Was ist Winter-Linde?
Winter-Linde (Tilia cordata) ist ein bis zu 30 Meter hoher und breiter Baum aus der Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Kennzeichnend sind die langschaftigen Stämme und kräftigen Äste, die sich fein verzweigen und eine dichte und häufig unregelmäßig geformte Krone bilden. Man findet sie in Laubmischwäldern vergesellschaftet mit Eichen, Hainbuchen und Ahornen.
Der Stamm hat eine längsgefurchte, dicht gerippte dunkelgraue Rinde. Die jungen Triebe sind anfangs fein behaart, olivgrün und werden mit der Zeit kahl, rau und grau bis schwarzbraun mit kleinen Lentizellen. Bei der Winter-Linde sind die Winterknospen eiförmig, abspreizend mit zwei oder drei kahlen grünen bis rotbraunen Schuppen. Die Blätter stehen zweizeilig und haben einen zwei bis fünf Zentimeter langen kahlen Stiel. Ihre Blattspreite ist schief herzförmig, 3-10 Zentimeter lang und breit, mit gesägtem Rand und auslaufender Spitze. Auf der Oberseite sind sie grün und kahl, auf der Unterseite graugrün und auf den Blattnerven deutlich behaart, mit besonders ausgeprägten „Achselbärten“ an den Abzweigungen der Mittelrippe.
Die Blüten der Winter-Linde sind fünfzählig, zwittrig, mit doppelter Blütenhülle. Ihre hängenden doldentraubigen Blütenstände enthalten jeweils 4-10 Einzelblüten, bei denen der Stiel mit dem abgewinkelt stehenden flügelartigen Hochblatt verwachsen ist. Ihre Kelchblätter sind eiförmig, die Kronblätter 4-8 Millimeter lang, oval und gelblich-weiß. Zentral stehen große Staubblätter und die Narben der Fruchtknoten. Lindenblüten verbreiten einen honigartigen Duft. Als Frucht dient eine dünnschalige behaarte kugelförmige Nuss mit nur einem Samen und langem grünen, später gelben Flügel. Die Drehflügler fallen im Sinkflug zu Boden und werden vom Wind ein gutes Stück vom Mutterbaum fortgetrieben.
Winter-Linde im Garten
Standort
Die Winterlinde bevorzugt eine geschützte Lage mit basenreichem bis leicht saurem steinigen, tonigen oder lehmigen Boden.
Schnitt
Die Winter-Linde ist gut schnittverträglich und kann gegebenenfalls auch radikal bis nahe an den Stamm zurückgeschnitten werden. Im Allgemeinen reicht jedoch ab und zu ein kleiner Erziehungsschnitt aus. Die Krone des Baumes wächst ohnehin recht eigenwillig und ist nur schwer in eine symmetrische Form zu bekommen.
Vermehrung
Die Vermehrung der Winter-Linde gelingt am leichtesten mit Stecklingen, die man von noch nicht vollständig verholzten Trieben abschneidet und in die Erde steckt. Eine Anzucht aus Samen ist ebenfalls möglich, aber sehr langwierig.
Verwendung
Die Winter-Linde findet man häufig als imposanten Solitär in Parks und Gärten oder als Straßenbaum angepflanzt. Allerdings ist sie relativ empfindlich auf Umweltverschmutzung, sodass man sie zusehends seltener als Alleebaum findet.
Schädlinge
Winter-Linden sind nicht nur bei Hummeln und Bienen beliebt, sondern auch bei Schädlingen, die häufig nur auf Linden parasitieren. Zu diesen Nahrungsspezialisten gehören die Linden-Spinnmilbe (Eotetranychus tiliarium), der bunt schillernde Große Linden-Prachtkäfer (Scintillatrix rutilans) und die Kleine Linden-Blattwespe (Caliroa annulipes).
Ökologie
An den Blüten der Winter-Linde sammeln Honigbienen, Hummeln und die Sandbiene Andrena argentata Pollen und Nektar. Mit ihrem honigartigen Duft locken sie die Bestäuber von weither an, vor allem in den Abendstunden, in denen der Geruch besonders intensiv wird. Die Honigbienen interessieren sich nicht nur für den reichhaltigen Nektar, sondern auch für den Baumsaft, der von selbst oder am Hinterteil von saugenden Läusen austritt – er wird zusammen mit dem Nektar zu Lindenhonig verarbeitet. Nur aus den Blüten gewonnener Honig firmiert dagegen unter der Bezeichnung Lindenblütenhonig. Imker freuen sich auf bis über zwei Kilogramm Honig pro Baum.
19 Schmetterlingsarten profitieren von der Winter-Linde, entweder als Nektarlieferant oder als Raupenfutter. Den Nektar sammeln die Imagines von Kaisermantel (Argynnis paphia), Gammaeule (Autographa gamma) und C-Falter (Polygonia c-album). Namensgebend ist der Lindenbaum für die Linden-Gelbeule (Xanthia citrago), den Linden-Sichelflügler (Sabra harpagula) und den Lindenschwärmer (Mimas tiliae) sowie die Linden-Rauhaareule (Brachyonycha sphinx).
Wissenswertes
Die Winter-Linde ist mit ihrem stattlichen Wuchs ein beliebter Zierbaum in Gärten und Parks, der früher mit alten Exemplaren häufig als Dorflinde die freien Plätze von Siedlungen beherrschte. Sie kann über tausend Jahre alt werden und einen Stamm mit einem Durchmesser von beinahe zwei Metern erreichen. Der Artname cordata bedeutet lateinisch herzförmig und spielt auf die Form der Blätter an. 2016 hat man sie zum Baum des Jahres gewählt.
Das weiche und dichte Holz der Winter-Linde ist für Schnitzarbeiten besonders beliebt, da es sich gut bearbeiten lässt. Die meisten erhaltenen Marienskulpturen und andere religiösen Darstellungen wurden aus Lindenholz gefertigt. Das Holz ergibt eine feinkörnige Zeichenkohle, und der Lindenbast war früher ein wichtiger Bindestoff in der Gärtnerei, bis er von Raphiabast und Kunststoffen verdrängt wurde. Nur noch selten werden die ölreichen Samen zu Lindenöl verarbeitet – mit dem in der Naturheilkunde mittlerweile häufig angebotenen Lindenblütenöl hat dieses nichts zu tun.
Das Laub von Winter-Linde ist schnell kompostierbar
Das Herbstlaub von Tilia cordata wird innerhalb von etwa einem Jahr zu wertvollem Laubkompost, den du zum Düngen deines Nutzgartens verwenden kannst. Nutze das Laub auch als Mulch, um den Boden vor Erosionen und Frost zu schützen. Ob als Kompost oder als Mulch – so förderst Du die Humusbildung.