Was ist Wilde Karde?
Die zweijährig wachsende Wilde Karde (Dipsacus fullonum) ist ein distelartiges, bis zu zwei Metern hohes Gewächs aus der Familie der Geißblattgewächse (Caprifolioaceae). Man findet die Staude von Nordafrika über Mitteleuropa bis nach Westasien vorzugsweise an den Rändern von Gewässern und anderen feuchten Stellen.
Ihre bis zu 30 Zentimeter langen lanzettlichen Blätter stehen in einer dichten grundständigen Rosette und sind mit einer kräftigen Mittelrippe und zahlreichen Stacheln versehen, ähnlich wie bei einer Distel. Gehalten werden sie von einer großen rübenartigen Wurzel. Der Blütenstand ist walzenförmig und erscheint ebenfalls sehr stachelig, mit einer Reihe von schmalen, nach oben gerichteten Hüllblättern an seinem Grund. Darin erscheinen die winzigen hellvioletten Röhrenblüten, die ausgehend von der Mitte nach oben und nach unten weiter erblühen und charakteristische Ringe bilden.
Wilde Karde im Garten

Quelle: R. Knapp/shutterstock.com
Standort
Die Wilde Karde bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Standplatz mit gut durchlässigem, sandigem und nährstoffreichem Untergrund.
Schnitt
Ein Schnitt ist nicht nötig – die Karden sind auch nach der Vegetationsphase eine schöne Winterdekoration und vor allem eine wichtige Futterquelle für Vögel. Allerdings sind sie auch in Trockengestecken hübsch anzusehen.
Vermehrung
Im Gartenfachhandel bekommt man die Wilde Karde als Samen, selten als Jungpflanzen. Die Aussaat erfolgt im Herbst. Einmal im Garten angesiedelt sät sie sich fleißig selber aus, wobei futtersuchende Vögel behilflich sind. Will man die weitere Ausbreitung verhindern, muss man die Fruchtstände zeitig vor der Samenreife entfernen.
Verwendung
Einzeln oder in kleinen Gruppen wirkt die Wilde Karde ausgesprochen dekorativ. Darüber hinaus lässt sie sich in Beeten, Rabatten und Bauerngarten gut mit anderen Wildstauden kombinieren. Eine Pflege ist kaum notwendig.
Schädlinge
Die distelartigen Stacheln halten eine ganze Reihe von Schädlingen fern, darunter auch die sonst so gefräßigen Schnecken. Sie werden nur sehr jungen Pflanzen gefährlich.
Ökologie

Quelle: Martin Fowler/shutterstock.com
Die kleinen Röhrenblüten sind erstaunlich lang und ihr reichhaltiger Nektar nur für lange Rüssel zugänglich. Daher sind sie bei Hummeln, Bienen und Schmetterlingen heiß begehrt. Über die Samen machen sich Finken, allen voran der Distelfink her. Da die Blütenstände über Winter stehenbleiben stellen sie für die Vögel eine wichtige Nahrungsquelle dar.
Wissenswertes
Der Name der Karde stammt vom Kardieren, dem Auskämmen von Woll- oder Leinenfasern vor dem Verspinnen. Dazu verwendeten die Weber früher die getrockneten Blütenstände – daher auch der Name Weberdistel.
Der lateinische Gattungsname leitet sich vom griechischen Wort für Durst ab: In den von den Blättern in Stängelnähe gebildeten Trichter bleibt nach Regenfällen reichlich Wasser stehen, das Vögeln und Insekten als Trinkgelegenheit dient.
Als Heilpflanze ist die Wilde Karde seit der Antike bekannt, und in jedem Kräuterbuch des Mittelalters findet man ein Kapitel darüber. In der Volksheilkunde dient sie Mittel gegen Verdauungsbeschwerden, Gicht, Rheuma und Hauterkrankungen. Dazu verwendet man die getrockneten Wurzeln, die reich an Saponinen, Bitterstoffen und Glykosiden sind und die man zu Tee und Tinkturen verarbeitet. Die Homöopathie nutzt die alkoholische Tinktur und daraus hergestellte Globuli gegen Warzen, Akne und kleine Hautwunden. Neueren Untersuchungen zufolge soll sie bei Borreliose helfen.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner