Was ist Zitter-Pappel?
Zitter-Pappel oder Espe (Populus tremula) ist ein sommergrüner, 15-25 Meter hoher Laubbaum aus der Familie der Weidengewächse (Salicaeae) mit lockerer Krone, der von Europa bis Sibirien, in Nordafrika und Kleinasien weit verbreitet ist. Man findet sie häufig als Pionierpflanze in Gebüschen, sauren Eichenwäldern und auf Lichtungen, Waldrändern und Brachen, meist vergesellschaftet mit Eichen, Weiden und Birken oder Besenginster. Mit ihrer umfangreichen Wurzelbrut bildet sie häufig große Herden. Die Pflanzen sind mit maximal 100 Jahren recht kurzlebig; ihr Stammdurchmesser liegt im Alter bei 50-100 Zentimetern.
Die Rinde der Bäume bleibt lange glatt und gelblich-grau mit Bändern von Korkwarzen; erst im Alter bildet sich eine dicke schwarzgraue, längsrissige Borke. Die jüngeren Äste, Knospen und Blätter sind meist schwach kurzhaarig, später kahl. Ihre 6-7 Millimeter langen Winterknospen sind zugespitzt, fast kahl und oft klebrig; eine Endknospe ist vorhanden.
Die oberseits glänzenden und unterseits matten Blätter der Zitter-Pappel stehen an dünnen Stielen, die so groß sind wie die Spreiten selbst; diese sind fast kreisrund, breiter als lang, ausgeschweift, am Rand stumpf gezähnt und im Alter völlig kahl.
Die Pflanzen sind zweihäusig und bilden männliche und weibliche Blüten auf getrennten Bäumen. Ihre Kätzchen werden 4-10 Zentimeter lang und hängen schlaff herab. Eine Blütenhülle fehlt vollständig; die Kätzchenschuppen sind zottig bewimpert, die Tragblätter dunkelbraun und handförmig eingeschnitten. Männliche Blüten weisen 4-12 Staubblätter mit anfangs purpurnen Staubbeuteln auf, die weiblichen Blüten einen kurz gestielten Fruchtknoten mit purpurfarbenen Narben. Aus diesem geht eine vielsamige Kapsel mit Samen hervor.
Zitter-Pappel im Garten

Quelle: Kazakov Maksim/shutterstock.com
Standort
An ihren natürlichen Standorten bevorzugt die Zitter-Pappel einen grundfrischen nährstoff- und basenreichen, milden bis mäßig sauren humosen oder rohen, lockeren Stein-, Sand-, Lehm- oder Lössboden. Sie benötigt viel Sonne und Wärme und gilt als eine der am schnellsten wachsenden Bäume Mitteleuropas. Ansonsten kommt sie mit allen nicht staunassen Böden zurecht und ist vollkommen frosthart.
Schnitt
Ein Schneiden ist bei der Zitter-Pappel in der Regel nicht erforderlich; bestenfalls kann man jederzeit vertrocknete und abgestorbene Äste entfernen oder die Pflanzen in Form bringen, wenn man das möchte. Sie ist gut schnittverträglich, und mit den Resten lassen sich neue Bäumchen ziehen.
Vermehrung
Im Alleingang vermehrt sich die Zitter-Pappel mithilfe ihrer zahlreich gebildeten Wurzelausläufer, sodass sie schnell ganze Bestände bildet. Mitunter tauchen Wurzelschösslinge bis zu 40 Meter weit entfernt von der Mutterpflanze auf. Im Winter kann man Steckreiser schneiden, im Herbst Schösslinge versetzen.
Verwendung
Die Zitter-Pappel ist ein schnellwüchsiger Baum, der im Garten einen schönen Solitär abgibt oder in kleinen Gruppen auch eher strauchförmig wachsen kann. Sie gibt einen guten Windschutz und gehört zu den wichtigsten einheimischen Nahrungspflanzen von Schmetterlingen und anderen Insekten.
Schädlinge
Wie die meisten Pappelarten ist auch die Zitter-Pappel empfindlich für Baumkrebs, Rostpilze und Hallimasch. Hirsch und Reh verbeißen sie so gut wie nie, da die jungen Triebe und Blätter einen unangenehmen Geschmack haben.
Ökologie
Die Zitter-Pappel ist anemophil und amenophor – sowohl die Bestäubung als auch die Verbreitung der Samen übernimmt der Wind. Mit außerfloralen Nektarien am Blattgrund liefert sie zuckerreichen Saft, den Bienen als Honigtau verarbeiten und an dem sich Blattläuse und sie begleitende Ameisen einfinden.
Ihre Blätter sind eine der wichtigsten Nahrungsgrundlagen der einheimischen Schmetterlingsflora – sage und schreibe 86 Schmetterlinge nutzen sie als Raupenfutter, vom Tagfalter bis zu nachtaktiven Eulen, Spannern und Spinnerartigen. Zu den Nahrungsspezialisten gehören der Pappelspinner (Leucoma salicis), Pappelschwärmer (Laothoe populi), Espen-Zahnspinner (Notodonta tritophus) und der Espen-Schillerfalter (Apatura ilia). Nicht minder beliebt ist das Grün bei zahlreichen Käfern.
Wissenswertes
Die lang gestielten und mehr oder weniger runden Blättern bewegen sich beim geringsten Luftzug – sie zittern wortwörtlich wie Espenlaub. Das liegt vor allem an der Konstruktion: Anders als bei anderen Laubgehölzen ist er nicht in der Ebene der Blattspreite, sondern im rechten Winkel dazu abgeflacht.
Der Name Espe leitet sich vom althochdeutschen aspa ab, mit dem der Baum bereits im Frühmittelalter bezeichnet wurde. Ein Relikt ist das altgriechische aspís für Schild, genauer einen Schild aus Eschenholz – umso bemerkenswerter, als der Baum in Griechenland praktisch nicht vorkommt und im Neugriechischen verschwunden ist. Das Epitheton tremula bedeutet wie im Deutschen zitternd.
Auf trockenen, nährstoffarmen und vollsonnigen Lichtungen, Industriebrachen und Bahngleisen ist die Espe ein häufiges Pioniergehölz, das an diesen Standorten oftmals nur große Sträucher bildet und zumeist in Herden auftritt. Auch nach Waldbränden wächst sie oft als eine der ersten Neuankömmlinge.
Kein anderes einheimisches Holz ist so leicht und so weich wie das der Zitterpappel. Espenholz ist geruchlos, elastisch und durchgehend fast weiß ohne einen andersfarbigen Kern und splittert bei der Bearbeitung kaum. Daher ist es für die Herstellung von Spankörben, Spanplatten, Sperrholz und Zellstoff beliebt. Aus ihm werden auch Streichhölzer und Zahnstocher hergestellt. In der Forstwirtschaft ist der Baum vor allem wegen seines schnellen Wachstums beliebt.