Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!
Markus Wichert
Naturgärtner
Was ist Strand-Aster?
An ihren natürlichen Standorten fällt die Strand-Aster vor allem dadurch auf, dass sie selbst auf salzreichen Böden gedeiht – daher auch der Name Salzaster. Das Mitglied aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) ist in den gemäßigten Breiten Europas und Asiens und in Nordafrika weit verbreitet und wächst als typische Salzpflanze nicht nur in küstennahen Bereichen, sondern manchmal auch im Inland auf Salzwiesen und an den Ufern salzhaltiger Bäche, Flüsse und Teiche. Bisweilen findet man sie auch auf den Abraumhalden der Kali-Bergwerke.
Die Strand-Aster ist eine ein-oder zweijährige, selten mehrjährige krautige Pflanze, die eine Höhe von über einem Meter erreicht. Bodennah bildet sie eine Rosette aus linealischen ganzrandigen Blättern, die typisch fleischig sind und am Rand feine Wimpern aufweisen. Die Stängel wachsen straff aufrecht und sind oft rillig und in der Sonne rötlich gefärbt.
An den Enden der Triebe erscheinen im Sommer und Hochsommer Doldentrauben oder Doldenrispen als Blütenstände, in denen sich die zahlreichen Körbchen mit einem Durchmesser von 2-4 Zentimeter stehen. Außen sind sie von stumpfen Hüllblättern bedeckt, im Inneren stehen zuinnerst zwittrige gelbe Röhrenblüten, am Rand weibliche hell blauviolette Zungenblüten. Aus ihnen bilden sich nach der Bestäubung 3-4 Millimeter lange längliche Achänen mit einem fedrigen Pappus am Ende.
Strand-Aster im Garten
Standort
Im Garten braucht die Strand-Aster einen durchlässigen, sandigen Boden; besondere Ansprüche hat sie dabei nicht. Sie verträgt auch zeitweise Überflutung, sodass Staunässe zumindest kurzfristig nicht das Problem sein muss. Im Allgemeinen ist ihr ein frischer bis sogar trockener Boden eindeutig lieber. An der Küste wird es nach einer Überflutung auch öfters mal längere Zeit wieder ziemlich trocken.
Salzpflanze heißt nicht, dass Du die Strand-Aster im Garten extra mit Kochsalz nachwürzen musst; sie ist salztolerant, aber nicht salzabhängig ;-). Das würden zudem die Pflanzen drumherum übelnehmen. Die Halophilie verschafft ihr lediglich an vielen Orten einen Standortvorteil gegenüber den meisten anderen Pflanzen.
Vermehrung
Strand-Astern sind mit ein oder zwei Jahren Lebenszeit relativ kurzlebig, sodass Du regelmäßig für Nachschub sorgen musst – sofern sie dafür nicht mit Selbstaussaat selber Sorge tragen. Sie lassen sich mit Samen leicht vermehren.
Verwendung
Mit ihrer Vorliebe für salzhaltige Böden kannst Du die Strand-Aster selbst an im Winter reichlich gestreuten Straßen und Wegen pflanzen. Sie hält sich selbst in Vorgärten, wo so ziemlich alle andere Pflanzen dem regelmäßigen Einpökeln zum Opfer fallen.
Schädlinge
Schädlinge und Krankheiten sind bei der robusten und pflegeleichten Strand-Aster eher die Ausnahme; Blattläuse lassen sich an den Blüten im Sommer kaum vermeiden, sie schaden den Pflanzen aber nicht nachhaltig. Unter unzuträglichen Bedingungen können Pilzerkrankungen auftreten.
Ökologie
- Die kleinen Blüten werden von einer Vielzahl von Insekten bestäubt, darunter Bienen, Schmetterlingen und Fliegen.
- Mit ihrer späten Blütezeit ist die Strand-Aster eine wichtige Nahrungspflanze für spätfliegende Schmetterlinge wie den Distelfalter Vanessa cardui und den Admiral Vanessa atalanta, zwei unserer bekanntesten Edelfalter.
- Notfalls kann sich die Pflanze auch mit Selbstbestäubung behelfen, wenn die tierische Unterstützung ausbleibt.
- Für den Pollen der Strand-Aster interessieren sich 72 Wildbienen, von denen sind ein Dutzend spezialisiert. Darunter sind viele Sandbienen (Andrena spec.), Furchenbienen (Halictus spec.) und Maskenbienen (Hylaeus spec.).
- Für die Verbreitung der Achänen sorgt der Wind, der sie dank ihres großen Pappus über weite Strecken transportieren kann. Ebenso werden sie mit Regen und Wasser davongeschwemmt.
Wissenswertes
- Mit so viel Salz in der Erde muss man erst einmal umgehen können. Wasser und Nährstoffe braucht die Strand-Aster aber nun einmal; das überschüssige Salz wird sie teilweise dadurch los, dass sie es in großen Mengen in die absterbenden fleischigen Blätter einlagert.
- Vor allem die jungen Pflanzen werden regional roh oder gekocht gegessen, vor allem in Frankreich. In der Baie de Somme nennt man sie daher auch épinards de mer, Meeresspinat. Im Alter werden sie zusehends holzig und ungenießbar.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner