Was ist Ysop?
Ysop (Hysoppus officinalis) ist eine alte Heil- und Gewürzpflanze, die ursprünglich aus Südeuropa stammt und die man in Deutschland selten verwildert antrifft. Die bis zu 60 Zentimetern hohe Staude gehört zu den Lippenblütlern (Lamiaceae) und wächst auf sonnig-warmen, trockenen und basenreichen Steinböden, an Felsbändern und in Mauerspalten. Seine bogig aufsteigenden, selten niederliegenden Stängel sind anfangs vierkantig, verholzen an der Basis und bekommen im Alter eine blättrige braune Rinde.
Die gegenständigen sitzenden Blätter sind dunkelgrün, schmal-linealisch, behaart ganzrandig und leicht eingerollt. Gegen das Licht gehalten erkannt man zahlreiche Öldrüsen als helle durchscheinende Punkte. Die violetten, intensiv duftenden Lippenblüten stehen in dichten Ähren und sind 8-12 Millimeter lang, blau, mit 15-nervigen Kelchen und weißen oder violetten Staubblättern. In den Kapselfrüchten befinden sich zahlreiche braune, glatte Nüsschen.
Ysop im Garten
Quelle: Nador.Virag.An/shutterstock.com
Standort
Ysop benötigt einen kalkhaltigen, locker-humosen und steinigen Untergrund, volle Sonne und kommt mit Trockenheit gut zurecht.
Schnitt
Ysop ist gut schnittverträglich. Zur Ernte schneidet man so viel von dem Kraut ab wie man benötigt. Ansonsten schadet es nicht, den Strauch etwas zurechtzustutzen, damit er wieder in Form kommt und viele neue Triebe bildet. Ansonsten bildet er reichlich Holz und verkahlt. Vorzugsweise erledigt man den Schnitt im Frühjahr vor dem ersten Austrieb. Dabei sollte man sich auf die noch nicht verholzten Triebe beschränken, denn das alte Holz treibt nicht mehr aus.
Vermehrung
Vermehren lässt sich Ysop mit Stecklingen oder Samen. Letzterer benötigt etwas Licht und leichte Feuchte, um nach 3-4 Wochen zu keimen. Eine andere Möglichkeit sind Absenker, bei denen man überhängende bodennahe Zweige mit einem Stein beschwert und wartet, bis sie Wurzeln geschlagen haben.
Verwendung
Die mittlerweile aus der Mode gekommene Ysop-Pflanze ist eine Bereicherung für jeden Kräutergarten und lässt sich sogar auf Balkon und Terrasse in Töpfen, Kübeln oder Kästen zusammen mit anderen Würzkräutern wie Lavendel, Salbei oder Rosmarin anpflanzen.
Schädlinge
Mit seinen etherischen Ölen hält sich Ysop die meisten Schädlinge vom Leib. Selbst die gefräßigen Schneckenmachen einen großen Bogen um das würzige Kraut. Das macht man sich im Kräuter- oder Gemüsegarten zunutze, denn er hält neben Schneckenauch Kohlweißlinge und Blattläuse fern.
Ökologie
Die Blüten des Ysop bilden wenig Pollen, dafür allerdings viel Nektar. Mit ihrem intensiven Duft locken sie zahlreiche Insekten an. Die Gamma-Eule (Autographa gamma) nutzt ihn als Raupenfutter.
Wissenswertes
Ähnlich wie andere Kräuter aus der Familie der Lippenblütler hat Ysop einen herb-würzigen, leicht bitteren Geschmack und ein ganz typisches Aroma. Man verwendet das frische Kraut in der Küche sparsam bei Kartoffelgerichten, Eintöpfen, zum Würzen von Fleisch und Saucen, in Suppen, Salaten oder Kräuterquark. Was wie Kohlgerichte und Hülsenfrüchte schwer im Magen liegt macht er ähnlich wie Kümmel & Co. leicht verdaulich. Trocknen sollte man ihn nicht, denn dadurch gehen die aromatischen Öle völlig verloren.
Ysop ist eine uralte Heilpflanze, die man noch heute in der Naturheilkunde gegen Erkältungen und Verdauungsbeschwerden einsetzt. Mit seinem etherischen Öl, Gerbstoffen und Flavonoidglykosiden wirkt er entzündungshemmend, harntreibend und beschleunigt die Wundheilung. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern wird er ausführlich beschrieben, und Hildegard von Bingen empfahl einen aus dem Kraut zubereiteten Tee bei Leber- und Atemwegserkrankungen.