Was ist Gelbe Skabiose?
Scabiosa ochroleuca ist in ihrer meist eher bläulich blühenden Verwandtschaft eine Ausnahme, denn ihre typischen köpfchenförmigen Blütenstände leuchten im Sommer blassgelb. Sie gehört zu den Kardengewächsen (Dipsacoideae), einer Unterfamilie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) und wächst wild in einem breiten Streifen von Deutschland über Westasien bis in die Mongolei hinein; in Frankreich, den Britischen Inseln und einigen anderen europäischen Ländern ist sie mittlerweile eingebürgert. Man findet sie vorwiegend in den Mittelgebirgen und in der norddeutschen Tiefebene, wo sie trockene Wiesen und Rasen, Böschungen, Felsenhänge und Bahndämme mit kalkhaltigem Grund besiedelt.
Unterirdisch überdauert die Gelbe Skabiose mit einer kräftigen Pfahlwurzel; darüber erhebt sich eine Rosette aus fiederschnittigen Grundblättern mit lanzettlichem Endblatt und ein behaarter und beblätterter, straff aufrechter verzweigter Stängel, an dem die meist doppelt fiederschnittigen Blätter gegenständig stehen. Die Stängelblätter sind kurz krausig behaart, mit einem Endzipfel, der kaum breiter ist als die anderen Fiederblättchen.
An den Enden der Triebe erscheinen die 1,5-3,5 Zentimeter breiten köpfchenförmigen Blütenstände; am Kelch fallen lange dünne, weit spreizende und tiefrote, später braune Borsten auf, die Kronblätter der zahlreichen Blüten sind hellgelb, am Rand der Köpfchen stehen sie strahlig. Nach der Bestäubung entwickeln sich daraus zylindrische Achänen.
Gelbe Skabiose im Garten
Standort
Besondere Ansprüche an den Boden stellt die Gelbe Skabiose nicht; er sollte nur nicht zu nährstoffreich und gut durchlässig sein, denn Staunässe mag sie ebenso wenig wie Überdüngung. Zudem darf sie im Sommer ruhig längere Zeit trockenstehen, und im Winter hält sie bis zu -23 °C locker aus. Auf jeden Fall braucht sie reichlich Wärme und Sonne; im Schatten kümmert sie vor sich hin und wächst und blüht kaum.
Schnitt
Zu schneiden gibt es bei der ausdauernden Staude eigentlich nicht viel; wenn Dich die vertrockneten Reste stören kannst Du sie im zeitigen Frühjahr noch vor dem neuen Austrieb eine Handbreit über dem Boden abschneiden. So können sie im Winter die unterirdischen Anteile noch etwas vor dem Frost schützen und Kleintieren wie Insekten eine Zuflucht bieten. Zudem sehen die Reste auch im Winter noch recht dekorativ aus, etwa wenn sie morgens mit Raureif bedeckt in der Sonne glänzen. Die Reste kannst Du auf dem Kompost verrotten lassen oder als Mulchmaterial im Garten weiterverwenden.
Vermehrung
Am einfachsten gelingt die Vermehrung der Gelben Skabiose mit Samen. Du kannst sie im Herbst sammeln und gleich an Ort und Stelle im Garten aussäen; die Kaltkeimer brauchen eine Kälteperiode zum Keimen, und als Lichtkeimer dürfen sie nicht zu tief eingegraben werden.
Verwendung
Mit ihrer Vorliebe für viel Sonne und gerne auch trockenen Boden eignet sich die Gelbe Skabiose bestens für den Steingarten. Ebenso gut macht sie sich als widerstandsfähige Dachbegrünung, wo sie auch in urbaner Umgebung reichlich Futter für Insekten liefert.
Schädlinge
Die Blätter dienen den Larven der Pflanzenwespe Abia sericea und den Raupen der Nachtfalter Gillmeria maintodactylus und Aethes hartmaniana als Futter. Zudem finden sich bisweilen Gallen der Motte Alucita huebneri. Im Großen und Ganzen ist die Gelbe Skabiose aber ausgesprochen robust und wird nur selten von Krankheiten und Schädlingen heimgesucht.
Ökologie
Bestäubt werden die kleinen, leicht zugänglichen Blüten von einer Vielzahl von Insekten; als Hauptbestäuber gelten Bienen, Hummeln und Schwebfliegen.
Dreizehn Wildbienen holen sich an der Gelben Skabiose Pollen für ihre Brut, davon sind fünf Arten auf sie und ihre nähere Verwandtschaft spezialisiert. Einige tragen bereits das Kraut im Namen wie die Skabiosen-Sandbiene Andrena marginata und die Skabiosen-Hosenbiene Dasypora argentata, die man auch auf Teufelsabbiss und Knautien antrifft. Beide gelten, wie viele andere ihrer Besucher, in Deutschland als gefährdet und stehen auf der Roten Liste.
Die Verbreitung der Samen übernimmt der Wind; zudem werden sie von Ameisen verschleppt.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner