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Silber-Pappel (Populus alba)
Quelle: Agnieszka Kwiecie?, Nova, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Super Insekten-pflanze

Silber-PappelWeiß-Pappel

Populus alba

Das Wichtigste auf einen Blick

heimische Wildform Gehölz winterhart Super Insektenpflanze Frühblüher
  • Einheimische Pappelart von den Auwäldern der großen Flüsse
  • Bis zu 45 Meter hoch, mit breiter Krone und typischen unterseits weißen Blättern
  • Reichlich Ausläufer treibend
  • Braucht Feuchtigkeit, kann aber trockener stehen als andere Pappeln
  • Keine Pflege erforderlich, gut schnittverträglich, winterhart
  • Leichte Vermehrung mit Stecklingen und Steckreisern
  • Wichtige Nahrungspflanze für Käfer, Schmetterlingsraupen und andere Insekten
  • Wollige Samenbüschel beliebtes Polstermaterial für Nester
  • Reichlich gebildeter Pollen von Honigbienen gesammelt
  • In einigen Ländern als invasiver Neophyt wachsend
🏡 Standort
Licht: Sonne bis Halbschatten
Boden: durchlässig bis humos
Wasser: feucht bis frisch
Nährstoffe: nährstoffreicher Boden
PH-Wert: basisch / kalk
🌱 Wuchs
Pflanzenart: Gehölz
Höhe: 15 - 45 m
Breite: 10 - 20 m
Zuwachs: 40 - 60 cm/Jahr
frostverträglich: bis -34 °C (bis Klimazone 4)
Wurzelsystem: Flachwurzler
🌼 Blüte
Blütenfarbe: gelb
Blühzeit:
j
f
m
a
m
j
j
a
s
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n
d
Blütenform: Kätzchen
🍃 Laub
Blattfarbe: grün
Blattphase: sommergrün
Blattform: eiförmig, gezähnt, lang gestielt
🐝 Ökologie
Bestandssituation (Rote Liste): mäßig häufig
Gefährdung (Rote Liste): ungefährdet
Wildbienen: 19 (Nektar und/oder Pollen, davon 4 spezialisiert)
Raupen: 80 (davon 23 spezialisiert)
Schwebfliegen: 2
Käfer: 15
Pollenwert: 3/4 - viel

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🌐 Einheimische Verbreitung

Bitte beachte, dass die angezeigte Verbreitung auf der Karte lediglich als grobe Orientierungshilfe dienen soll. Für eine detailliertere Darstellung und mehr Informationen zur Verbreitung besuche doch gern floraweb.de.

Verbreitung:
häufig
mittel
gering
Höhenlage: planar (<100m1 / <300m)2
bis
montan (500m-600m1 / 800m-1200m)2

1 Mittelgebirge / 2 Alpen⁠

ℹ️ Sonstiges
⤵️ Klassifizierung
Ordnung: Malpighienartige
Familie: Weidengewächse
Gattung: Pappeln
Heimische Wildpflanzen sind die neuen Exoten
Markus Wichert

Heimische Wildpflanzen sind vielerorts selten geworden und damit die neuen Exoten in unseren Gärten. Sie sind, im Gegensatz zu Neuzüchtungen und Neuankömmlingen, eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. In puncto Stand- und Klimafestigkeit sind sie anderen Arten deutlich überlegen. Auch kalte Winter überleben sie meist ohne Probleme. Gut für dich, gut für die Natur.
Also pflanzt heimische Arten, so wie diese!

Markus Wichert Naturgärtner

Was ist Silber-Pappel?

Silber-Pappel oder Weiß-Pappel (Populus alba) nennt man einen einheimischen Baum aus der Familie der Weidengewächse (Salicaceae), der bei uns wild vor allem an Oder, Oberrhein und Donau vorkommt. Das Verbreitungsgebiet reicht von Süd-, West- und Mitteleuropa bis zum Kaukasus, Himalaya und nach Sibirien hinein, und auch in Nordwestafrika tritt sie auf. Dabei bevorzugt die Silber-Pappel die nur zeitweise überschwemmten Auwälder und ihre Verlichtungen und Schuttplätze an den großen Flüssen, wo er zusammen mit Ulme, Esche und Stiel-Eiche die charakteristischen Hartholzauen bildet. Die meisten anderweitig wachsenden Bäume sind angepflanzt.

Der sommergrüne, bis zu 45 Meter hohe Baum weist eine dicke dunkelgraue und längsgefurchte Borke und einen geraden Stamm auf. Das Wurzelwerk bleibt flach. Seine Krone ist breit und rundlich bis kegelförmig und fällt von weitem durch ihre unterseits weißen Blätter auf. Anfangs tragen seine jungen Zweige noch einen kurzen silbrigen Filz, der erst relativ spät verschwindet. Ihre Farbe ist graubraun bis grau mit wesentlich dunkleren diamantförmigen Feldern von Korkwarzen. Auffällig ist das im Anschnitt fünfkantige Mark. Eine Endknospe ist stets vorhanden, die rundlichen Winterknospen werden 5-6 Millimeter lang und sind dicht silbrig behaart.

Die typischen Blätter der Silber-Pappel weisen einen 2-5 Zentimeter langen Stiel auf; ihm folgt eine rundliche bis ovale, kurz und unregelmäßig wellig gelappte Blattspreite. Mit 4-8 Zentimetern sind sie wenig länger als breit, wobei die Blätter der reichlich gebildeten Schösslinge oft ungewöhnlich groß und eher Ahornblatt-förmig erscheinen. Die Blattoberseite ist glänzend dunkelgrün, die Unterseite durch einen dichten Filz kreideweiß. Am Grund stehende Nebenblätter sind vergänglich und bleiben nur kurze Zeit bestehen. Junge Blätter und Knospen weisen einen balsamartigen Geruch auf, der allerdings nicht so intensiv ausfällt wie bei der Balsam-Pappel (Populus balsamifera).

Wie bei Weidengewächsen üblich ist auch die Silber-Pappel diözisch und getrenntgeschlechtlich. Ihre Blüten erscheinen lange vor dem Laubaustrieb; eine Blütenhülle ist nicht vorhanden, sodass sie nur aus den elliptisch geformten rotbraunen und kurz bewimperten Tragblättern und dem Fortpflanzungsapparat bestehen. Die hängenden männlichen Kätzchen sind 3-7 Zentimeter lang und weisen 6-8 Staubblätter mit anfangs roten, später verblassenden Staubbeuteln auf. Die mit etwa fünf Zentimetern wenig kürzeren grünen weiblichen Kätzchen tragen einen kurz gestielten Fruchtknoten mit zwei tief geschlitzten rosafarbenen Narben. Als Früchte werden vielsamige Kapseln gebildet, die bei der Fruchtreife im Mai aufplatzen und die an ihrem Grund mit wolligen Haaren besetzten Pappelsamen freigeben.

Silber-Pappel im Garten

Quelle: Juan Carlos Munoz/shutterstock.com

Standort

Die Silber-Pappel mag es gerne feucht – der Grund sollte zumindest in der Tiefe sickerfeucht und ansonsten frisch bis wechselfrisch sein. Sie bevorzugt einen nährstoff- und basenreichen, rohen oder humosen lockeren Ton- oder Lehmboden und steht am liebsten mit reichlich sommerlicher Wärme in der vollen Sonne. Kalk ist kein Problem. Wie bei so lange bei uns heimischen Gewächsen üblich ist sie – notgedrungen – vollkommen winterhart.

Schnitt

Wie alle Pappeln und Weiden ist auch die Silber-Pappel gut schnittverträglich, aber im Allgemeinen kommt sie völlig ohne solche Eingriffe zurecht. Vielmehr wächst sie am prächtigsten, wenn man sie in Ruhe lässt.

Vermehrung

Für die eigene Vermehrung sorgt die Silber-Pappel mit reichlich gebildeten großblättrigen Schösslingen, die teilweise 20-30 Meter vom Stamm entfernt auftauchen, und den nicht minder zahlreichen Samen, die vom Wind über weite Strecken entführt für Selbstaussaat sorgen. Du kannst sie problemlos mit Stecklingen und Steckhölzern vermehren, die unproblematisch wurzeln und schnell weiterwachsen.

Verwendung

Mit ihrer Größe ist die Silber-Pappel vor allem für Parks und Grünanlagen und daheim nur für große Gärten geeignet. Dort gibt sie einen schnellwüchsigen und dekorativen Solitär ab, der in Frühjahr und Sommer mit unterseits weißen Blättern und im Herbst mit einer gelben Herbstfärbung glänzt. Wie beschrieben müssen ihre Wurzeln dabei an Wasser kommen. Pluspunkt: Salzverträglich stört sie sich an Straßen nicht an der Winterstreuung.

Schädlinge und Krankheiten

Vor allem die älteren Semester leiden an Baumkrebs, Pilzerkrankungen wie dem Hallimasch (Armillaria spec.) oder werden in den Wipfeln allmählich dürr. An den Blättern treten Rostflecken und Bleiglanz auf, und an Blättern, Rinde und Holz tun sich eine Reihe von Käfern und Raupen gütlich.

Ökologie

Auch wenn die Silber-Pappel windblütig ist und ihren Pollen vorwiegend durch die Luft auf die weiblichen Kätzchen verbringt sind auch Bienen vom nahrhaften Blütenstaub angetan. Für die Honigbiene ist er mit seinem frühen Erscheinen in März und April und der reichhaltigen Menge eine wichtige Futterquelle. Er liefert Eiweiße und Fette, die im zuckerreifen Nektar fehlen und für die Ernährung von Larven und erwachsenen Tieren mit Ausnahme der Königin unentbehrlich.

Blätter, Rinde und Holz werden von Käfern und Schmetterlingsraupen genutzt. Zwölf Schmetterlinge, allesamt Nachtfalter wie das hochspezialisierte und auf diesen Baum angewiesene Silberpappel-Kahneulchen (Earias vernana) oder der unverwechselbare Goldafter (Euproctis chrysorrhoea) legen an der Silber-Pappel ihre Eier ab.

Die Samen müssen schnell keimen und Wurzeln bilden, denn Nährgewebe ist kaum vorhanden. Dementsprechend werden besonders viele davon gebildet. Vögel wissen das sehr zu schätzen, denn sie polstern mit den Wattebäuschen gerne ihre Nester aus. Einige davon gleich in der Krone des Matratzenherstellers.

Die Silber-Pappel ist ein schönes Beispiel dafür, dass auch bei uns einheimische Bäume anderswo zum ökologischen Problem werden können. In Südafrika und Australien gilt sie als invasiver Neophyt, der sich mit seinem ungehemmten Ausbreitungsdrang unbeliebt macht und die ursprüngliche Vegetation der ohnehin seltenen Feuchtgebiete bedroht.

Wissenswertes

Auch in schwarz und feucht

Schwarz, weiß, grau: Neben der Weiß-Pappel gibt es auch die Schwarz-Pappel (Populus nigra), die sich vor allem durch ihre intensiv dunkelgraue bis schwarze Borke von der wesentlich helleren Silberpappel unterscheidet. Sie braucht noch etwas mehr Feuchtigkeit als ihre hellere Cousine. Ähnliches gilt auch für die Graupappel:

Bei Nacht sind alle Pappeln grau

Die Graupappel (Populus x canescens) ist ein recht häufiger Bastard mit der Zitterpappel oder Espe (Populus tremula), den man bei uns vor allem im Oberrheingraben findet. Bei ihr sind die Blätter unterseits weniger dicht behaart und die teils bis zu 15 Zentimeter großen Blätter der Schösslinge weniger deutlich gelappt, die Krone erscheint breit hoch und gewölbt. Sie wächst noch schneller als ihre Eltern und brilliert als beliebter Alleebaum vor allem in Niedersachen und Schleswig-Holstein unter der Bezeichnung „Marschpappel“, wo sie auch als Bodenfestiger in Dünen zum Einsatz kommt. Auch diese verträgt deutlich mehr Trockenheit als die Frau Mama.

Herkules, Feuerspeier und Siegeskränze

Bei den Römern war die Silber-Pappel dem Herkules geweiht. Der griechische Held soll am Aventin, dem südlichsten der sieben Hügel Roms, das feuerspeiende Ungeheuer Cacus besiegt haben. Danach hat sich der Sieger mit den Zweigen der dort reichlich wachsenden Silberpappeln bekränzt. Ruhmreiche Kämpfer trugen daher in Erinnerung an Herkules nicht ausschließlich Lorbeerkränze, wie man heute vielfach annimmt, sondern oft auch welche aus Pappelzweigen.

Weiterlesen

Fotos (4)

Gesamte Pflanze Silber-Pappel
Quelle: Agnieszka Kwiecie?, Nova, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Blatt Silber-Pappel
Quelle: Agnieszka Kwiecie?, Nova, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Rinde Silber-Pappel
Quelle: Agnieszka Kwiecie?, Nova, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Gesamte Pflanze Silber-Pappel
Quelle: Juan Carlos Munoz/shutterstock.com

Häufige Fragen

Streichhölzer und Mona Lisa: Was macht man mit dem Pappelholz der Silber-Pappel?

Das weiche Pappelholz weist einen schmalen weißen Splint und einen großen rötlichgelben Kern auf. Beim Trocknen schwindet es nur mäßig, und mit seiner Abriebfestigkeit findet es Verwendung bei Möbeln, Zigarrenkisten, Streichhölzern, Papierherstellung und Schnitzereien. Allerdings lässt es sich schlecht polieren. Es gehört zu den beliebtesten Weichhölzern als Bau- und Nutzholz, steht aber in nicht ganz so großen Mengen zur Verfügung wie das der nicht minder schnellwüchsigen Schwarz-Pappel.

Erwähnenswert ist die Verwendung von Pappelholz-Tafeln für Ölgemälde, wie sie von einigen Altmeistern benutzt wurden: Das wohl bekannteste Beispiel ist die Mona Lisa im Louvre, laut Bob Dylan das teuerste Stück Pappelholz.

Wie groß wird die Silber-Pappel? Von Schnellwachsern und gefallenen Riesen

Die Silber-Pappel gehört mit ihren rundlichen, lang gestielten und unterseits weißfilzigen Blättern zu den charakteristischsten einheimischen Baumarten. Sie wächst ausgesprochen flott und erreicht bereits mit 40 Jahren ihre endgültige Höhe von bis zu 45 Metern. Dafür ist sie relativ langlebig und wird bis zu 500 Jahre alt; dann hat ihr Stamm einen Durchmesser von bis zu drei Metern. Ein solches Ausnahmeexemplar war die Silber-Pappel von Boudeckého im tschechischen Nosislav (deutsch Nußlau) an der Aue der Svratka mit 36 Metern Höhe und einem Stamm von dreieinhalb Metern Dicke. Leider ist das lange kränkelnde Prachtexemplar 1904 bei einem Sturm umgestürzt.

Wert für Insekten und Vögel

Silber-Pappel ist in Mitteleuropa heimisch und Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen und Schmetterlingsraupen

spezialisierte Wildbienen:
0
Auf Pollen spezialisiert
Wildbienen insgesamt:
0
Nektar und/oder Pollen
Raupen spezialisiert:
0
Raupenarten:
0
Schwebfliegenarten:
0
Käfer:
0

Wildbienenarten

Schmetterlingsarten

Schwebfliegen

Käfer

Raupen-Futterpflanzen

Themen

Raupen-Futterpflanzen
Photo by Peter Monsberger from Pexels
Am Inhalt mitgewirkt haben:
Dr. rer. medic. Harald Stephan
Dr. rer. medic. Harald Stephan Diplom-Biologe
Markus Wichert
Markus Wichert Naturgärtner
Thomas Puhlmann
Thomas Puhlmann Balkongärtner
Sebastian Hadj Ahmed
Sebastian Hadj Ahmed Balkongärtner
Stand:
11.01.2024