Was ist Echter Thymian?
Echter Thymian, Gartenthymian oder Römischer Quendel (Thymus vulgaris) wird als Heil- und Gewürzpflanze kultiviert und verwildert eher selten. Ursprünglich stammt er aus dem westlichen Mittelmeerraum, und dem Süden Italiens, wo er als Pionierpflanze Brachen und Trockenrasen besiedelt. Er gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Der Gartenthymian ist ein mehrjähriger immergrüner und verholzender Halbstrauch, der eine Höhe von bis zu 30 Zentimetern erreicht und buschige kleine Polster von ebenfalls rund 30 Zentimetern Breite bildet. Die aufsteigenden Triebe sind reich verzweigt und wenig vierkantig bis fast rund, die 7-9 Millimeter langen und drei Millimeter breiten, gegenständig stehenden schmal-ovalen Blättchen graugrün, sehr kurz gestielt, auf der Unterseite weiß behaart und am Rand leicht eingerollt. Beim Zerreiben riechen sie typisch aromatisch.
Die zygomorphen 4-6 Millimeter langen Lippenblüten des Thymians erscheinen im Frühsommer bis in den Herbst hinein; sie sind, fünfteilig mit doppelter Blütenhülle, stehen in endständigen kleinen Scheinquirlen und sind rosa bis lila, selten weiß gefärbt. Der Kelch ist zweilippig und buckelig mit ungleich langen Kelchzähnen, die Oberlippe ist dreigeteilt, und die Kronröhre von einer Reihe Borsten geschützt. Als Früchte werden Kapseln mit vier kugeligen braunen Nüsschen gebildet.
Echter Thymian im Garten
Standort
Echter Thymian ist ein Schwachzehrer und Sonnenanbeter; am wohlsten fühlt er sich auf einem sonnigen, warmen und eher trockenen Boden mit reichlich Sand. Er sollte neutral bis alkalisch sein und darf gerne Kalk enthalten. Die Pflanzen sind winterhart bis —15 °C und dankbar für etwas Frostschutz mit Reisig oder ähnlichem.
Schnitt und Pflege
Am besten schneidest Du den Thymian im Frühjahr oder Sommer regelmäßig zurück. Er ist gut schnittverträglich und treibt dann umso buschiger aus. Zudem verholzen und vergreisen die Pflanzen dann nicht so schnell. Darüber hinaus kannst Du die Horste auch alle 3-4 Jahre teilen.
Ernten kannst Du Thymian das ganze Jahr über. Schneide nur gerade so viel von den Zweigen ab, wie Du aktuell in der Küche benötigst. Am besten und würzigsten ist er, wenn man ihn vor der Blüte und in den Morgenstunden pflückt; zum Trocknen ist er dann besonders gehaltvoll an ätherischen Ölen.
Vermehrung
Den Samen von Gartenthymian kannst Du ab April im Haus vorziehen; es handelt sich dabei um Lichtkeimer, die Du nur leicht auf die Erde andrücken darfst. In der Regel keimen sie bereits nach 10-14 Tagen und lassen sich später pikieren und an Ort und Stelle ins Freiland bringen. Optimal ist ein Abstand von 15-20 Zentimetern. Ansonsten kannst Du sie auch nach den Eisheiligen sofort im Freien aussäen; dann empfiehlt es sich, die Keimlinge auszudünnen, bevor sie sich gegenseitig Nahrung und Sonne wegnehmen und nicht mehr gescheit wachsen.
Am schnellsten fährt man natürlich mit Jungpflanzen aus dem Gartenfachmarkt. Alternativ dazu kannst Du im Frühsommer Grünstecklinge, im Hoch- oder Spätsommer halbverholzte Stecklinge abnehmen und bewurzeln. Auch Absenker von niedrig hängenden Zweigen sind möglich.
Verwendung
Als alte Gewürzpflanze ist Echter Thymian für den Kräutergarten prädestiniert. Er verträgt sich bestens mit anderen Kräutern und lässt sich mit diesen zusammen in einer zudem dekorativen Kräuterspirale pflanzen. Ebenso kann man ihn in Rabatten und Steingärten setzen. Auch in Töpfen und Kästchen wächst er problemlos, sodass man ihn auch im Kräutertopf auf Balkon und Terrasse und auf der Fensterbank kultivieren kann.
Schädlinge
Schädlinge oder Krankheiten sucht man beim Gartenthymian vergeblich. Die meisten Fressfeinde wie auch Pilze, Viren und Bakterien hält er mit seinem ätherischen Öl fern, das eine erhebliche antibiotische Wirkung aufweist. Während Schneckenweniger begeistert sind machen sich Kaninchen und Hasen gerne über das aromatische Kraut her.
Ökologie
Die duftenden kleinen Blüten werden besonders von Honigbienen geschätzt; bei ausreichenden Beständen stellen sie aus dem Nektar der hervorragenden Bienenweide Thymianhonig her. Dieser ist kräftig und äußerst aromatisch, weniger süß als viele andere Honigsorten, bleibt lange flüssig und hat eine orangegelbe Farbe. Ein Feld von einem Hektar liefert rund drei Zentner von diesem speziellen Sortenhonig. Pollen produziert der Thymian hingegen nur wenig. Anekdotisch sei vermerkt, dass das Thymol im Thymianöl auch der Varroa-Milbe, einen eingeschleppten und zusehends am Bienensterben beteiligten Parasiten, unangenehm in die Nase steigt und sie in den Bienenstöcken kleinhält.
Für die Verbreitung der Samen sorgen vor allem Ameisen.
Wissenswertes
Thymian als Heilpflanze
Vermutlich stammt der Echte Thymian vom bei uns auch wildwachsenden Sand-Thymian Thymus serpyllum ab. In der Küche und Naturheilkunde verwendet man beide gleichermaßen. So werden sie bereits in der Antike von Dioskurides, Plinius d.Ä. und Galenus beschrieben und nicht minder ausführlich in den Kräuterbüchern des Mittelalters behandelt. Hildegard von Bingen empfiehlt ihn mit anderen Kräutern zusammen bei Geschwüren und Lepra, und eine Salbe mit Eselswolfsmilch, Hirschtalg und altem Schmalz gegen Rheuma und Läuse.
2006 hat man Thymus vulgaris zur Heilpflanze des Jahres gewählt. Die im ätherischen Öl enthaltenen Flavonoide wie Apigenin und Luteolin, das geruchstypische Thymol und Carvacrol und diverse phenolische Substanzen wirken antiseptisch, antioxidativ, schleimlösend und entkrampfend. Thymiantee gilt als altes Hausmittel gegen Atemwegserkrankungen von Asthma über Heuschnupfen bis Grippe, als Wurmmittel für Kinder und wird bei Magengeschwüren und Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Äußerlich angewendet wird er bei Insektenstichen, rheumatischen Erkrankungen, entzündlichen Hautkrankheiten und gegen Läuse. In der Homöopathie dienen Thymus vulgaris-Globuli ähnlich wie in der Naturheilkunde vor allem der Behandlung von Bronchialerkrankungen.
Thymian in der Küche und im Bad
In der Küche vor allem des Mittelmeeres ist Echter Thymian ein altbewährten und bis heute beliebtes Gewürz, mit dem sich Fleisch- und Fischgerichte, Würste, Kartoffeln, Saucen, Speisen mit Schafs- und Ziegenkäse und vieles andere würzen lassen. Sein Aroma ist beständig, sodass man die Zweige und Blätter problemlos mitkochen kann. Aus Marinaden und Beizen oder aus Kräuteressig und Kräuteröl ist das Kraut ebenfalls kaum wegzudenken.
In Frankreich gehört er zu den typischen Zutaten des bouquet garni, dem Kräutersträußchen aus Thymian, Petersilie und Lorbeerblatt. In die herbes de Provençe, die Kräuter der Provençe, gehören zudem Kerbel, Estragon, Bohnenkraut, Majoran, Lavendel und Fenchel. Er fördert die Darmtätigkeit und macht auch schwer Verdauliches bekömmlicher. So setzt man ihn auch gerne in verdauungsfördernden Likören ein.
Darüber hinaus kann man die Blätter und das ätherische Thymianöl für Parfüms, Potpurries, Kräuterkissen oder als Badezusatz verwenden. Als Letzterer bewährt er sich wiederum bei Hautkrankheiten und bei Erkältungen und wirkt zudem hautreinigend. Im alten Rom und bis in die Renaissance hinein galt ein Thymianbad als aphrodisierend.
Sorten von Echter Thymian
Die Thymiansorte ‚Aureus‘ hat gelblich überlaufene Blätter, bei ‚Silver Posie‘ sind sie am Rand weiß. Ähnlich sieht ‚Silver Queen‘ aus, die den prestigeträchtigen Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society gewonnen hat.