen Längsrillen auf. Ebenso wie die Blätter sind sie dicht mehr oder weniger dicht silbrig-weiß behaart und mit kleinen Öldrüsen besetzt, die der Pflanze einen charakteristischen aromatischen Geruch verleihen. Die unteren Blätter sind langgestielt, mit einer 2-3-fach fiederteiligen Blattspreite und 8-15 Zentimeter lang und halb so breit. Weiter oben werden die Stiele kürzer und die Blätter kleiner. In den Blütenständen sind sie klein, sitzend und dreilappig oder ungeteilt.
Die recht unscheinbaren Blütenkörbchen stehen in endständigen pyramidenförmigen beblätterten und reich verzweigten Rispen; sie sind 2,5-4 Zentimeter breit, mit breit eiförmigen Hüllblättern und dicht behaarten Kelchblättern. Die gelben Röhrenblüten im Inneren sind zwittrig, die äußeren hingegen rein weiblich. Als Früchte bildet der Wermut länglich-eiförmige Achänen.
Wermut im Garten
Standort
Wermut bevorzugt einen mäßig trockenen, nährstoffarmen und basenreichen, neutral-milden und humosen, gerne auch steinig-sandigen Lehm- oder Tonboden, der eine gute Durchlässigkeit aufweist. Er steht am liebsten in der prallen Sonne und verträgt keine Staunässe. Mit anderen Pflanzen verträgt er sich nur bedingt, sodass man ihn am besten separat pflanzt.
Schnitt
Im Frühjahr sollte man die Pflanzen kräftig zurückschneiden, damit sie buschiger wachsen und nicht mit der Zeit von innen her kahl werden.
Vermehrung
Die Samen kann man im Herbst oder Frühjahr draußen an Ort und Stelle aussäen. Im Frühling oder Herbst lassen sich die Gruppen teilen, oder man schneidet Stecklinge von noch nicht vollständig verholzten Trieben. Unbeaufsichtigt sorgt der Beifuß auch kräftig für Selbstaussaat.
Verwendung
Als Heil- und Gewürzpflanze gedeiht Wermut am besten im Stein- oder Kräutergarten und in eher trockenen Rabatten.
Schädlinge
Das Wermutkraut ist anfällig für Gallen und Blattläuse und eher selten von Pilzkrankheiten wie Mehltau betroffen.
Ökologie
Die kleinen Blüten des Wermuts werden eher spärlich von Insekten besucht und bestäuben sich vorwiegend mit Hilfe des Windes. Für die aromatischen Blätter als Raupenfutter interessieren sich neun Schmetterlinge, vor allem Eulenfalter wie der Beifußmönch (Cucullia absinthii) oder die Beifuß-Blüteneule (Schinia scutosa).
Wissenswertes
Wermut war bereits in der Antike als Heilpflanze und als Gewürz bekannt. Herausragende Heilkundige wie Dioskurides und Galen beschrieben seine Wirkungen ebenso wie die Autoren der mittelalterlichen Kräuterbücher in aller Ausführlichkeit. Hildegard von Bingen beschreibt einen Wermutwein, den sie aus zerstampftem Wermut, Honig und Wein kochte und der bei Verdauungsbeschwerden und Melancholie helfen und Herz und Lunge stärken sollte.
Hauptbestandteile des etherischen Öls im Wermut sind Cineol, das in höheren Dosen giftige Thujon und Isothujon und kleinere Mengen Chamazulen. Hinzu kommen bitter schmeckende Sesquiterpenlactone wie Absinthin und Anabsinthin sowie Flavonoide, Schleimstoffe und Vitamine. Der aus dem Kraut hergestellte Tee, Wermutwein und Wermuttinktur regen die Verdauung an, fördern die Durchblutung des Beckens und wirken desinfizierend. Getrocknetes Kraut in pulverisierter Form ist ein altes Mittel gegen Würmer. Man darf Präparate mit Wermut nicht längere Zeit einnehmen, und auch in der Schwangerschaft ist vom Gebrauch abzusehen: In hohen Dosen verwendete man ihn früher als Abortivum
Absinth ist ein alkoholisches Getränk, das man aus Wermut, Fenchel, Anis und Melisse herstellt. Im 19. Jahrhundert schwer in Mode wurde es lange Zeit verboten, da das darin enthaltene Thujon schwere gesundheitliche Schäden hervorruft. Wermut oder Wermutwein bezeichnet hingegen einen vergleichsweise harmlosen aromatisierten und gezuckerten Wein, der im Handel beispielsweise unter den Marken Martini und Cinzano läuft.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner