Was ist Echte Aloe?
Echte Aloe (Aloe vera) gehört zu einer Gattung von etwa 300 rosettenbildenden immergrünen Stauden, die man mittlerweile zu den Affodillgewächsen (Asphodeloideae) zählt. Vermutlich ursprünglich auf der arabischen Halbinsel beheimatet erfreut sie sich vor allem als Heilpflanze wachsender Beliebtheit und ist auch aus der Kosmetikindustrie kaum noch wegzudenken. Viele Hobbygärtner halten sich davon Exemplare auf der Fensterbank oder im Garten, um jederzeit auf die frischen Blätter mit ihrem heilsamen Saft zurückgreifen zu können.
Bei der Echten Aloe handelt es sich um eine mit reichlich gebildeten Schösslingen schnell zu Gruppen auswachsende Sukkulente mit einer grundständigen Rosette aus lanzettlichen, fleischigen Blättern von graugrüner Farbe, die bis zu einem halben Meter lang werden können, am Rand scharfe Zähne aufweisen und oft von einem hellen Wachs überzogen sind. Sie bildet nur bei alten Exemplaren einen kurzen Stamm aus. Oberseits sind die Blätter rinnig, ihre Ränder sind gezähnt und in der Sonne meist rötlich überlaufen.
Im Sommer bilden sich in der Mittel der Rosette bis zu 80 Zentimeter hohe Blütenstände in Form von schopfigen zylindrischen, spitz zulaufenden Trauben, in denen die bis zu drei Zentimeter langen röhrenförmigen Blüten an kurzen Stielen stehen. Ganz oben stehen sie als Knospen aufrecht, darunter senken sie sich zusehends ab, bis sie in der Vollblüte nickend herabhängen. Staubblätter und Griffel ragen aus den bauchigen Röhren heraus. Die breitlanzettlichen und papierwandigen Früchte öffnen sich an der Spitze mit großen Klappen und entlassen die kantigen, häutig gerandeten schwarzen Samen.
Echte Aloe im Garten
Quelle: noshadahmed/shutterstock.com
Standort
Die Echte Aloe gedeiht am besten in einer lehmhaltigen, mäßig gedüngten Erde, die man am besten mit viel Sand oder feinem Kies versetzt. Sie braucht viel Sonne und frische Luft und übersteht selbst langanhaltende Trockenphasen unbeschadet. Trotzdem sollte man sie ab und zu gießen – nur nicht zu viel, denn Staunässe lässt sie schnell verfaulen.
Schnitt
Bei der Topfkultur sollte man die Pflanzen ab und zu teilen, wenn sie reichlich Tochterpflanzen gebildet haben. Nur so lässt sich das weitere üppige Wachstum sicherstellen.
Vermehrung
Die Vermehrung der Echten Aloe erfolgt entweder mit Sämlingen oder wesentlich schneller mithilfe von Ablegern, die sich am Grund der Mutterpflanze häufig in großer Zahl bilden.
Verwendung
Die Aloe vera ist nicht winterhart; daher sollte man sie am besten in Kübel und Containern belassen und im Winter ins Haus holen. Wasser braucht sie in dieser Zeit keines. Nach den Eisheiligen kann man sie in den Garten stellen und verstärkt wieder gießen. Sie macht sich im Garten ebenso gut wie auf Balkon und Terrasse und ist für den trockenen Steingarten wie geschaffen.
Schädlinge
Aloe vera ist recht resistent gegen Schädlinge und Krankheiten. In der Kultur machen ihr vor allem Woll-, Schild- und Schmierläuse sowie Spinnmilben zu schaffen. Viel frische Luft und Sonne härten die Pflanzen ab und machen sie weniger empfindlich gegen die Plagegeister.
Ökologie
In ihrer Heimat werden die langen röhrenförmigen Blüten von Vögeln bestäubt. Nur Kolibris haben eine so lange Zunge. Unsere einheimischen Insekten gehen bei diesen Exoten leider leer aus.
Wissenswertes
Über die genaue Herkunft der Echten Aloe streiten die Botaniker, was sich auch in unterschiedlichen landesverweisenden Synonymen wie Aloe arabica, Aloe barbadensis, Aloe chinensis und Aloe indica zeigt. Das liegt vor allem daran, dass sie inzwischen weltweite Verbreitung gefunden hat und in allen tropischen und subtropischen Ländern zu finden ist. Genetische Analysen belegen eine nahe Verwandtschaft mit Aloe perryi, die im Jemen vorkommt. Kein Wunder, dass bereits die alten Ägypter um die Heilkraft der Pflanze wussten und ihr Wissen von antiken Ärzten wie Dioskurides und Plinius d. Ä. übernommen wurde.
In der Volksheilkunde verwendet man vor allem das „Aloe vera-Gel“, den schleimartigen Saft, der aus der Schnittstelle frischer Blätter austritt. Er ist reich an Polysacchariden, Glykoproteinen, Salicylsäure, Enzymen, Vitaminen und anderen Substanzen; er gilt als wundheilend und entzündungshemmend und soll das Immunsystem unterstützen. Das leicht giftige und stark abführend wirkende Aloin ist nur grünen Anteil der Blätter, der das zentrale Wasserspeichergewebe umgibt, vorhanden.
Offizinell gebräuchlich ist das in Apotheken erhältliche und zu pharmazeutischen Produkten weiterverarbeitete Aloe, der durch schonendes Eindampfen an der Sonne bis zur Trockne haltbar gemachten, glasigen braunen Saft. Er enthält als Hauptwirkstoff besagtes Aloin, das vor allem gegen Verstopfungen verwendet wird. Hauptanbauländer für die in Naturheilkunde und Kosmetik genutzte Aloe vera sind Australien, die Karibikinseln sowie China und Mexiko.
Bei längerer innerlicher Anwendung von Aloe kommt es zu Störungen des Mineral- und Wasserhaushaltes mit Leber- und Nierenentzündungen, Koliken, Durchfällen und Erbrechen. Daher sollte man unbedingt von einer dauerhaften Anwendung absehen. Gleiches gilt für Schwangerschaft und Stillzeit, denn hier können die Inhaltsstoffe der Aloe die Gebärmutter reizen und reichert sich in der Muttermilch an. Des Weiteren kann der Saft bei empfindlichen Menschen eine Kontaktdermatitis mit Rötungen und Juckreiz, Atembeschwerden oder Schwellungen in Gesicht und Rachen hervorrufen.
Was sind mehrjährige Stauden?
Mehrjährige Stauden bleiben über viele Jahre erhalten. Den Winter überdauern sie eingezogen in Wurzeln, Zwiebeln oder anderen unterirdischen Speicherorganen und treiben im nächsten Frühjahr wieder aus.
Markus Wichert
Naturgärtner