Was ist Schaf-Schwingel?
Schaf-Schwingel (Festuca ovina) ist ein Rispengras und gehört zur Familie der Süßgräser (Poaceae). Seine Horste werden 10-30 Zentimeter hoch, mit den blühenden Rispen letztlich 20-60 Zentimeter. Heimisch ist er auf den Magerwiesen und mageren Bergweiden, Heideflächen, lichten Wäldern und ihren Waldrändern Nord- und Mitteleuropas bis nach Sibirien herüber und im Süden nach Nordafrika vordringend.
Die haarfeinen und dünn borstigen Spreiten der steifen und rauen Blätter werden nur 0,2-0,4 Millimeter breit; bereift sind sie nicht, bestenfalls etwas gräulich, der Rand ist eingerollt. Als ausdauernde krautige Pflanze bildet der Schaf-Schwingel kleine dichte Horste ohne Stolonen oder Rhizome, die Erneuerungsknospen bilden sich nur weit unten innerhalb der Blattspreiten. Die Horste erinnern an die des Blauschwingels (Festuca glauca, Festuca cinerea), sind aber nicht so intensiv blau gefärbt, sondern eher graugrün. Seine Halme sind oft vierkantig und weisen nur 1-2 Knoten auf, und die abgestorbenen Blätter umhüllen die unteren Stängel für lange Zeit.
Die länglich-ovalen und grünen, häufig violett überlaufenen Ährchen erscheinen von Mai bis Juli, vereinzelt bis in den August hinein; sie sind 4-7 Millimeter lang, mit 2,6-4,5 Millimeter langen spitzen und begrannten Deckspelzen und bilden 3-12 Zentimeter lange endständige, wenig verzweigte Rispen mit aufrechten Ästen. Die Staubbeutel sind nur 2-3 Millimeter lang, der Fruchtknoten ist kahl. Als Früchte bildet der Schaf-Schwingel wie alle Süßgräser kleine braune Karyopsen.
Schaf-Schwingel im Garten

Quelle: cristo95/shutterstock.com
Standort
Der Schaf-Schwingel bevorzugt im Garten eine kalkarme und eher saure Erde; der Boden sollte gut durchlässig, mager bis mäßig fruchtbar und eher trocken als feucht ausfallen. Am liebsten ist ihm ein warmer Platz in voller Sonne. Zu viel Dünger bekommt ihm nicht, denn der verkürzt seine Lebensdauer erheblich. Ebenso mag er keine Staunässe, wohingegen er mit zeitweisen trockenen Phasen im Sommer gut zurechtkommt. Wie bei einem einheimischen Gras nicht anders zu erwarten ist der Schaf-Schwingel volkommen winterhart.
Schnitt
Viel zu tun gibt es bei der Pflege des Schaf-Schwingel nicht. Es reicht vollkommen, wenn Du ihn alle paar Jahre teilst, damit die Horste nicht verkahlen. Wenn Dich die abgeblühten Rispen stören, kannst Du sie unmittelbar nach der sommerlichen Blüte abschneiden.
Vermehrung
Am einfachsten lässt sich der Schaf-Schwingel durch Teilen der Horste vermehren. Hast Du noch keine im Garten, kannst Du im Gartenmarkt Töpfe mit Schaf-Schwingel kaufen; pflanze sie genauso tief ein wie sie im Gefäß gestanden haben. Sorten kann man ohnehin nur vegetativ vermehren, da die typischen Eigenschaften bei der Versamung verloren gehen.
Eine Vermehrung mit Grassamen ist ebenfalls ohne weiteres möglich; sie keimen gut und bilden recht schnell die typischen graugrünen Gruppen. Nicht zu tief verbuddeln, die Karyopsen sind Lichtkeimer.
Verwendung
Die graugrünen Horste des Schaf-Schwingel machen sich auf sonnigen Freiflächen besonders gut; etwa im Steppengarten, Heidegarten, auf einer naturnahen Wildblumenwiese. Er hat den Vorteil nicht zu wuchern, sodass auch die benachbarten Kräuter und Stauden eine Chance gegenüber dem Gras haben. Man kann ihn auch als Bodendecker verwenden; dabei rechnet man 9-12 Pflanzen pro Quadratmeter. An trockenen und mageren Hängen, an denen andere Pflanzen nur unzureichend wachsen, gibt er einen ausgezeichneten Bodenfestiger.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten können dem robusten Schaf-Schwingel kaum etwas anhaben. Wenn sich die Horste gelb verfärben liegt das meist an zu feuchtem oder zu nährstoffreichem Boden, den die Pflanzen nicht vertragen.
Ökologie
Die Bestäubung erfolgt beim Schaf-Schwingel durch den Wind, der auch die Karyopsen aus den Ährchen schüttelt und verbreitet. Wie bei allen Grassamen und Rasensamen musst Du bei der Aussaat aufpassen, dass Du damit nicht die Vögel fütterst – die freuen sich über das unerhoffte Zubrot.
Insgesamt 24 Schmetterlinge nutzen Festuca ovina als Raupenfutter. Neben Nachtfaltern gehören dazu auch einige bekannte Tagfalter wie verschiedene Mohrenfalter (Erebia spec.), das Kleine Ochsenauge (Hyponephele lyacon) und Wiesenvögelchen (Coenonympha spec.).
Schaf-Schwingel wächst auf Flächen, die anderen Gräsern meistens zu mager sind. Auf Heiden und Steppen gedeiht er vortrefflich, und die dort meist als Rasenmäher eingesetzten Schafe und Heidschnucken mögen ihn trotz des Schafs in seinem Namen nicht besonders. Kühe allerdings noch viel weniger. Einmal etabliert hält er sich dort recht zuverlässig, denn die nur langsam verrottenden Reste verrotten und die dichten Wurzeln lassen die meist anspruchsvollere Konkurrenz kaum hochkommen.
Grund für das ungebremste Wachstum auf nährstoffarmen Böden: Der Schaf-Schwingel bildet mit Pilzen eine Mykorrhiza, die mit ihren Hyphen die Aufnahme von Stickstoff, Phosphat und Mineralstoffen aus dem Boden erleichtern. Wo es einen Tropfen Feuchtigkeit und etwas an Nährstoffen gibt tauschen es die Pflanzen dank des umfangreichen Myzel-Netzwerks untereinander aus. Interessant ist auch seine Toleranz gegenüber Schwermetallen – auf den Abraumhalden von Erzgruben wächst er vielerorts als eine der wenigen dort überhaupt gedeihenden Pflanzen.
In vielen Ländern außerhalb Europas gilt der Schaf-Schwingel mittlerweile als eingebürgert.
Wissenswertes
Botanisches Insiderwissen: Eigentlich sollte man Festuca ovina korrekt Eigentlicher Schaf-Schwingel oder Echter Schaf-Schwingel nennen, denn es gibt auch noch einen Falschen Schaf-Schwingel, Festuca pseudovina. Wie bei allen Festuca-Arten, die sich durch äußerste Variabilität auszeichnen, streitet man auch hier über die genaue Abgrenzung der Arten, Unterarten und Sippen. Dem Gärtner sind diese Feinheiten gleich – Schaf-Schwingel gibt schöne pflegeleichte Horste ab und damit basta.