Was ist Wasser-Minze?
Die ausdauernde Wasser-Minze oder Bach-Minze ist eine hübsche heimische Sumpfpflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae), die sich bestens für den Uferbereich des Gartenteiches eignet. In der freien Natur wächst sie ebenfalls an Ufern und im Flachwasser von Teichen, Bächen und Tümpel, Bruchwäldern oder in feuchten Wiesen. Wild kommt sie in ganz Europa bis zum Kaukasus und in weiten Teilen Nordafrikas vor.
Wasser-Minze bildet mit ihrem Rhizom reichlich kriechende Ausläufer, mit denen sie ihr Umfeld erobert und kleine Horste bildet. Die vierkantigen verzweigten Stängel wachsen aufrecht und werden etwa einen halben Meter hoch: sie tragen langgestielt kreuzgegenständige, eiförmige Blätter mit intensivem Grün und einem gezähnten Rand. Beim Zerreiben riechen sie charakteristisch aromatisch ähnliche wie Pfefferminze.
Die Wasser-Minze gehört zu den
Eltern der bekannten Pfefferminze Mentha x piperita – die ist eine Hybride
aus Mentha aquatica x
Mentha spicata, der
Krausen Minze, besser bekannt als
spearmint aus Kaugummi und Zahnpasta.
In den oberen Blattachseln erscheinen die hübschen Blüten ab Juli; sie bilden Scheinquirle, zuoberst am Triebende einen großen kopfigen Blütenstand. Die Farbe der Kronblätter schwankt zwischen rosa, hellviolett und weiß, und im unteren Anteil trägt die Blütenkrone einen Haarring, der ungebetene Gäste vom Nektar fernhalten soll. Als Früchte werden jeweils vier hellbraune, nur millimetergroße Klausenfrüchte gebildet.
Wasser-Minze im Garten
Standort
Eine Wassertiefe bis zu zehn Zentimetern ist optimal. Dabei braucht die Waser-Minze einen humosen, leicht sauren Untergrund und einen sonnigen bis halbschattigen Stand. Ein spezieller Winterschutz ist nicht erforderlich, die sommergrünen Pflanzen vertragen bis zu -23 °C.
Schnitt
Schneiden kannst Du die Wasser-Minze, wenn sie Dir zu groß wird oder zu sehr ausbreitet. Ansonsten musst Du Dich nicht unbedingt regelmäßig um sie kümmern, außer aus ästhetischen Gründen. Der Schnitt duftet angenehm und lässt sich zum Mulchen oder auf dem Kompost weiterverwenden.
Vermehrung
An Land bildet die Wasser-Minze unterirdische, im Wasser stehend auch oberirdische Ausläufer, und das reichlich. Einmal angepflanzt wirst Du sie eher begrenzen als neu auspflanzen müssen.
Achtung, die Wasserminze hat wie die meisten Minzen einen recht ausgeprägten Ausbreitungsdrang. Hast Du nur einen kleinen Gartenteich solltest Du sie vorsichtshalber mit einem Topf oder Kübel ins Ufer setzen, damit sie sich nicht über Gebühr breit macht.
Verwendung
Am Teichrand lässt sie sich gut mit Blumen kombinieren, die andere Blätter und Blüten haben, wie Sumpf-Dotterblume, Wiesen-Schaumkraut und Sumpf-Vergissmeinnicht.
Schädlinge
Die ätherischen Öle der Wasser-Minze halten viele Schädlinge von den Pflanzen fern.
Apropos Schädlinge: Den Geruch mögen viele Tiere nicht: Fliegen kommen auch nur zum Bestäuben vorbei und nehmen schnell wieder Reißaus, und früher verstreute man Wasser-Minze in Scheunen, um Ratten und Mäuse fernzuhalten.
Ökologie
Den Nektar der Wasser-Minze holen sich vor allem Fliegen und Schwebfliegen, aber auch bei Schmetterlingen, Hummeln und anderen Insekten ist das Interesse groß. Für das Grün als Raupenfutter interessieren sich beispielsweise das Wasserminzen-Kleinbärchen Nola cristatulata, bei denen der Lippenblütler namentlich Pate stand, und die mittlerweile auf der Vorwarnliste erfasste Buchdruckereule Naenia typica.
Die Wasser-Minze bildet nur wenig Pollen, aber der ist bei Wildbienen sehr gefragt: Insgesamt holen ihn sich 36 Arten, von denen die Schwarze Mörtelbiene Megachile parietana und die Filzige Pelzbiene Anthophora pubescens als vom Aussterben bedroht gelten. Andere sind stark gefährdet, wie die Holz-Blattschneiderbiene Megachile ligniseca, die ihre Brutröhren mit Blattschnipseln tapeziert, oder unsere kleinste Wildbiene, die Dünen-Steppenbiene Nomioides minutissimus. Die Kleine Holzbiene Xylocopa iris ist vermutlich bereits ausgestorben.
Die Klausenfrüchte werden von Wind und Wasser davongetragen, und auch die am fettreichen Elasiosom interessierten Ameisen tragen zur Verbreitung der Bach-Minze bei.
Wissenswertes
Die Blätter der Wasser-Minze enthalten in ihren Drüsenhaaren ein ätherisches Öl mit Menthol und anderen Terpenoiden und lassen sich zu Tee verarbeiten, der nicht ganz so intensiv wie Pfefferminztee ist, und sind ebenso wie die Blüten essbar. Bei Erkältungen kann man mit einem Aufguss inhalieren. In einigen Ländern werden die Wurzeln in Kräuterschnaps verarbeitet und werden die Blätter zum Würzen von Eintöpfen genutzt.
Miraculix hat nicht nur Misteln, sondern auch Wasser-Minze gesammelt: Sie gehört ebenso wie
Eisenkraut (
Verbena officinalis) und
Echtes Mädesüß (
Filipendula ulmaria) zu den
heiligen Kräutern der keltischen Druiden. Die Verwendung als
Heilpflanze bestand von der Antike bis in unsere Zeit fort; die alten Ägypter und später die Griechen
gaben ihren Toten Minzbonbons mit ins Grab.
Karl der Große propagierte in seiner
Capitulare de villis ihren Anbau in Klostergärten. Die Inhaltsstoffe gelten als antiseptisch, krampflösend, adstringierend, verdauungsfördernd und schweißtreibend.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner