Was ist Dichter-Narzisse?
Dichter-Narzisse oder Weiße Narzisse (Narcissus poeticus) ist eine beliebte Zierpflanze aus der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae), die als Frühblüher kaum aus unserer Gartengestaltung wegzudenken ist. Man findet sie nur gelegentlich verwildert in frischen Wiesen und Mooren, ganz im Gegensatz zu Südeuropa, wo man sie häufig großflächige Bestände bildet. Sie wächst bis in Höhen von über 2000 Metern.
Es handelt sich dabei um eine kräftige ausdauernde und vielgestaltige Zwiebelpflanze mit grundständigen aufrechen, schmal-linealischen rinnigen Blättern. Diese werden 5-9 Millimeter breit und bis zu 45 Zentimeter lang. Insgesamt erreichen die Pflanzen eine Höhe von einem halben Meter und eine Breite von etwa 16 Zentimetern. Die Zwiebeln werden 3-4 Zentimeter lang.
Die einzelnstehenden duftenden Blüten erscheinen im späten Frühjahr am Ende eines hohlen Stängels; sie werden 4-7 Zentimeter breit und weisen sechs gleich gestaltete und flach ausgebreitete, rein weiße Blütenblätter auf, die eine Hauptkrone bilden. Sie sind am Grund nur wenig verschmälert. Begleitet werden sie von einer kleinen schüsselförmigen, gelben und rot gerandeten Nebenkrone. Drei der sechs Staubblätter sind höher inseriert als die anderen und ragen zur Blütezeit aus der Perigonhülle heraus. Als Früchte werden Kapseln mit zahlreichen Samen gebildet.
Dichter-Narzisse im Garten
Quelle: Pierrette Guertin/shutterstock.com
Standort
Dichter-Narzissen sind recht anspruchslos und wachsen auf den verschiedensten Böden, aber am liebsten sind ihnen mäßig nährstoffreiche und gut wasserdurchlässige Substrate mit stets ausreichender Feuchtigkeit. Die Pflanzen sind frosthart und brauchen Sonne oder Halbschatten, im vollen Schatten verkümmern sie und blühen nur ungern. Vor allem im Frühjahr muss man ein Eintrocknen verhindern, sonst, fällt die Blüte aus. Ebenso fatal ist aber auch Staunässe – daher muss man auf gute Drainage achten. Beim Pflanzen in der Nähe des Hauses oder einer Terrasse sollte man im Hinterkopf behalten, dass nicht jeder den ausgesprochen intensiven Geruch als angenehm empfindet.
Schnitt
Achtung beim Hantieren mit den Pflanzen: Der Saft ist hautreizend und kann allergische Reaktionen hervorrufen. Daher sollte man sicherheitshalber Handschuhe tragen. Üblicherweise entfernt man die alten Blüten und lässt das Kraut normal vor sich hinwelken, denn in dieser Zeit saugen die Zwiebeln alle verfügbaren Nährstoffe auf, um sie für die nächste Vegetationsperiode zu sammeln. Hat man Narzissen im Rasen, sollte man diesen erst mindestens sechs Wochen nach der Blüte wieder mähen.
Vermehrung
In der Regel pflanzt man die Zwiebeln der Dichter-Narzisse und macht sich nicht die Mühe einer Aussaat. Die Blumenzwiebeln setzt man eineinhalbmal so tief in die Erde wie sie lang sind. Bei den Sorten lassen sich die spezifischen Merkmale nur durch eine vegetative Vermehrung übertragen. Dazu verwendet man die reichlich gebildeten Tochterzwiebeln, die sie auch zur eigenen Ausbreitung verwendet. Nach dem Vergilben der Blätter sammelt man sie ein, lagert sie kühl und trocken und pflanzt sie im Herbst.
Die Samen kann man nach der Fruchtreife aussäen; danach sollte man die Keimlinge feucht und frostfrei halten. Nach zwei Jahren kommen sie ins Freiland, und nach etwa sieben Jahren blühen sie zum ersten Mal.
Verwendung
Dichter-Narzissen geben schöne und haltbare Schnittblumen. Sie eignen sich für die Bepflanzung zwischen Hecken und Sträuchern, Steingärten und Blumenbeete. Besonders gut zur Geltung kommen sie zusammen mit Polsterstauden wie Phlox, Schleifenblume, Tulpen und Gräsern.
Schädlinge
Mit die ärgsten Feinde der Dichter-Narzisse sind Schnecken, die oft das komplette Frühblüher-Sortiment plündern. Andere Schädlinge sind Narzissenfliege, Zwiebelälchen und Pilzerkrankungen wie Mehltau, Grauschimmel und Rostpilze oder Stagnophora- und Ramularia-Blattfleckenkrankheit.
Ökologie
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Die Nebenkrone ist nicht nur farblich auffällig, sondern riecht auch wesentlich intensiver als der Rest der Blüte. Damit will die Dichter-Narzisse Bestäuber anlocken. Hauptbestäuber sind Schmetterlinge, Schwebfliegen und Bienen, die mit langen Mundwerkzeugen gesegnet sind.
Wissenswertes
Dichter-Narzissen sind hübsch anzusehen, aber in allen Teilen giftig. Das gilt insbesondere für die Zwiebeln, die große Menge von Alkaloiden wie Narcissin und Narcipoetin enthalten. Die Blüten sind ein wichtiger Grundstoff für die Parfümherstellung und liefern hocharomatisches Narzissenöl.
Die Dichter-Narzisse war vermutlich die erste Narzissenart, die bereits in der Antike kultiviert wurde. Erste botanische Beschreibungen finden sich in der Historia Plantarum des Theophrastus, später auch bei Vergil und anderen Dichtern.
Als Heilpflanze spielt sie heute keine Rolle mehr; dagegen wurde sie von Dioskurides und späteren Heilkundigen ausführlich erwähnt. Der Saft reizt Haut und Schleimhäute, sodass der Verzehr zu Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall führt. Bereits der intensive Geruch der Blüten kann bei empfindlichen Menschen Brechreiz und Übelkeit verursachen.
Einige Autoren gehen daher davon aus, dass der Name auf das griechische narkào, narkotisch zurückgeht. Wesentlich einprägsamer ist die Ableitung aus der griechischen Mythologie, derzufolge der Schönling Narcissos zur Strafe für seine Selbstverliebtheit von der Rachegöttin Nemesis in eine Blume verwandelt wurde. In der Psychologie spricht man daher noch heute von Narzissmus.
In der freien Natur wild wachsende Exemplare stehen unter Naturschutz und dürfen keinesfalls gepflückt werden.