Was ist Gewöhnliches Hirtentäschel?
Gewöhnliches Hirtentäschel oder Hirtentäschelkraut (Capsella bursa-pastoris) ist ein ein- oder zweijähriges Kraut aus der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Man findet das sehr häufige Unkraut verbreitet in ganz Mitteleuropa in lückigen Unkrautfluren, auf Äckern, Feldern, Brachen, an Wegen und Schuttplätzen wie auch in Gärten. Häufig tritt es als Pionierpflanze auf, da es bis zu einem Meter tief wurzelt. Dieser kräftigen Wurzel entspringen die bis zu 60 Zentimeter hohen aufrechten, wenig verzweigten Stängel mit einer grundständigen Blattrosette. Die Grundblätter sind kurz gestielt, ungeteilt bis fiederspaltig und ungleichmäßig gesägt, die Stängelblätter lanzettlich und sitzend.
Die Blütenstände sind endständige langgezogene Trauben. Bei den Blüten handelt es sich um die typischen vierzähligen Kreuzblüten, mit den grünen Kelch weit überragenden weißen Kronblättern, die zwei bis drei Millimeter lang sind. Als Früchte bilden sich alsbald nach der Bestäubung die augenfälligen herzförmigen Schoten mit konvexem oder geradem Rand und einem langen Fruchtstiel. Die Schötchen werden bis zu einem Zentimeter lang und enthalten zahlreiche Samen – ein einziges Hirtentäschelkraut bildet bis zu 64.000 davon.
Gewöhnliches Hirtentäschel im Garten

Quelle: aleori/shutterstock.com
Standort
Das Hirtentäschelkraut bevorzugt einen frischen und nährstoffeichen, humosen Lehmboden mit viel Sonne oder zumindest Halbschatten.
Schnitt
Ein Schneiden ist beim Gewöhnlichen Hirtentäschel nur zum Entfernen alter Triebe notwendig – oder wenn man die Selbstaussaat rechtzeitig vor der Fruchtreife verhindern möchte.
Vermehrung
Die Vermehrung des Hirtentäschels gelingt am einfachsten mithilfe der reichlich gebildeten Samen. Sie bleiben jahrelang keimfähig und treiben schnell aus.
Verwendung
Als Gartenpflanze ist das Hirtentäschel weniger üblich, und viele sehen es als Unkraut an. Das ist schade, zumal die Pflanze äußert anspruchslos ist und das ganze Jahr über Insekten Nahrung liefert. Wenn man einige Exemplare gezielt im Kräuterbeet oder am Rand des Nutzgartens aussät, werden es die Tiere dankend zur Kenntnis nehmen.
Schädlinge
Sehr oft findet sich ein Befall mit Weißem Rost (Albugo candicans). Darüber hinaus finden sich am Hirtentäschel auch einige Schädlinge aus dem Nutzpflanzenanbei, die sonst verwandte Arten wie Rapse oder Kohlsorten heimsuchen, wie die Kohlhernie (Plasmodiophora brassicae).
Ökologie
Hirtentäschel blüht das ganze Jahr hindurch ohne besondere monatliche Präferenzen und bestäubt sich zumeist selbst, ist aber zugleich wegen der ewig langen Blütezeit eine wichtige Futterquelle für nahrungssuchende Insekten. Hauptbestäuber sind Schwebfliegen und kleine Wildbienen. Als Raupenfutter wird das Hirtentäschelkraut von der Knöterich-Bodeneule (Opigena polygona) verwendet. Vier Wildbienen sammeln den Pollen als Startnahrung für ihre Brutgelege, nämlich die Sandbienen Andrena distiguenda, Andrena tscheki, Andrena floricola und Andrena florivaga.
Die klebrigen Samen werden nicht nur bei Regen von den Schoten fortgeschnellt, sie werden zudem von Ameisen verschleppt und bleiben an Schuhen und den Pfoten von Tieren hängen und schnell weit verbreitet. Zudem bleiben die Samen bis zu dreißig Jahren keimfähig.
Wissenswertes
Der Name Hirtentäschel entspricht auch der lateinischen Bezeichnung – sie rührt daher, dass die Früchte der Pflanze so ähnlich geformt sind wie die früher von den Hirten getragenen Umhängetaschen.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner