Was ist Echter Lorbeer?
Echter Lorbeer (Laurus nobilis) ist die namensgebende Art für die Lorbeergewächse (Lauraceae). Man findet ihn vor allem rund ums Mittelmeer, wobei er weiter westlich deutlich seltener vorkommt. Meistens wächst er in den schattigen und feuchten Wäldern oder felsigen Gebüschen in der Nähe der Küste, wird aber auch oft als Zierbaum oder der Blätter wegen als Küchengewürz angebaut.
Es handelt sich beim Echten Lorbeer um einen immergrünen, aufrechten Baum oder Strauch mit breiter konischer Krone. Bei uns bleibt er mit meist nur 2-3 Meter eher zierlich, während er in seiner mediterranen Heimat auch mal bis zu zehn Meter hoch und zwölf Meter breit wird.
Typisch sind die dunkelgrün glänzenden Lorbeerblätter: Sie sind ledrig, länglich-lanzettlich, an beiden Enden gespitzt, 6-12 Zentimeter lang und 2-4 Zentimeter breit, mit einem kurzen Stiel und einem ganzen, aber leicht gewellten Rand. Bei Beschädigungen duften die wechselständig stehenden Blätter stark aromatisch.
Der Lorbeerbaum ist fast immer zweihäusig und entwickelt seine männlichen und weiblichen Blüten auf unterschiedlichen Exemplaren, zwittrige Blüten sind eher die Ausnahme. Sie erscheinen in den Blattachseln und bilden Rispen mit jeweils 4-6 jeweils zentimetergroßen Einzelblüten. Die Blütenhülle ist klein und matt gelblich, vierzählig und am Grunde verwachsen. Bei den männlichen Blüten finden sich 10-12 Staubblätter, bei den weiblichen Blüten ein Fruchtknoten mit drei Narben und vier verkümmerte Staminodien. Aus den Fruchtknoten entwickeln sich nach der Bestäubung die Lorbeeren, eiförmige Steinfrüchte von 1-1,5 Zentimetern Durchmesser, die im reifen Zustand blauschwarz gefärbt sind und einen einzelnen harten Samen enthalten.
Echter Lorbeer im Garten

Quelle: Thanasis F/shutterstock.com
Standort
Der Lorbeerbaum ist recht anspruchslos; er braucht einen gleichmäßig feuchten Boden, der eher kühl sein sollte und bevorzugt Sonne oder Halbschatten. Ist der Boden zu humos und nährstoffreich sollte man ihn mit reichlich Sand etwas magerer machen, denn Staunässe ist ebenso tödlich wie lange anhaltende Trockenheit. Er mag es übrigens sehr, wenn man ihn einmal im Monat leicht düngt und ab und zu gründlich abbraust. Dann bleiben auch die Blätter schön sauber.
Zum Auspflanzen ins Freiland ist Echter Lorbeer bei uns nur in den wärmsten Gegenden geeignet, sodass man ihn vorzugsweise als Kübelpflanze hält. Ein etwas windgeschützter Standort ist auf jeden Fall vorteilhaft, allein schon, weil Lorbeer im Kübel bei starkem Wind gerne mal umfällt. Im Freien ist er nur äußerst mäßig frosthart und leidet im Winter unter scharfen kalten Winden, die seine immergrünen Blätter austrocknen. Daher sollte man ihn im Freiland unbedingt geschützt stellen oder idealerweise als transportable Kübelpflanze im Haus oder Wintergarten kühl überwintern. Bloß nicht zu warm – die ideale Überwinterungstemperatur liegt bei 1-6 °C. Außerdem sollte ab und zu gründlich gelüftet werden, denn stehende Luft fördert auch Pilze und Schädlinge.
Schnitt
Beim Lorbeerbaum schneiden kommt es darauf an, ob Du ihn wild wachsen lassen oder als Formhecke, Hochstämmchen oder Säule ziehen willst. Im ersteren Falle reicht es vollkommen aus, im späten Winter oder zeitigen Frühjahr schiefe und überkreuzende Äste – und natürlich abgestorbene – zu entfernen. Ansonsten solltest Du ihm bei einem Formbaum im Spätsommer und Spätwinter, also zweimal im Jahr einen Formschnitt verpassen. Die Krone wird zudem buschiger, wenn Du die Triebspitzen regelmäßig kürzt.
Achtung: Einfach mit der elektrischen Heckenschere drüberbügeln sieht wegen der verunstalteten Blätter übel aus, zumal die beschädigten braun werden und absterben. Daher solltest Du Dir lieber die Mühe machen und die betreffenden Äste von Hand schneiden. Bei dieser Gelegenheit kannst Du Dich auch um verkahlende Stellen in der Krone kümmern und diese ausschneiden. Gerade beim Formschnitt von Lorbeer müssen auch die oft reichlich gebildeten Wasserreiser entfernt werden.
In jedem Fall macht dem Lorbeer das Schneiden wenig aus, er gilt als außerordentlich gut schnittverträglich.
Achtung beim Hantieren: Empfindliche Menschen reagieren auf den Saft der alten Heilpflanze. Er kann bestehende Hautallergien verstärken. Daher solltest Du beim Lorbeer schneiden sicherheitshalber Handschuhe anziehen.
Umtopfen musst Du Lorbeer übrigens nur alle paar Jahre, vor allem die jüngeren, noch schneller wachsenden Exemplare. Im Alter geht es eher gemächlich zu, und der Lorbeerbaum braucht nur selten einen größeren Kübel.
Vermehrung
Am schnellsten kommst Du natürlich voran, wenn Du Dir der Einfachheit halber einen Lorbeerbaum kaufen gehst, in der Baumschule oder im Gartenmarkt. Die kleinen Lorbeerbäumchen haben einen deutlichen Vorsprung gegenüber Stecklingen oder aus Samen gezogenen Pflanzen. Halbverholzte Stecklinge kannst Du im Sommer, Kopfstecklinge auch später im Herbst schneiden und bewurzeln, vorzugsweise hell aber nicht in der vollen Sonne und bei Temperaturen um die 20 °C, dann bewurzeln sie am zuverlässigsten.
Auch eine gute Möglichkeit, um Lorbeer zu vermehren: Wurzelschösslinge. Bildet der Baum welche, so kannst Du sie abtrennen und einpflanzen, sie wachsen in der Regel noch schneller an als die Lorbeerstecklinge.
Falls Du Dich an den Samen aus eigener Ernte oder aus dem Gartenfachhandel versuchen möchtest, dann säe diese im Herbst in Töpfen aus. Überwintern solltest Du sie aber vorzugsweise an einem frostgeschützten, nicht zu warmen Ort.
Verwendung
Wo es draußen länger frostet sollte man den Lorbeerbaum als Kübelpflanze halten und im kühlen Gewächshaus oder notfalls im Haus überwintern. In wärmeren Gebieten wie den klassischen Weinbauregionen von Rhein, Mosel und Nahe kann man ihn auch im Freien halten – als Solitärpflanze, im Gehölzgarten oder als Formhecke, gerne auch spalierartig an einer warmen sonnenbeschienenen Mauer. Oder in Innenhöfen als Topfpflanze, die man auch gut als Hochstämmchen mit kugelförmiger Krone, als Säule oder Pyramide ziehen kann.
In jedem Fall gibt das dezente Grün des Lorbeerbaums einen schönen Hintergrund für alles, was bunt blüht und fruchtet, vor allem für andere kübelgeeignete Pflanzen wie Zitrusgewächse, insbesondere Zitrone, Orange und Kumquat, oder andere mediterrane Arten wie Granatapfel, Oleander und Kamelie.
Schädlinge
Vor allem unter Glas treten Schildläuse auf. Ansonsten machen ihm bisweilen Blattflecken und Mehltau zu schaffen, oder Wicklerraupen und Lorbeerblattfloh (Trioza alacris) hinterlassen ihre Spuren an den Blättern. Reichlich Luft und Sonne hält zumindest die meisten Pilzerkrankungen fern, die dem Echten Lorbeer im Gewächshaus oder im Wintergarten bisweilen auftreten.
Ökologie
Ökologisch ist der Lorbeer bei uns eine Nullnummer, da seinen Blüten die in seiner Heimat üblichen Besucher fehlen. Unsere heimischen Wildbienen und Schmetterlinge gehen hier leer aus.
Wissenswertes
Restbestände Lorbeerwald
Der Echte Lorbeer ist der letzte in Mitteleuropa heimische Vertreter einer einst großen Familie, die noch im Tertiär weltweit verbreitet war und große Teile des Mittelmeerraumes mit dichten Lorbeerwäldern bedeckte. Die letzten davon sind erst vor rund 10.000 Jahren verschwunden, mit Ausnahme einiger Reste in Syrien, der südlichen Türkei, Spanien, Portugal, Marokko sowie auf den Kanarischen Inseln und Madeira.
Heute findet man nur noch vier Arten der Gattung Laurus in tropischen Gefilden. Vermutlich stammt der Lorbeerbaum ursprünglich aus Vorderasien, wurde aber bereits früh vom Menschen über den ganzen Mittelmeerraum verteilt, nachdem die ursprünglichen Lorbeerwälder der Austrocknung im Pliozän gewichen waren.
Apollon und der Lorbeerkranz
Seit der Antike ist der Lorbeerkranz als Siegeskranz gebräuchlich. Bei den alten Griechen und Römern spielte er als Siegeszeichen, Ehrensymbol und Zeichen der Unsterblichkeit eine herausragende kulturelle Rolle. Der Lorbeer war dem Apollon geweiht, weil seine erste große Liebe, die Nymphe Daphne, von ihrem Vater Peneus in einen Lorbeerbaum verwandelt wurde, um sie so vor den Nachstellungen des liebeshungrigen Gottes zu schützen. Heute bezeichnet man mit Daphne botanisch den Seidelbast.
Die ersten Lorbeerkränze wurden vermutlich bei den Pythischen Spielen zu Ehren des Apollon verteilt. Auch die Pythia, die Wahrsagerin des Orakels von Delphi, soll zum einen für ihre Wahrsagungen Lorbeerblätter gekaut und beim Überbringen der Prophezeiungen mit einem Lorbeerzweig gewedelt haben.
Kübelpflanze seit der Renaissance
In der Renaissance begann man ihn als Kübelpflanze zu halten – damals als eine der ersten überhaupt. Seine Beliebtheit als solche ist bis heute ungebrochen, und kaum eine andere Pflanze findet sich so oft als transportabler Blickfänger für Innenhöfe, Terrassen oder Garten.
Lorbeeröl & Co.
Lorbeerbaum ist als Heilpflanze und als Gewürzpflanze beliebt. Das Aroma der Blätter und Früchte ist auf ein ätherisches Öl zurückzuführen, das flüchtige Terpenoide, Alkohole und Ketone enthält. Besonders typisch für das Lorbeeraroma sind Cineol (30-70 °), Eukalyptol, Methyleugenol, Linalool, Geraniol und weitere Duftstoffe. Das ätherische Öl macht 1-3 Prozent des Trockengewichtes der Lorbeerblätter aus.
In den Lorbeeren sind neben etwa einem Prozent dieses ätherischen Öls noch 30 Prozent fettes Öl enthalten. Ausgepresst und mit Wasser ausgekocht bekommt man aus den Lorbeerfrüchten ein Gemisch, das man pharmazeutisch als Lorbeeröl oder Lauri oleum bezeichnet. Es ist grün, hat eine buttrige Konsistenz und schmilzt bereits bei Körpertemperatur.
Lorbeerblätter in der Küche
In der Küche verwendet man die getrockneten Lorbeerblätter vor allem für Marinaden, Fleisch- und Wildgerichte, Eintöpfe und viele andere Rezepte. Die mediterrane Küche nutzt ihn noch wesentlich öfter als die unsere, etwa in Saucen für die Pasta oder im französischen Bouquet garni. Beduinen aromatisieren damit ihren Kaffee.
Üblicherweise werden Lorbeerblätter im Ganzen verwendet und vor dem Servieren entfernt; beim Zerkleinern oder Mahlen würden sich zu viele der kostbaren Aromen verflüchtigen. Nur selten verwendet man Lorbeerpulver in Suppen und Brühen. Sparsamer Gebrauch ist anzuraten, denn größere Mengen von Lorbeerblättern geben dem Gericht eine bittere Note.
Lorbeer in der Naturheilkunde und Kosmetik
In der Naturheilkunde nutzt man das Lorbeeröl in Salben gegen Insekten und Hautparasiten, rheumatische Beschwerden, Blutergüsse, Prellungen und Verstauchungen und zur Wundheilung. Solche Anwendungen sind bereits seit der Antike bekannt, wie bereits Plinius d. Ä. berichtet. Auch in den Kräuterbüchern des Mittelalters wird die heilsame Wirkung von Lorbeer ausführlich behandelt.
In der Kosmetikindustrie nutzt man das Lorbeeröl für Seifen, Parfüms und Pflegeprodukte. Besonders bekannt ist die Alepposeife, einer klassischen Lorbeerölseife, die man früher als Kernseife für die Körperpflege wie auch zum Wäsche waschen verwendete. In den Maghreb-Staaten reibt man die Pferde mit frischen Blättern ein, um Fliegen fernzuhalten. Auch in der Aromatherapie und für Massageöl kommt Lorbeeröl zum Einsatz.
Die Preisträger in Sachen Lorbeeren
Neben der Wildform gibt es von Laurus nobilis noch einige Zuchtsorten wie die wegen ihrer goldgelben Blätter beliebten Sorte ‚Aurea‘ und die weidenblättrige Sorte Laurus nobilis f. angustifolia. Letztere beiden haben den renommierten Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society gewonnen.