Was ist Schwarz-Erle?
Die Schwarz-Erle, Rot-Erle oder Else (Alnus glutinosa) ist ein bis zu dreißig Metern hoher, oft mehrstämmiger Baum und ein einheimischer Vertreter der Birkengewächse (Betulaceae). Sie ist in Europa weit verbreitet und Charakterbaum der Bruchwälder: dauerfeuchter, sumpfiger und selbst dauerhaft überfluteter Standorte, an denen andere Bäume keine Chance haben und an denen sie häufig den kompletten Baumbestand bildet. Ihre Lebenszeit ist mit rund 120 Jahren begrenzt, und selten erreicht sie Höhen über 20 Metern.
Das Wurzelsystem ist herzförmig und besteht überwiegend aus Vertikalwurzeln. Der Stamm hat eine furchige, graue Rinde, die Krone ist kegelförmig und offen. Junge Zweige sind dunkel-violett bis grau, die gestielten Blätter verkehrt eiförmig, mit grob gesägtem Rand, dunkelgrün und bis zu zehn Zentimeter lang. Die Blattrippen sind gegenständig und treten auf der Unterseite weit hervor.
Die unscheinbaren Blüten stehen in Kätzchen, wobei es männliche und weibliche Exemplare gibt. Aus letzteren entwickeln sich die zapfenförmigen, ein bis zwei Zentimeter langen Früchte, die mit der Reife verholzen und die kleinen Nüsschen freigeben. Die Männchen stehen in kleinen Gruppen an den Enden langer Stiele und sind gelb-grün gefärbt.
Schwarz-Erle im Garten
Standort
Die Schwarz-Erle lässt sich im Garten auch an den feuchtesten Orten anpflanzen. An trockeneren Stellen muss man darauf achten, dass sie nicht von konkurrenzstärkerem Gehölz überwachsen wird. Sie mag Wärme und Sonne und ist anspruchslos.
Schnitt
Ein Schnitt ist in der Regel nicht nötig.
Vermehrung
Eine Vermehrung ist durch Samen möglich. Dazu gewinnt man die kleinen Samen aus den holzigen Fruchtständen und pflanzt sie in Erde, die gleichmäßig feucht gehalten werden muss.
Verwendung
Die Schwarz-Erle ist ein Pioniergehölz, das sich für sehr feuchte Standorte eignet und ein wichtiges Nährgehölz für die Raupen von Schmetterlingen darstellt.
Schädlinge
Der schlimmste Schädling der Schwarz-Erle ist der Oomyzet Phytophthora alni, der Stamm und Wurzeln zum Faulen bringt. Dagegen führt der Erlenwipfelpilz Valsa oxystoma zum Absterben ausgehend von der Krone.
Ökologie
Mit ihren saftigen dunkelgrünen Blättern ist die Schwarz-Erle ein wichtiges Raupenfutter. In Deutschland finden 34 Schmetterlingsarten hier Nahrung, darunter zahlreiche Spanner, Spinner und Eulenfalter. Über den Pollen der Blüten machen sich auch Wildbienen her – Nektar ist bei der Erle nicht zu holen, denn sie ist eine reine Pollenpflanze. Zudem ist sie mit ihrer lockeren Krone ein wichtiger Lebensraum für Vögel und Insekten.
Das flache Wurzelwerk schützt am Rande von Gewässern vor der Erosion und bietet Amphibien, Insekten und Fischen Rückzugsmöglichkeiten. Zudem bilden die Wurzeln Wurzelknöllchen, in denen die Schwarz-Erle eine Symbiose mit dem Bakterium Frankia alni eingeht. Sie dient der Bereitstellung von Stickstoff im Gegenzug für Zucker aus der Photosynthese. Daher reichert sich im Wurzelbereich der Schwarz-Erle Nitrat an.
Wissenswertes
Mit ihrem speziellen luftleitenden Wurzelwerk überdauert die Schwarz-Erle auch längere Überflutungsphasen. In Auenwäldern wie dem Spreewald bildet sie sogar Reinbestände. Dagegen hat sie an trockeneren Standorten gegenüber anderen Baumarten kaum eine Chance und ist außerhalb ihrer feuchten Lieblingsstellen so gut wie nie anzutreffen.
Der Artname glutinosa, klebrig bezieht sich auf die jungen Blattknospen. Früher hing man die jungen Zweige mit ihren klebrigen Knospen als Leimfallen gegen Ungeziefer auf. Dagegen rührt der Name Schwarz-Erle von der Verwendung in der Färberei. Die Rinde nutzte man zum Färben von Leder, aus den Früchten stelle man schwarze Tinte her.
Hildegard von Bingen empfahl die frischen Blätter gegen Hautgeschwüre, und in der Naturheilkunde nutzt man einen Tee aus der gerbstoffreichen Rinde der Schwarz-Erle zum Gurgeln, bei wunden Stellen im Mund und bei Zahnfleischentzündungen.
Der vielerorts wegen des nach dem Schlagen rotgefärbten Holzes gebräuchliche Name Rot-Erle bezeichnet im strengen botanischen Sinne die nordamerikanische Alnus rubra. Die rote Farbe bringt der Aberglaube mit Hexen und Teufelswerk in Verbindung, was gut zu den sumpfigen und unwirtlichen Standorten des Baumes passt.
Seine Fäulnisbeständigkeit hat dafür gesorgt, dass man die Erle neben der Eiche für Pfahlwerke verwendete. Bereits die neolithischen Pfahlbauer am Bodensee verwendeten sie für ihre Hütten, und Venedig erhebt sich dank des Erlenholzes im Untergrund aus dem Morast.
Das Laub von Schwarz-Erle ist schnell kompostierbar
Das Herbstlaub von Alnus glutinosa wird innerhalb von etwa einem Jahr zu wertvollem Laubkompost, den du zum Düngen deines Nutzgartens verwenden kannst. Nutze das Laub auch als Mulch, um den Boden vor Erosionen und Frost zu schützen. Ob als Kompost oder als Mulch – so förderst Du die Humusbildung.