Was ist Graukresse?
Graukresse (Berteroa incana) ist ein Mitglied der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae), das auf der nördlichen Hemisphäre weit verbreitet ist. In Deutschland findet man sie vorwiegend in den Mittelgebirgen und Alpen, wo sie zerstreut aber gesellig auf sonnigen und vorwiegend trockenen Unkrautfluren, an Wegen, Ruderalstellen, Bahngleisen, Dämmen, Dünen und Kiesgruben vorkommt.
Die Graukresse wächst ein- oder zweijährig und erreicht mit ihren Blütenständen eine Wuchshöhe von 20-70 Zentimetern. Der Wurzel entspringt im ersten Jahr lediglich eine bodennahe Blattrosette, im zweiten Jahr zumeist nur ein einzelner Stängel, der weiter oben reichlich verzweigt. Die grundständigen Blätter sind kurz gestielt, verkehrt-lanzettlich und bis zu 10 Zentimeter lang, mit ganzem oder leicht gewelltem Rand. Weiter oben sind die Stängelblätter sitzend und ganzrandig mit einem stumpfen oder spitzen Ende. Blätter und Stängel sind von einem dichten grauweißen Filz bedeckt, der der Graukresse zu ihrem Namen verholfen hat.
Als Blütenstände bildet sie Schirmtrauben mit typisch vierzähligen Kreuzblüten. Sie sind zwittrig und weisen aufrechte grüne Kelchblätter und weiße, tief gespaltene Kronblätter auf. Nach der Bestäubung entwickeln sich 5-8 Millimeter lange elliptisch-abgeflachte behaarte Schoten mit rundlichen braunen Samen. Eine einzelne Graukresse kann mehrere Tausend davon bilden.
Graukresse im Garten
Standort
Die Graukresse möchte einen trockenen, durchlässigen und nährstoffreichen, vorzugsweise kalkarmen und wenig humosen Boden mit möglichst viel Sand oder Kies. Sie gilt als Sandzeiger und wächst am liebsten in Sonne oder Halbschatten.
Schnitt
Ein Schnitt ist vor allem zur Beseitigung vertrockneter Pflanzenteile und zur Eindämmung des Wachstums notwendig. Sie vermehrt sich mit Ausläufern und Selbstaussaat. Unbeaufsichtigt macht sich die Graukresse schneller breit als den meisten Gärtnern lieb ist. Will man sie wieder loswerden, muss man ständig und konsequent rupfen, denn die Samen bleiben viele Jahre keimfähig.
Vermehrung
Wie bereits beschrieben vermehrt sich die Graukresse fleißig von selbst, indem sie mit ihren Ausläufern wuchert und zahlreiche Samen bildet.
Verwendung
Die Graukresse ist eine gute Pionierpflanze frisch angelegter Gartenflächen und macht sich auch in Staudenbeeten gut. Sie ist eine ausgezeichnete Insektenweide.
Schädlinge
Schädlinge spielen bei der ausgesprochen robusten Graukresse kaum eine Rolle. Bei feuchtem Stand kann Mehltau auftreten. Schneckenschmecken die reichlich enthaltenen Senfölglykoside eher nicht.
Ökologie
Hauptbestäuber der weißen Blüten der Graukresse sind Schwebfliegen, Honigbienen und Schmetterlinge. Den Pollen sammeln 12 Wildbienen, vor allem Sandbienen (Andrena spec.) und Furchenbienen (Halictus spec.). Außerdem interessieren sich Schmetterlinge für die Graukresse: Der Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas) verwendet sie als Nektarpflanze, der Mehlfarbene Raukenspanner (Lithostega farinata) als Raupenfutter.
Wissenswertes
Der Artname incana bedeutet auf lateinisch genau wie im deutschen grau. Der dichte weiße Filz einfachen und sternförmigen Haaren schützt die Pflanze vor dem Austrocknen. Aus den fettreichen Samen gewinnt man Kresseöl. Früher wurde es als Speiseöl genutzt, heute verwendet man es fast ausschließlich als Schmiermittel.
Was sind einjährige Pflanzen?
Einjährige Pflanzen keimen, wachsen und blühen innerhalb eines Jahres. Durch Versamen können sie sich erhalten und wieder am selben Standort erscheinen. Manche „wandern“ so durch den Garten und erfreuen uns an immer neuen Standorten.
Markus Wichert
Naturgärtner