Was ist Schwarze Königskerze?
Schwarze Königskerze oder Dunkle Königskerze (Verbascum nigrum) ist eine majestätisch anmutende gelbe Staude, die man recht häufig in den Unkrautfluren auf Waldlichtungen, Schuttplätzen, Wegrändern, Dämmen und Ufern wild wachsend findet. Aber auch im Garten macht die mehrjährige Zierpflanze aus der Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) eine gute Figur, zumal sie für Schmetterlinge interessant ist. Ihr Ursprungsgebiet reicht von Europa bis nach Sibirien hinein, aber inzwischen ist sie weltweit häufig eingeschleppt.
Es handelt sich dabei um eine horstbildende zweijährige bis mehrjährige Staude, die sich aus einer überwinternden rübenartigen Pfahlwurzel mit einer grundständigen Rosette aus 15-40 Zentmeter langen eiförmig-länglichen und gebuchteten Blättern erhebt. Im ersten Jahr nach der Keimung wird lediglich die Blattrosette gebildet. Während diese Grundblätter einen bis zu 20 Zentimeter langen Stiel aufweisen werden die wechselständigen Stängelblätter nach oben hin zusehends kurzstieliger. Alle Blätter haben einen herzförmigen Grund, einen grob gekerbten Rand und eine dunkel- bis mittelgrüne Farbe; die Oberseite ist kahl, die Unterseite grau und leicht wollig behaart.
Aus den Rosetten streben im Hochsommer ab dem zweiten Jahr die straff aufrechten, unverzweigten und unten runden, oben rinnigen oder kantigen und oben oft rot überlaufenen blütentragenden Stängel empor, die eine Höhe von 60-150 Zentimeter erreichen und von lockeren Sternhaaren bedeckt sind. Gut einen halben Meter nimmt davon der Blütenstand in Anspruch, eine schlanke Traube mit schalenförmigen, 2-3 Zentimeter breiten Blüten. Diese sind leicht zygomorph, zwittrig und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Sie stehen sitzend oder an bis zu einem Zentimeter langen Blütenstielen in knäueligen Scheinrispen mit meist 3-5 Exemplaren zusammen in den Blattachseln. Vor den gelben, am Grund rot gefleckten Kronblättern fallen die violett behaarten Staubfäden und orangeroten Staubbeutel besonders auf. Gegen das Licht gehalten sieht man in den Kronblättern durchscheinende Punkte.
Die einzelnen Blüten sind kurzlebig, die Blütenstände hingegen blühen von Juni bis August. Nach der Bestäubung bilden sich gekammerte verkehrt-eiförmige und 4-5 Millimeter lange Kapselfrüchte mit konischen gerippten Samen.
Schwarze Königskerze im Garten
Standort
Die Schwarze Königskerze bevorzugt einen frischen mageren bis mäßig nährstoffreichen und basenreichen, locker-humosen Lehmboden, der ausnahmsweise auch kalkarm ausfallen darf und einen neutralen bis mäßig sauren pH-Wert aufweist. Notfalls wächst sie sogar auf Sand und Kies. Sie steht am liebsten in der vollen Sonne oder zumindest im Halbschatten, im Schatten wächst und blüht sie nur ausgesprochen kümmerlich. Als einheimische Art ist sie vollkommen frosthart und an unsere Winter bestens angepasst. In besonders fruchtbarem und feuchtem Boden werden die Blütenstände recht groß, sodass sich ein Windschutz und gegebenenfalls eine Stütze empfehlen, damit der Wind sie nicht abknickt oder umwirft.
Schnitt
Schnitt und Pflege braucht die Schwarze Königskerze eigentlich kaum. Man kann die Blütenstände abschneiden, wenn man die Selbstaussaat verhindern möchte; allerdings erweist man einigen Wildbienen einen Gefallen, wenn man sie stehenlässt, denn manche Arten nutzen die vertrockneten alten Stängel zum Anlegen ihrer Brutnester.
Vermehrung
Im Alleingang sorgt die Schwarze Königskerze fleißig für Selbstaussaat. Die Samen bringt man im Frühjahr nach den Eisheiligen oder im Frühsommer in Töpfen oder direkt im Freiland aus. Es handelt sich dabei um Kältekeimer und Lichtkeimer, die man nur leicht auf die Erde andrücken, aber nicht tief verbuddeln darf. Stehen mehrere Königskerzen nebeneinander kann man die Horste im Frühling teilen, im Winter lassen sich Wurzelschnittlinge abnehmen.
Verwendung
Die gelben Stauden behalten im Winter ihre Rosetten, und die Blütenstände bleiben auch im Herbst bis tief in den Winter hinein dekorativ. Man pflanzt sie in Staudenrabatten und Kiesbeeten, Steingarten oder Wildblumengarten, und auch vor dem Hintergrund von dunklem Gehölz und Hecken machen sie sich gut.
Schädlinge
An und für sich ist die Schwarze Nachtkerze wenig empfindlich gegenüber Schädlingen und Krankheiten. An den jungen Austrieben finden sich häufig Blattläuse. Vor allem bei ungünstigem Stand mit zu viel Schatten und zu viel Nährstoffen leidet sie bisweilen an Mehltau und Blattflecken. Larven und Käfer des Weißschildigen Braunwurzschabers (Cionus scrophulariae) bevorzugen eher andere Braunwurzgewächse oder den Sommerflieder (Buddleja spec.), stellen sich aber auch bisweilen an Verbascum nigrum ein, allerdings nur bei hinreichend feuchter Umgebung.
Ökologie
Bestäubt wird die Schwarze Königskerze von Insekten, über die Möglichkeit einer Selbstbestäubung gibt es in der Literatur widersprüchliche Angaben. Als Bestäuber kommen viele Tiere infrage, die sich vor allem für den reichlich gebildeten und gut zugänglichen Pollen und Nektar interessieren, allen voran natürlich Honigbienen. So wenig ist das trotz der Kurzlebigkeit der Blüten nicht: Eine einzelne Schwarze Königskerze trägt im Schnitt 580 Blüten. Die wilden Kolleginnen der Honigbienen, die Wildbienen, interessieren sich eher für die übriggebliebenen Triebe alter Pflanzen. Einige Arten von Megachile, Osmia und andere knabbern ihre Bruthöhlen in die markhaltigen Stängel.
Für das Kraut als Raupenfutter interessieren sich zwei Nachtfalter, der Königskerzen-Mönch Shargacucullia verbasci und die Rauteneule Xestia rhomboides.
Die Verbreitung der Samen übernehmen der Wind und Tiere, in deren Fell und Pfoten sie hängenbleiben.
Wissenswertes
Wie andere Arten von Verbascum nutzt die Naturheilkunde und traditionelle Volksheilkunde die Schwarze Königskerze als Heilpflanze für Erkrankungen der Luftwege. Der Absud der Blüten kommt vor allem bei Husten, Bronchitis und Asthma zum Einsatz. Er wirkt schleimlösend und bakterizid, hat aber dank seiner Saponine und Flavonoide auch eine harntreibende Wirkung. Wesentlich häufiger als diese Art verwendet man die nahe verwandte Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum).
In Gärten finden sich häufiger diverse Hybriden und Sorten von Königskerzen als die Wildsorten. Verbascum nigrum hat man wegen ihrer Anspruchslosigkeit und Wüchsigkeit häufig als Elternteil verwendet. Eine beliebte Sorte ist der Albino Verbascum nigrum ‚Album‘, sozusagen die Weiße Schwarze Königskerze.
Was sind zweijährige Pflanzen?
Zweijähre Pflanzen bilden im ersten Jahr meist nur eine flache Rosette. Im nächsten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe, blüht und versamt sich. Die Pflanze stirbt und aus dem Samen entsteht die nächste Generation.
Markus Wichert
Naturgärtner