Was ist Stinkende Nieswurz?
Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) ist ein Vertreter aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), der ursprünglich in Süd- und Mitteleuropa beheimatet ist und sich bisweilen aus Gärten verwildert auch bei uns findet. Sie wächst zerstreut aber gesellig in krautreichen Buchen- und Eichenwäldern, an Waldsäumen und unter Schlehenhecken.
Es handelt sich dabei um eine immergrüne, horstartig wachsende krautige Pflanze, die 30-60 Zentimeter Höhe erreicht. Die einzelnen Triebe bilden erst nach einigen Jahren Blüten und sterben danach ab. Die Vermehrung erfolgt über Sprossknospen, die vorher seitlich hervorwachsen.
Bei dieser Art sind die Stängel von unten her beblättert. Die Blätter sind dunkelgrün glänzend und handförmig geteilt mit einem gezähnten Rand. Die nickenden Blüten erscheinen bereits im Herbst und blühen im späten Winter bis weit in den Frühling hinein. Sie stehen zahlreich in reich verzweigten Blütenständen und sind glockig radiärsymmetrisch, zwittrig, grüngelb mit rotem Rand. Aus ihnen entwickeln sich 3-5 bis zu drei Zentimeter lange Balgfrüchte. Sind diese ausgereift, hängen sie herab und öffnen sich an ihrer Bauchnaht, um die ovalen schwarzen Samen freizugeben.
Stinkende Nieswurz im Garten

Quelle: Aleksandr Naumenko/shutterstock.com
Standort
Die Stinkende Nieswurz bevorzugt einen mäßig trockenen bis frischen, nährstoff- und basenreichen, mäßig sauren bis neutralen humosen und lockeren Lehm- oder Lössboden. Sie wächst an der Sonne ebenso gut wie im Halbschatten. Beim Pflanzen in Hausnähe sollte man im Hinterkopf behalten, dass die intensiv und eher unangenehm riechenden Blüten sicherlich nicht jedermanns Geschmack sind.
Schnitt
Die Pflanze ist ausgesprochen pflegeleicht, denn sie ist immergrün. Daher müssen bestenfalls die vertrockneten Blätter und Triebe entsorgt werden, oder wenn man die Selbstaussaat verhindern möchte. Bei längerem Hantieren sollte man Handschuhe tragen, denn die im Saft enthaltenen Giftstoffe dringen auch über die Haut ein.
Vermehrung
Die Vermehrung der Stinkenden Nieswurz erfolgt mithilfe der reichlich gebildeten Samen. Unbeaufsichtigt sorgt sie auch für Selbstaussaat.
Verwendung
Mit ihrem immergrünen Laub und den auffälligen früh erscheinenden Blüten eignet sich die Stinkende Nieswurz für Blumenbeete und Rabatten ebenso wie als Unterpflanzung von Hecken und Gehölz.
Schädlinge
Die Stinkende Nieswurz wird seltener von Schneckengefressen als die nahe verwandte Christrose. Blattläuse sind am frischen Grün häufig. Bisweilen tritt die Schwarzfleckenkrankheit auf.
Ökologie
Die Nektarien der Stinkenden Nieswurz liegen tief unten in der Blüte und sind daher nur für Hummeln und Pelzbienen erreichbar. Mit ihrem frühen Nektarangebot sind sie für die aus der Winterruhe erwachenden Königinnen von unschätzbarem Wert, da um diese Zeit nur wenige Pflanzen blühen. Leichter zugänglich ist der Pollen, von dem Honigbienen und Wildbienen gerne Gebrauch machen. Insbesondere die Zweifarbige Sandbiene Andrena bicolor sammelt hier den Proviant für ihren Nachwuchs.
Die Verbreitung erfolgt durch den Wind oder mithilfe von Ameisen, die sich für das nährstoffreiche Elaisosom der Samen interessieren.
Wissenswertes
Die Stinkende Nieswurz riecht wohl zur Warnung höchst unangenehm, denn sie ist hochgiftig. Sie enthält ein Gemisch verschiedener Saponine, vor allem Helleborin. Seine reizende Wirkung auf die Nasenschleimhaut stand bei der deutschen Bezeichnung Pate. Als Heilpflanze ist sie im Gegensatz zu vergangenen Zeiten heutzutage vor allem wegen ihrer Toxizität und der schwankenden Wirkstoffgehalte nicht mehr gebräuchlich.
Im Gartenfachhandel läuft die Stinkende Nieswurz häufig unter der schmeichelhafteren und verkaufsförderlicheren Bezeichnung Palmblatt-Nieswurz. Hierzu gibt es auch diverse Zuchtsorten mit unterschiedlichem Wuchs und Blüten.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner