Was ist Gewöhnlicher Wacholder?
Gewöhnlicher Wacholder (Juniperus communis) ist eine der
zahlreichen Wacholderarten, von denen nur wenige Eingang in die Gärten
gefunden haben. Die
Zypressengewächse (Cupressaceae) sind mit
zahlreichen Sorten außerordentlich vielgestaltig in Wuchs und
Beblätterung. Der
immergrüne einheimische große Strauch oder kleine Baum
findet sich ziemlich häufig wild wachsend auf sonnigen und
nährstoffarmen Standorten wie Felsen, Heiden, Mooren, Magerwiesen und
Magerweiden, lichten Nadelwäldern und Muschelkalkhängen. In
Zwergstrauchheiden bestimmt er oftmals das Charakterbild und bildet lockere
Bestände. Vom Tiefland ausgehend steigt er bis auf etwa 2000
Höhenmeter auf und findet sich weit verbreitet in Eurasien, Nordamerika,
Grönland, dem Nordwesten Afrikas und selbst in Nord- und Mittelamerika.
Wegen seiner meist trockenen Standorte verfügt der Gewöhnliche
Wacholder über ein tiefreichendes Wurzelsystem, das
immer noch irgendwo ein wenig Feuchtigkeit auftreiben kann. Oberirdisch ist er
sehr vielgestaltig, wobei er meist von Grund auf
dicht verzweigt und ein mehrstämmiges undurchdringliches
Gehölz bildet. Meistens wird er um die
fünf Meter hoch und erreicht nur in Ausnahmefällen
bis zu 15 Metern Höhe. Die Krone ist zylindrisch,
kegelförmig, breit rundlich oder selten flach ausgebreitet. Der
eigentliche Stamm wird selten höher als zwei Meter und hat eine Dicke von
10-30 Zentimetern. Die Borke ist dünn, graubraun bis
rotbraun gefärbt und löst sich in dünnen papierartigen Streifen
ab. Die einzelnen Äste sind kurz und stehen in einem
spitzen Winkel oder steigen aufrecht empor.
Junge Triebe sind noch grün und oft beinahe dreieckig im
Querschnitt, mit deutlich erkennbaren Leisten. Die
länglich-eiförmigen Winterknospen erreichen eine
Länge von 2-4 Millimetern und sind von nadelförmigen Schuppen
bedeckt. Die eigentlichen Blätter sind nadelförmig
linealisch bis schmal-lanzettlich, stachelspitzig, 1-2 Zentimeter lang und 1-2
Millimeter breit ohne Stiel und mit breitem Grund. Sie stehen deutlich
abgespreizt in meist dreizähligen Wirteln. Auf der Oberseite sind die
konkav, grauweiß mit grünem Saum, auf der Unterseite gekielt und
glänzend grün. Ebenso wie die jungen Triebe riechen sie beim
Zerreiben aromatisch nach Wacholderöl. Sie haben eine
Lebensdauer von drei oder vier Jahren und fallen danach ab, mitunter zusammen
mit ihren Ästchen.
Wacholder ist meist zweihäusig und die Blüten
eingeschlechtlich, selten finden sich einhäusige
Exemplare mit männlichen und weiblichen Blüten zusammen. Die
Blüten erscheinen von Mai bis Juli an den Zweigen des
Vorjahres; die männlichen sind elliptisch, 4-5 Millimeter lang und
gelblich mit zahlreichen Staubblättern. Dagegen stehen die weiblichen
Blütenstände aufrecht und bestehen aus grünen knorpeligen
Schuppen. Die drei obersten davon enthalten die Samenanlagen und verwachsen
nach der Bestäubung zu einem kugeligen fleischigen Zapfen, den man als
Wacholderbeere kennt. Sie sind anfangs grün und werden
mit der Zeit blaugrün, wobei ihre Oberfläche ähnlich wie bei
Heidelbeeren mit einem weißen wachsigen Überzug bedeckt ist.
Typisch ist die dreistrahlige Spalte am Ende, welche die drei
Fruchtblätter des Wacholderzapfen markiert. In den 4-9 Millimeter
großen Kügelchen finden sich 1-3 dreikantige
Samen; sie sind 2-3 Millimeter lang und reifen erst im
zweiten oder dritten Jahr heran; die endgültige Samenreife ist dann von
August bis Oktober möglich.
Gewöhnlicher Wacholder im Garten

Quelle: Svarun/shutterstock.com
Standort
Genau wie in der freien Wildbahn fühlt sich Gewöhnlicher Wacholder
auf einem
vorwiegend mäßig trockenen oder wechselfeuchten, milden bis
sauren und humosen Ton- oder Lehmboden
am wohlsten. Er wächst auch auf Sand, Stein und Torf und
ist ausgesprochen genügsam, so lange er nur genug
Sonne abbekommt. Der Boden kann auch gerne
flach- bis mittelgründig sein. Zu viel Nährstoffe
und zu viel Feuchtigkeit oder Schatten sind nichts für ihn. Längere
Trockenphasen im Sommer übersteht er klaglos, ebenso wie tiefen Frost im
Winter. Selbst starke Winde können dem Tiefwurzler nur selten etwas
anhaben.
Schnitt
Normalerweise benötigt ein Wacholder keinen Schnitt. Lediglich wenn man
ihn in einer bestimmten Form halten möchte kann man zur
Heckenschere greifen. Mehr zum Thema Schnitt erfährst du in unserem Ratgeber
Wacholder schneiden.
Vermehrung
Die Wildart lässt sich problemlos mit Samen vermehren.
Es handelt sich dabei um Kaltkeimer, die man am besten im
Herbst an Ort und Stelle im Garten auspflanzt. Bei den verschiedenen im Handel
erhältlichen Sorten bleiben die Eigenschaften bei
Stecklingen und Absenkern erhalten. Am
besten und schnellsten wachsen aber die jungen Bäumchen, die man als
veredelte Exemplare im Gartenmarkt kauft.
Verwendung
Der einheimische Gewöhnliche Wacholder ist natürlich absolut
prädestiniert für den Heidegarten – dieser
wird erst mit Juniperus und Besenheide zum solchen. Anderweitig im
Garten pflanzt man ihn am besten einzeln oder mit wenigen Exemplaren als
immergrünen Blickfang. Kleinere Sorten eignen sich auch für
Steingarten und Rabatten, und sogar auf
Balkon und Terrasse lässt er sich mithilfe von
Kübel und anderen großen Pflanzgefäßen bringen.
Schädlinge
Insgesamt ist der Gewöhnliche Wacholder ziemlich robust und Krankheiten
wie auch Schädlinge können der Pflanze meist wenig abhaben. Dazu
gehören Blattläuse, Schildläuse, Spinnmilben und die
Wacholder-Miniermotte (Argyresthia trifasciata). Viele andere
Wacholderarten dienen Rostpilzen als Zwischenwirt und führen bei Laub-
und Obstbäumen zu teils erheblichen Schäden, wie der
Birnen-Gitterrost (Gymnosporangium fuscum), der bei Birnbäumen
orangerote Flecken auf den Blättern verursacht. Dagegen ist
Juniperus communis resistent – gegebenenfalls kann man eine
erkrankte Verwandte durch diese Art ersetzen.
Ökologie
Als Nadelbaum wird der Gewöhnliche Wacholder vom
Wind bestäubt. Die weiblichen Blüten haben einen
Trick entwickelt, um möglichst effektiv Pollen aus der Luft zu fischen:
Sie bilden einen Bestäubungstropfen, an dem die
Pollenkörner haftenbleiben. Danach geht es nadelbaummäßig
gemächlich weiter: Der Pollenschlauch lässt sich viel Zeit und
erreicht sie Samenanlagen erst nach 2-3 Monaten. Noch langsamer ist die
Entwicklung des Embryos – er ist erst im zweiten oder
dritten Jahr so weit, dass er keimen könnte. Dementsprechend färben
sich die Wacholderbeeren erst nach so langer Zeit. Vorher sind sie holzig hart
und grün und schmecken so penetrant, dass sich Tiere noch nicht
dafür interessieren. Das ändert sich mit der Reife – dann
machen sich viele Vögel über die Beerenzapfen her,
vor allem Drosselvögel wie Sing- und Wacholderdrossel, Rabenvögel
wie Krähen, zudem Auerhahn, Birkhuhn und sogar Wachteln und
Schneehühner. Die Samen überstehen die Darmpassage
problemlos und keimen nach einer Runde Verdauung umso besser.
Wissenswertes
Als Charakterpflanze der Lüneburger Heide und vieler
anderer Heidefläche konnte sich der Gewöhnliche Wacholder
etablieren, weil er von Schafen und Heidschnucken verschmäht wird.
Stattdessen halten die Tiere die umliegenden Pflanzen kurz, sodass der
Wacholder umso prächtiger gedeiht. Daher sind Wacholderbestände ein
sicheres Zeichen für eine vormalige Beweidung einer
Fläche. Ohne Heidschnucken & Co. werden solche Heideflächen
schnell von Birken, Weiden und anderen Pflanzen überwuchert. Zudem
schützt der Wacholder kleine Bäumchen vor zu viel Sonne, Wind und
anderen Einflüssen, sodass er ein wichtiger
Wegbereiter für die Waldentwicklung ist. Einmal
überwachsen kümmert die Pionierpflanze nur noch vor sich hin und
geht alsbald ein – in einem dichten Wald wird man daher Wacholder nicht
zu Gesicht bekommen.
Mit seiner Anspruchslosigkeit hat der Gewöhnliche Wacholder weite Gebiete
der Erde erobert; er ist das Nadelgehölz mit der
weltweit größten Ausbreitung und die einzige
Wacholderart, die sowohl in Eurasien als auch in Nordamerika vorkommt. Wegen
seiner weiten Verbreitung hat er
zahlreiche regionale Unterarten gebildet, die man teilweise
im Gartenfachhandel käuflich erwerben kann. Wohl am bekanntesten ist der
„richtige“ Gewöhnliche Wacholder
Juniperus communis ssp. communis, ein aufrechtes und meist
säulenförmiges Gehölz, das man von der Lüneburger Heide
kennt. Er kann bis zu zehn Metern hoch werden und bis zu 30 Zentimeter dicke
Stämme bilden. Dagegen ist der Zwerg-Wacholder oder
Berg-Wacholder
Juniperus communis ssp. alpina deutlich kleiner. In seiner kargen
gebirgigen Heimat wurde er nur bis zu einem halben Meter hoch; am leichtesten
erkennt man ihn an seinen nicht stechenden Blättern, die zudem den
Zweigen eng anliegen und diese bedecken. Im Wallis steigt der robuste kleine
Strauch bis auf 3500 Höhenmeter.
Die Wacholderbeeren sind in der Küche sehr beliebt, vor
allem für Marinaden und als Gewürz für Sauerkraut, Fleisch- und
Wildgerichte, dunkle Saucen und Fisch. Sie werden zerdrückt und
mitgekocht; einige wenige Beeren reichen als Würze vollkommen aus und
machen die Gerichte besser bekömmlich. Als Richtwert gelten 2-3 Beeren
pro Person.
Wacholderbeeren gelten allerdings als leicht giftig –
übertreiben sollte man es mit dem Genuss daher nicht. Sie bestehen zu
rund einem Drittel aus Zucker und 1-3 Prozent etherischem Öl, das
Terpenoide wie Pinen, Limonen, Myrcen und vieles andere enthält. Als
probates Diuretikum erhöhen sie den Harndrang,
können aber im Übermaß gegessen zu Reizungen der Nieren und
beschleunigtem Puls und Atmung führen. In der
Naturheilkunde sind die Früchte
Juniperi fructus und das etherische Öl
Juniperi oleum (oder Juniperum aetheroleum) ein beliebtes
Heilmittel. Man verwendet sie als appetitanregendes, harntreibendes und
leberstärkendes Mittel, etwa in Form von
Wacholderbeeren-Tee.
Wacholder-Spiritus nutzt man zur innerlichen und
äußerlichen Anwendung.
Willst du mehr zu Wacholderbeeren, deren Verwendung und Giftigkeit wissen, dann schau in unseren Ratgeber Ist Wacholder giftig?.
Wegen des hohen Zuckergehaltes kann man die Wacholderbeeren gären lassen.
Das Destillat enthält auch die etherischen Öle und kommt in diversen
Wacholderschnäpsen wie Gin, Steinhäger und Genever
zum Einsatz.
Als Gartenformen finden sich weiterhin
-
Irischer Wacholder ‚Hibernica‘ mit
säulenförmigem Wachstum und nicht stechenden Blättern, 3-5
Meter hoch;
-
Schwedischer Wacholder ‚Suecica‘ mit breit
säulenförmigem Wachstum, nickenden Triebspitzen und stechenden
Blättern,
-
‚Hornibrooki‘ als zwergiger, bis 50 Zentimeter hoher
Busch mit waagerechten Ästen
Der deutsche Name Wacholder geht auf das althochdeutsche
wechalter oder wecholder zurück. Die germanische Endung
-ter, -der bezeichnet einen Baum.