Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Echtes Federgras?
Seinen Namen hat das unverkennbare Federgras von seinen langen, federartigen Grannen bekommen. Der Vertreter aus der Familie der Süßgräser (Poaceae) wächst in weiten Teilen Europas bis nach Ostasien und Nordafrika hinein, wo man es in lichten Wäldern, felsigen Hängen und auf Steppenrasen findet. In den Gebirgen klimmt es bis in eine Höhe von 2500 Metern.
Das ausdauernde Gras bildet dichte Horste, die eine Höhe von bis zu 80 Zentimetern erreichen; die schmalen typisch grasartigen Blätter hängen ebenso wie die Halme über. Seine unscheinbaren Blütenstände sind rispenförmig, mit silbrig-weißen Blüten, die im Juni und Juli erblühend. Besonders apart sind die bereits angesprochenen Grannen – sie werden über 30 Zentimeter lang und tragen im oberen Teil Büscheln von langen abstehenden Haaren, die ihnen das namensgebende fedrige Aussehen geben. Aus den Ährchen entwickeln sich nach der Bestäubung durch den Wind die typischen getreideähnlichen Karyopsen als Fortpflanzungseinheiten.
Echtes Federgras im Garten
Standort
Federgras liebt einen warmen und sommertrockenen Standort mit reichlich Sonne; der Boden ist vorzugsweise kalkhaltig, flachgründig und nährstoffarm, gerne auch steinig oder sandig. Der Flachwurzler bevorzugt einen flachgründigen Boden und ist im Winter bedingt winterhart – bis zu -17 °C sind für die Pflanzen kein Problem.
Schnitt
Schneiden ist beim wintergrünen Echten Federgras bestenfalls aus ästhetischen Gründen erforderlich. Es reicht aus, wenn Du im Frühjahr gegebenenfalls die abgestorbenen Halme und Blätter entfernst.
Vermehrung
Vermehren kannst Du das Echte Federgras, indem Du Deine Bestände teilst. Allerdings sind die vegetativ vermehrten Ableger oft nicht so wüchsig. Daher ist eine Aussaat der Samen oft besser geeignet, so wie sich das Gras auch mit Selbstaussaat behilft.
Verwendung
Mit seiner Vorliebe für trockenwarme Standorte qualifiziert sich das Federgras für den Steingarten und Trockenbeete, trockene Freiflächen und nicht zuletzt für die besonders sonnenexponierte Dachbegrünung. Auf Balkon und Terrasse kannst Du es in Kästen und Kübeln bringen. Die getrockneten Rispen mit ihren typischen Federn machen sich gut als Trockenblumen in der Vase.
Ökologie
Die Bestäubung wie auch die Verbreitung der Samen übernimmt der Wind; die charakteristischen langen Grannen sind hygroskopisch. Durch ihre feuchtigkeitsabhängigen Bewegungen bohren sich die Achänen in den Boden. Oft sind auch Ameisen am Transport beteiligt.
Seine Beliebtheit in der Blumenbinderei hat das Federgras in Deutschland vielerorts an den Rand der Ausrottung gebracht; heute steht es unter Naturschutz und darf in der freien Natur nicht mehr gepflückt werden. Ebenfalls nicht förderlich ist das Verschwinden seiner angestammten Lebensräume durch intensivierte Landwirtschaft und Überdüngung.
Ebenfalls bedroht sind zwei seiner Besucher, das Kleine Ochsenauge Hyponephele lycaon und der Steintrift-Samtfalter Chazara briseis, die hier ihre Eier auf das prospektive Raupenfutter ablegen. Das Kleine Ochsenauge ist ein Augenfalter, der seine großen Eier bevorzugt auf Rispengräsern, Schwingeln und Trespen deponiert und als stark gefährdet gilt. Der Steintrift-Samtfalter oder weniger schmeichelhaft die Berghexe ist in Deutschland sogar vom Aussterben bedroht; er ist ebenso wärmeliebend wie das Federgras und hält sich zurzeit wenigstens noch in Nordafrika tapfer.
Wissenswertes
- Der botanische Gattungsname Stipa kommt aus dem Griechischen, dort heißt das Flachs oder Faser und bezieht sich auf die fedrigen Grannen, ebenso wie der Artname pennata, der federig
- In der Botanik gilt das Federgras als Zeigerpflanze für Licht und Wärme.
- Im Zeitalter der Schaumstoffmatraze nicht mehr in: Früher nutzte man die fedrigen Borsten zum Füllen von Matrazen, Bettdecken und Kissen.
- In Ungarn trägt man die gefärbten Federn traditionell als Hutschmuck. Dort heißt das Gras im Volksmund „Mädchenhaar“.