Was ist Kapstachelbeere?
Kapstachelbeere oder Peruanische Blasenkirsche (Physalis peruviana) stammt ursprünglich aus der Andenregion und hat sich zu einer beliebten Obstpflanze entwickelt. Sie gehört als Vertreter aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) zu den Verwandten von Kartoffel, Tomate, Paprika und Aubergine, die von dort aus ebenso einen weltweiten Siegeszug antraten. In Kolumbien, Peru und Bolivien wächst sie wild an sonnigen bis schattigen Standorten in bis zu 3.200 Metern Höhe.
Es handelt sich dabei um einen 50-200 Zentimeter hohen rhizombildenden sommergrünen und krautig bleibenden Strauch. Er ist mehrjährig, wird aber bei uns fast immer einjährig gehalten. Die aufrechten und reich verzweigten kletternden Stängel sind grün, die Blätter 2-5 Zentimeter lang gestielt mit 6-15 Zentimeter langer und 4-10 Zentimeter breiter herzförmiger Spreite, auslaufender Spitze und glattem oder grob gezähntem Rand. Alle Teile der Pflanze sind dicht mit kurzen Trichomen behaart, die Blätter vor allem auf der Unterseite. Wenn die Früchte reifen werden die Blätter welk.
Die 1-2 Zentimeter lang gestielten Blüten sind recht unauffällig; sie sind zwittrig, fünfzählig mit doppelter Blütenhülle, breit glockenförmig mit einer sternförmigen Öffnung an der Spitze und erscheinen einzeln in den Blattachseln. Ihre Kelchblätter sind grün, gekielt, mit dreieckigen Kelchzipfeln und stark behaart. Die Kronblätter sind mit 10-14 Millimetern fast doppelt so lang und bilden eine Kronröhre mit durchscheinendem Grund, darüber sind sie gelblich mit jeweils einem dunklen braunen Flecken pro Kronblatt. Im Inneren stehen fünf kurze Staubblätter mit violetten Staubbeuteln und der oberständige Fruchtknoten mit Griffel und kopfiger Narbe.
Bezeichnend sind die hängenden blasig aufgetriebenen, laternenartigen Fruchtkelche, die anfangs grün und behaart sich leuchtend orange verfärben und allmählich dünn pergamentartig trocknen und hellbraun werden. Sie bleiben recht lange geschlossen. In der schützenden Hülle verbirgt sich eine kugelrunde, bis zwei Zentimeter große orangerote Frucht mit 100-300 winzigen hellbraunen Samen und saftigem, säuerlich-süßen Fruchtfleisch.
Kapstachelbeere im Garten

Quelle: Hari Mahidhar/shutterstock.com
Standort
Die Kapstachelbeere ist recht genügsam und stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden. Er muss nur gut wasserdurchlässig sein. Sie steht am liebsten in der vollen Sonne oder wenigstens im Halbschatten. Einen windgeschützten Standort nimmt sie dankend zur Kenntnis, ebenso wie ein paar Stäbe, ein Rankgitter oder eine Wand, an der die fragilen Triebe Stabilität finden und hochwachsen können.
Im Sommer braucht sie regelmäßig Wasser, sonst protestiert sie unübersehbar mit schlaff herabhängenden Blättern. Etwas Mulch am Boden verlangsamt das Austrocknen in der Sonne. Düngen solltest Du eher weniger, denn mit reichlich Nährstoffen versorgt treibt sie mehr Grün und weniger Blüten. Wichtig ist neben Sonne vor allem Wärme – nur wenn die Vegetationsperiode lange genug ist kannst Du reife Früchte ernten.
Achtung: Im Garten kann sie sich unter guten Bedingungen schnell ausbreiten, vor allem nach warmen Wintern, die sie oft auch überlebt.
Schnitt
Schneiden wird man die Kapstachelbeere bei uns nur, wenn sie zu groß zu werden droht. Ansonsten ist der Zauber spätestens nach dem ersten Frost ohnehin vorbei. Die Blätter sterben bereits ab, wenn die Früchte reifen, sodass nur die Stiele mit den Lampions stehenbleiben. Bei mehrjähriger Kultur kannst Du sie im Frühjahr vor dem ersten Austrieb zurechtstutzen.
Weitere Informationen findest Du in unserem
Ratgeber
Physalis schneiden
Vermehrung
Eine Vermehrung mit Samen ist einfach; man sät sie nach den Eisheiligen direkt an Ort und Stelle im Garten aus oder zieht sie in Töpfen und Kästen im Haus zeitig vor, um sie zu dieser Zeit schon als kleine Pflanzen ins Beet setzen zu können. Das ist in unseren Breiten empfehlenswert, damit die Früchte noch rechtzeitig vor dem Winter ausreifen. Noch größer wird der Vorsprung mit Stecklingen, die man im Herbst rechtzeitig bewurzelt und im Haus überwintert. Die ideale Überwinterungstemperatur für die Kapstachelbeere liegt bei etwa 15 °C.
In wärmeren Regionen sorgen die samenreichen Früchte auch kräftig für eine Selbstaussaat.
Verwendung
Die Kapstachelbeere besticht in Rabatten durch ihre großen roten Lampions. Will man sie in Trockensträußen verwenden, sollte man die Physalisfrüchte ernten, sobald sich die Lampions zu verfärben beginnen. Ansonsten wäre das schade für den leckeren Inhalt. Bei uns weniger interessant als in den Tropen: Die Pflanzen sind mit ihrem dichten Wurzelwerk ein guter Bodenfestiger und stabilisieren Hänge und Böschungen.
Da die Pflanzen mehrjährig sind, kannst Du sich auch problemlos mehrjährig halten. Dafür musst Du sie entweder gleich in Container oder Kübel pflanzen und im Haus überwintern, oder Du gräbst die Kapstachelbeeren aus dem Freiland im Herbst aus und topfst sie ein. PS: Große Töpfe lassen sich auch auf Balkon und Terrasse stellen. Vor dem Winterstand kannst Du sie kräftig zurückschneiden, damit sie weniger Platz in Anspruch nimmt.
Schädlinge
Mitunter wird die Kapstachelbeere von reichlich Raupen heimgesucht – oft etwas zu viel des Guten. Kaninchen zeigen sich am frischen Grün interessiert, und Spinnmilben und Weiße Fliege machen sich an den Blättern zu schaffen.
Das Wichtigste über Erkrankungen und Schadinsekten kannst Du nachlesen im
Ratgeber Physalis Krankheiten und Schädlinge
Ökologie
Bestäubt wird die Kapstachelbeere überwiegend von Fliegen oder vom Wind. Die Verbreitung der Samen erfolgt mitsamt den Früchten, die von Vögeln und kleinen Säugetieren gefressen die Darmpassage unbeschadet überstehen.
Wissenswertes
Südafrika oder Peru?
Peruanische Blasenkirsche und Kapstachelbeere klingen nach recht verschiedenen Enden der Welt. Der scheinbare Widerspruch erklärt sich damit, dass die Physialis peruviana tatsächlich in den Anden im Nordwesten Südamerikas heimisch ist, sie aber bereits Ende des 18. Jahrhunderts mit Seefahrern nach Südafrika gebracht und nachweislich vor 1807 von den ersten Siedlern angebaut wurde.
Einer der Gründe: Die Frucht ist reich an Vitamin C und damit ein probates Mittel gegen die alte Seefahrerkrankheit Skorbut. Daher auch der Name Ascorbinsäure – ascorbin im Sinne von gegen Skorbut wirksam. Nachdem die englische Marine das spitzbekommen hatte, gehörten Zitronen zur Tagesration der Matrosen. Wahlweise Kapstachelbeeren. In Deutschland war es das vitaminreiche und gut haltbare Sauerkraut, weswegen die Deutschen bei den Briten noch heute als „krauts“ bezeichnet werden. Am Kap der Guten Hoffnung ist die Kapstachelbeere bis heute ein beliebtes Obst geblieben.
Noch mehr Namen
Den botanischen Namen hat das Nachtschattengewächs von seiner Fruchthülle: physalis bedeutet im Griechischen Blase. Wegen ihrer essbaren Früchte trägt die Kapstachelbeere auch das botanische Synonym Physalis edulis, die essbare Physalis. Oder im Volksmund Andenbeere, Inkapflaume, Ananaskirsche, Tomatenkirsche und viele andere. Der Name Judenkirsche bezieht sich auf die Form der Hüte, mit denen sich die Juden im Mittelalter kenntlich machen mussten. In den USA heißen sie goldberries. Mit der Stachelbeere, die zu den Rosengewächsen zählt, hat sie nur den Geschmack der Früchte gemein.
Noch mehr Lampionblumen
Die Peruanische Kapstachelbeere ist nicht die einzige Lampionblume mit so einer denkwürdigen Fruchtverpackung. Die Gattung Physalis besteht aus über 80 Arten von einjährigen oder ausdauernden Stauden, die weltweit auftreten und ihren Verbreitungsschwerpunkt in Südamerika haben. Als Zierpflanze – nicht als Obst – hält man im Garten besonders oft die ganz ähnliche Lampionkirsche (Physalis alkekengii).
Verwendung der Kapstachelbeeren
Die orangegelben Kügelchen sind in ihrer papierartigen Hülle bei Raumtemperatur ein bis eineinhalb Monate haltbar. In den Lebensmittelhandel kommen sie zumeist in kleinen Körbchen und voll ausgereift, denn sie reifen einmal gepflückt nicht nach. Sie schmecken süß-säuerlich und sehr aromatisch und sind besonders bei Kindern beliebt, die an den lustigen Lampions mit essbarem Inhalt ihre Freude haben.
Am besten isst man die Beeren roh, man kann sie aber auch zu Kompott verarbeiten oder im Obstsalat, in Desserts und – besonderer Tipp – im Rumtopf verwenden. Bei Marmelade muss man der Festigkeit mit einem Apfel oder mit Apfelpektin nachhelfen, da die Früchte kein Pektin enthalten.
In Südafrika gehört sie zu den Grundnahrungsmitteln und wird zu Konserven und Marmelade verarbeitet.
Kapstachelbeere als erfolgreicher, aber unbeständiger Neophyt
Die 100-200 Samen in jeder einzelnen Kapstachelbeere sind ziemlich renitent und treiben das mit der Verdauungsausbreitung auf die Spitze. Übernehmen normalerweise Tiere und andere Vögel die Verbreitung, so ist das auch ohne weiteres beim Menschen möglich – sogar, wenn das Abwasser durch eine Kläranlage gelaufen ist. Mittlerweile weiß man, dass die immer wieder auf Äckern und Feldern auftretenden Bestände der Pflanze aus dem Klärschlamm stammen. Somit sieht man die Physalis als Neophyt, aber wirklich invasiv ist sie bei uns dank des eher kalten Klimas und ihrer Frostempfindlichkeit nicht.
Anders sieht das in wärmeren Gefilden aus. Bereits in der Umgebung von Kapstadt breiteten sich die ersten von portugiesischen Seefahrern mitgebrachten Exemplare schnell aus, und in vielen Ländern gilt sie als invasiver Neophyt, der heimische Arten verdrängt. Das gilt insbesondere für die Länder, in denen die Pflanzen angebaut werden und zwangsläufig auch mal ausbüchsen, wie Australien, China, Indien, Malaysia und die Philippinen. Auf vielen Pazifikinseln einschließlich Hawaii bilden sie undurchdringliche Dickichte.
Die Physalis als Heilpflanze
Physalis ist eine beliebte Zierpflanze für den Garten, aber die Gattung der Blasenkirschen kann noch mehr: Die in Mitteleuropa heimische Lampionkirsche wussten bereits die alten Römer und Griechen als Heilpflanze zu schätzen, und weltweit ist die obstliefernde Kapstachelbeere eines der gebräuchlichsten Naturheilmittel überhaupt. Überraschende Einblicke zu diesem Thema eröffnet Dir unser Ratgeber Physalis als Heilpflanze
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner