Was ist Rote Lichtnelke?
Rote Lichtnelke, Rotes Leimkraut oder Rote Waldnelke (Silene dioica) ist ein einheimisches Nelkengewächs (Caryophyllaceae), das in Europa weit verbreitet vorkommt. Man findet die sommergrünen zweijährigen oder ausdauernden Kräuter auf feuchten Wiesen, Auen und in Wäldern.
Die Rote Lichtnelke entspringt einem kräftigen bis zu einem halben Meter langen Rhizom und erreicht mit ihren blühenden Stängeln eine Höhe von 30-90 Zentimetern. Ihre einförmigen bis lanzettlichen dunkelgrünen Blätter stehen gegenständig und haben einen glatten Rand.
Auffällig sind die roten, selten weißen und geruchlosen Blüten. Diese sind radiärsymmetrisch, fünfzählig mit einem roten und behaarten deutlich genervten Kelch und tief zweilappigen Kronblättern mit abgerundetem Ende. Aus den weiblichen Blüten entwickelt sich eine längliche braune Kapselfrucht mit braunschwarzen Samen. Die Blüten sind eingeschlechtlich, die Pflanzen zweihäusig getrenntgeschlechtlich.
Rote Lichtnelke im Garten
Standort
Wie an ihren natürlichen Standorten bevorzugt die Rote Lichtnelke im Garten einen feuchten, nährstoff- und basenreichen, leicht sauren und humosen Boden mit Lehm oder Sand. Sie mag weder Kalk noch Staunässe.
Schnitt
Ein Schnitt ist bei der Roten Lichtnelke nur erforderlich, wenn man die alten verwelkten Teile im Herbst und Winter entfernen will.
Vermehrung
Die Vermehrung der Roten Lichtnelke erfolgt mit den Samen.
Verwendung
Mit ihrer langanhaltenden Blütenpracht ist die Rote Lichtnelke eine Zier für Staudenbeete, Naturgärten und Rabatten. Man kann sie auch gut an feuchten Stellen ausbringen, etwa in der Nähe eines Teiches oder Bachläufen.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten machen der robusten Roten Lichtnelke eher selten zu schaffen. Blattläuse an den jungen Blüten und Blättern sind nicht ungewöhnlich. Selten aber ernsthaft ist der Befall mit Antherenbrand, der von Microbotryum silenes-dioicae hervorgerufen wird. Dabei werden die Pollen der männlichen Blüten durch Pilzsporen ersetzt und von den Bestäubern effektiv auf weitere Pflanzen übertragen. Der Pilz ist auf die Rote Lichtnelke spezialisiert. Bisher spielt die Krankheit in Deutschland noch keine große Rolle.
Ökologie
Die Blüten der Roten Lichtnelke werden von Schmetterlingen, Schwebfliegen, Hummeln und Honigbienen angeflogen. Sie dienen zwei Wildbienen als Pollenquelle für ihre Brut, nämlich der Sandbiene Andrena labiata und der Schmalbiene Lasioglossum morio.
Neun Schmetterlinge nutzen die Blüten als Nektarquelle oder die Blätter als Raupenfutter. Ersteres gilt für den Aurorafalter (Anthocharis cardamines) und den Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), letzteres für Kapseleulen (Hadena spec.) und Kapselspanner (Perizoma spec.).
Die Verbreitung der Samen aus den Kapseln erfolgt vor allem mit dem Wind, der die Stängel bewegt, sowie mit dem Wasser.
Wissenswertes
Die Rote Lichtnelke enthält Saponine – daher hat man ihre Wurzeln früher zum Waschen verwendet. Ihre gelben Samen verwendete die Volksheilkunde traditionell gegen Schlangenbisse.
Neben der Roten Lichtnelke gibt es noch die Weiße Lichtnelke Silene alba. Hybriden der beiden kommen des Öfteren vor und zeichnen sich durch rosafarbene Blüten aus.
Neben der weit verbreiteten Wildform gibt es Zuchtsorten mit gefüllten und weißen oder rosafarbenen Blüten.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner