Was ist Heidelbeere ?
Die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) ist ein einheimischer Strauch, der in Laub- und Mischwäldern, Heidelandschaften und Mooren bis zu einem halben Meter hohe Hecken bildet. Verbreitet ist der Vertreter der Heidekrautgewächse (Ericaceae) auf der ganzen nördlichen Hemisphäre. Der botanische Artname myrtillus ist die Verkleinerung von Myrte (Myrtus communis) und bezieht sich auf die Ähnlichkeit der ledrigen Blätter, die bei der Heidelbeere deutlich kleiner ausfallen.
Aus den unterirdisch weit verzeigten Sprossen entspringen die kantigen, buschartigen Triebe mit bis zu drei Zentimeter langen, elliptisch-eiförmigen und spitz auslaufenden Blättern. Sie stehen wechselständig und sind am Rand gesägt, fest und unbehaart, auf der Oberseite glänzend und auf der Unterseite matt. Im Herbst färben sie sich bunt, fallen sie ab und lassen kahle Heidelbeersträucher zurück.
Die 4-7 Millimeter langen bauchig-röhrenförmigen Blüten sind grünlich-weiß, oft rot überlaufen und hängen nach unten. Nach der Bestäubung entwickeln sich die bis zu acht Millimeter dicken, kugeligen Früchte. Heidelbeeren sind dunkelblau, bereift, mit dünnem kurzem Stiel und einem rundlichen Rest vom Ansatz der Blütenblätter.
Heidelbeere im Garten
Standort
Die Heidelbeere ist ein typischer Wald- und Heidebewohner und bevorzugt leicht saure, sandig-humose Böden mit Sonne oder Halbschatten. Dabei ist sie hart im Nehmen und übersteht unbeschadet Frost oder Trockenheit.
Schnitt
Mit der Zeit verholzen die Triebe, sodass den Pflanzen ein Verjüngungsschnitt gut tut. Danach treiben sie wieder reichlich aus und bilden mehr frisches Grün und Früchte. Am besten erfolgt der Schnitt der Heidelbeersträucher im Herbst, sobald sie ihre Blätter verloren haben, aber rechtzeitig vor dem ersten Frost. Dabei sollte man die braun gewordenen, verholzten Stellen beschneiden, nicht die noch grünen frischen Triebe.
Vermehrung
Wilde Heidelbeeren verbreiten sich über Wurzelausläufer, die bei Kulturheidelbeeren fehlen. Man kann sie auch durch Absenker oder Stecklinge vermehren, die, wenn man sie gleichmäßig feucht hält, schnell anwachsen. Für Absenker legt man einfach einen Stein oder ein Stück Holz auf einen niederliegenden Trieb und wartet, bis er im Erdreich wurzelt. Dafür braucht man etwas Geduld – ein halbes Jahr kann das dauern.
Verwendung
Im heimischen Garten kann man Heidelbeeren als Unterholz unter Bäumen verwenden oder als Sträucher in Staudenbeeten oder Moorbeeten.
Schädlinge
Von Rostpilzen sind Heidelbeersträucher selten betroffen, und Schädlinge wie Schneckenlassen die zähen ledrigen Blätter links liegen. Spinnmilben treten meist bei geschwächten, zu feucht stehenden Exemplaren auf. Die Raupen des Frostspanners (Operophtera spec.) springen auf Heidelbeersträucher über, wenn sie sich an benachbarten Obstbäumen oder Laubbäumen angesiedelt haben.
Ökologie
Die blauen Heidelbeeren sind nicht nur bei Menschen heißbegehrt, sondern auch bei vielen anderen Tieren. Vögel und Kleinsäuger wissen sie im Herbst zu schätzen und machen dem Gärtner die Ernste streitig. An ihren natürlichen Standorten dient sie Fuchs und Auerhahn als Nahrung. Die frischen grünen Triebe stellen für viele Waldbewohner ein wichtiges Winterfutter dar und sind ein wichtiges Raupenfutter für zahlreiche Schmetterlingsarten.
Wissenswertes
Die frischen Beeren sind für Desserts, Obstkuchen und Marmeladen bestens geeignet und ausgesprochen lecker. Aber Heidelbeeren sind mehr als nur ein Nahrungsmittel - in der Naturheilkunde werden sie ebenfalls hoch geschätzt. Getrocknete Heidelbeeren sind dank ihrer Gerbstoffe ein altes Hausmittel, das als Tee zubereitet oder trocken gegessen bei Durchfallerkrankungen schnell und zuverlässig hilft. Dagegen haben die frischen Beeren eine leicht abführende Wirkung und lassen sich bei Verstopfung einsetzen.
Früher verwendete man auch die getrockneten Blätter. Darauf sollte man lieber verzichten, denn sie sind leicht giftig. Pharmakologisch ist Myrtilli folium nicht mehr gebräuchlich, seit man bei hoher Dosierung und längerem Gebrauch Vergiftungserscheinungen festgestellt hat – zumindest im Tierversuch.
Hildegard von Bingen widmet der Heidelbeere in ihrer Physica eine ganze Reihe von Rezepten mit heilkräftiger Wirkung. Ihre Wirkstoffe sind entzündungshemmend und unterstützen die Wundheilung. Darüber hinaus soll sie bei Arteriosklerose, Diabetes, hohem Cholesterinspiegel und Bluthochdruck helfen, blutreinigend wirken und den Stoffwechsel anregen.
Im Lebensmittelhandel trifft man oft auf Kulturheidelbeeren, die deutlich größer und dekorativer sind als ihre wilden Verwandten – und natürlich billiger. Die Wildsammlung ist aufwändig und macht Wildheidelbeeren teuer. Die wilden Sorten haben wesentlich mehr Geschmack als die kultivierten Vertreter, wohingegen diese relativ sicher vor dem Fuchsbandwurm sind. Die bei uns erhältlichen Beeren stammen von amerikanischen Vorfahren ab, den „blueberries“ (Vaccinium corymbosum).
Der Gartenfachhandel bietet zahlreiche Züchtungen und Kultivare an, die sich in Wuchsform, Belaubung, Beerengröße und Reifezeit unterscheiden.