Was ist Dach-Hauswurz?
Dach-Hauswurz, Echte Hauswurz oder Donnerwurz (Sempervivum tectorum) gehört zur Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae). Er ist in den europäischen Gebirgen heimisch und kommt bei uns nur im Allgäu, im Moseltal sowie in Hessen selten wild vor.
Es handelt sich dabei um eine rosettig wachsende polsterbildende Pflanze, die nur mit ihren Blütenständen eine Höhe von 15-30 Zentimetern erreicht. Sie bildet gesellige Blattrosetten von 5-7 Zentimetern Durchmesser. Diese bestehen aus länglich-lanzettlichen bis verkehrt-eiförmigen fleischigen, beidseits konvex geformten Blättern. Sie haben eine hellgrüne Grundfarbe, oft mit roten Spitzen, und färben sich je nach Sonneneinstrahlung kräftig rot. Die Blätter sind 20-60 Millimeter lang und 10-15 Millimeter breit, mit glattem Rand und randständigen Wimpern.
Bei der Blüte wachsen die Rosetten zu langgestreckten Blütenständen heran, die rundherum weiter mit Blättern bedeckt bleiben. An ihrem Ende stehen dichte Rispen mit 40-100 Einzelblüten. Diese sind zwittrig, sternförmig radiärsymmetrisch und zehn- bis selten 16zählig. Die Kelchblätter sind grün, bewimpert und im unteren Teil miteinander verwachsen. Darüber erheben sich die rosafarbenen bis purpurnen, selten weißen Kronblätter. Diese sind linealisch-lanzettlich, 9-12 Millimeter lang und 1-2 Millimeter breit, mit flaumigen Haaren am Ansatz. Nach der Blüte werden Früchte und Samen gebildet, danach stirbt die Rosette ab.
Dach-Hauswurz im Garten
Standort
Die Dach-Hauswurz bevorzugt einen warmen und trockenen, nährstoff- und basenreichen humosen und feinerdearmen Steinboden. Sie steht am liebsten in der prallen Sonne, gedeiht aber auch im Halbschatten. Staunässe bringt die Pflanzen nach kurzer Zeit um.
Schnitt
Ein gärtnerischer Eingriff ist bei der absolut pflegeleichten Dach-Hauswurz bestenfalls erforderlich, um die alten vertrockneten Blüten zu entfernen.
Vermehrung
Für ihre Vermehrung sorgt die Dach-Hauswurz mit fleißig gebildeten Ablegern, die an langen Stielen seitlich an den Blattrosetten erscheinen. Sie lassen sich problemlos einpflanzen. Ebenso ist eine Teilung der Polster möglich, was wegen des flachen Wurzelwerks kein Problem darstellt. Zur Not kann man sogar noch aus einzelnen Blättern neue Pflanzen ziehen.
Verwendung
Die Dach-Hauswurz ist ideal für Steingärten und trockene Mauern und lässt sich natürlich wie ihr Name sagt auch auf Dächern pflanzen – heutzutage eher als Dachbegrünung denn als Aufsetzer auf Ziegeln und Schindeln. Auch auf Balkon und Terrasse macht sie in flachen Schalen und Töpfen eine gute Figur.
Schädlinge
Die Dach-Hauswurz ist ein Überlebenskünstler und gilt als unkaputtbar – das gilt auch für ihre geringe Anfälligkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Sogar Schneckenmachen einen Bogen um die Pflanze.
Ökologie
Ein in der Fauna selten gewordener Vertreter legt seine Eier an der Dach-Hauswurz ab: Der Apollofalter (Parnassius apollo) nutzt ihn als Raupenfutter.
Wissenswertes
Die Dach-Hauswurz wird seit alters her kultiviert und unter anderem in den Alpen gerne auf Dächern gepflanzt, wo sie auch mit wenig Substrat gut auskommt. Sie sollten den Donnergott gnädig stimmen und Blitze von den Häusern fernhalten – daher auch der Name Donnerwurz. In der Landgüterverordnung Karls des Großen wird sie ausdrücklich als Dachbepflanzung empfhlen.
Darüber hinaus ist sie eine uralte Heilpflanze, die die mittelalterlichen Autoren in ihren Kräuterbüchern ausführlich behandeln. Der Name Sempervivum bedeutet ewig lebend und bezieht sich auf ihre schiere Unverwüstlichkeit, tectorum ist der Genitiv von Dach, also auf Dächern wachsend.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner