Was ist Römische Scheinkamille?
Römische Scheinkamille, meistens nur kurz als Römische Kamille bezeichnet ist eine ausdauernde Staude und alte Heilpflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Heimisch sind die Pflanzen in Westeuropa. Sie wachsen auf trockenen Feldern und anderen kultivierten Gebieten und sind als Zier- und Heilpflanzen lange gebräuchlich.
Die kräftige Pfahlwurzel reicht tief hinab und weiß auch bei Trockenheit noch irgendwo Wasser zu finden. Daraus erheben sich über der Erde die aufsteigenden Stängel, die eine Höhe von bis zu 30 Zentimetern erreichen. Charakteristisch sind die bis zu fünf Zentimeter langen wechselständigen und sitzenden, zwei- bis dreifach fiederschnittig fein zerteilten Blätter mit kleinen linealisch-spitzen Abschnitten, die beim Zerreiben unverkennbar aromatisch nach Kamille riechen.
An den Enden der Triebe erscheinen die Blütenköpfchen, die wie bei Gänseblümchen oder Margerite im Inneren gelbe Röhrenblüten und am Rand eine Reihe prominenter weißer, rein weiblicher Zungenblüten aufweisen. Ein Körbchen wird 2-3 Zentimeter breit; auf seiner Unterseite sitzen behaarte Hüllblätter mit häutigem Rand. Aus den Blüten entwickeln sich nach der Bestäubung glatte braune Achänen ohne Pappus.
Römische Scheinkamille im Garten
Quelle: areeya_ann/shutterstock.com
Standort
Im Garten nimmt die Römische Kamille mit jeder normalen Gartenerde vorlieb, solange diese nur einigermaßen durchlässig und fruchtbar ist. Viel Wasser braucht sie nicht, und im Sommer machen ihr tagelange Trockenperioden nichts aus. Viel eher wird Staunässe zum Problem, denn damit faulen ihre Wurzeln. Im Winter sind die Pflanzen winterhart bis zu -34 °C.
Vermehrung
Sich selbst vermehrt die Römische Kamille vor allem vegetativ; die Samen haben eine recht geringe Keimrate. Daher wirst Du in aller Regel vermutlich eher ein paar fertige Pflanzen im Gartenhandel kaufen, bevor Du auf die Idee mit der Aussaat kommst.
Verwendung
Mit der Römischen Scheinkamille lassen sich Duftrasen anlegen. Zudem eignet sie sich als alte Heilpflanze für den Apothekergarten, mit ihren hübschen Blüten für den Bauerngarten ebenso wie für den Steingarten.
Ökologie
Die kleinen Blüten der Römischen Kamille sind bei einer Vielzahl von Insekten ungemein beliebt, und im Sommer werden sie kräftig umschwirrt. Den Pollen holen sich 72 Wildbienen, wobei 12 davon als spezialisiert gelten. Hier finden sich vor allem Schmalbienen (Lasioglossum spec.) und Sandbienen (Andrena spec.).
Die Verbreitung der Achänen übernehmen Wind und Regen.
Wissenswertes
- Ähnlich wie die besser bekannte Echte Kamille (Matricaria chamomilla) enthält die Römische Kamille ein ätherisches Öl mit geruchstypischen Substanzen wie Bsiabolol, Chamazulen, Limonen und Pinen, dazu Flavonoide und Sesquiterpenlactone.
- Beide werden seit der Antike als Heilpflanzen genutzt und finden sich in jedem der Kräuterbücher des ausgehenden Mittelalters.
- Trotz aller Ähnlichkeiten unterscheiden sich die beiden Kamillen in Aussehen und Inhaltsstoffen deutlich voneinander.
- Medizinisch nutzt man die getrockneten Kamillenblüten (Chamomillae romanae flos).
- Sie dienen zu Kamillentee aufgegossen als Arznei gegen Verdauungsprobleme und Menstruationsbeschwerden, als harntreibendes und beruhigendes Mittel, äußerlich zur Wundreinigung und als Mundspülung gegen Entzündungen des Mundraumes.
Wichtig bei allen Tees mit aromatischen Ölen, auch bei Kamillentee: Beim Aufbrühen immer abdecken, sonst verfliegen die für die Wirksamkeit wichtigen Substanzen und sind gleich perdü!
- Ebenso findet sich die Römische Kamille in zahlreichen Pflegeprodukten für Haut und Haare und weiteren Kosmetika.
- Wie alle ätherischen Öle sollte man auch das der Römischen Kamille niemals unverdünnt auf die Haut auftragen – das kann zu Unverträglichkeiten wie einer Kontaktdermatitis führen. Also immer schön verdünnen.
- In der Aromatherapie sind Kamilleprodukte sehr beliebt; sie sollen dabei helfen Stress abzubauen und den Schlaf zu fördern.
- Heute unbekannt: Früher nutzte man die Römische Kamille auch zum Bierbrauen, allerdings die kompletten Pflanzen, die auch Bitterstoffe enthalten. Diese machten das Bier vor der Verwendung von Hopfen besser haltbar.
Achtung bei Blutgerinnung und Schwangerschaft: Kamillentee, ob nun von der Römischen oder von der Echten Kamille, beeinträchtigt unter Umständen die Wirkung von gerinnungshemmenden Medikamenten. Dafür verantwortlich sind Apigenin, Cumarin und verschiedene Flavonoide und Gylkoside. Bedenklich wird der Konsum aber erst, wenn man regelmäßig große Mengen davon zu sich nimmt. Auch in der Schwangerschaft sollte frau aufpassen: Kamillentee im Übermaß kann Uteruskontraktionen und Fehlgeburten auslösen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner