Was ist Gemeiner Goldregen?
Gemeiner Goldregen (Laburnum anagyroides) ist ein beliebter Zierbaum aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), dem man bisweilen auch ausgewildert in lichten und sonnigen, eher trockenen Kiefern- und Eichenwäldern, an steinigen und locker bewachsenen Hängen und Waldsäumen begegnet. Beheimatet ist der ausladende, bis zu sechs Meter hohe Baum oder Strauch in einem Gebiet vom Osten Frankreichs über Italien, das südliche Mitteleuropa bis nach Slowenien und Kroatien.
Die jungen herabhängenden Triebe des Goldregens haben eine glatte graugrüne oder hellbraune Rinde und sind gefurcht und behaart. Daran stehen wechselständig dunkelgrüne gestielte, dreizählig gefingerte Blätter mit 3-8 Zentimeter langen und 2-3 Zentimeter breiten eiförmigen Fiedern. Diese verschmälern sich keilförmig in den Stiel und kurz samtig behaart, mit zunehmendem Alter oft kahl.
Von April bis Juli erscheinen die duftenden hell- bis goldgelben Blüten in hängenden, 10-30 Zentimeter langen Trauben. Sie sind wie bei allen Hülsenfrüchtlern fünfzählig mit einer doppelten Blütenkrone, zygomorph und zwittrig. Ihre Stiele sind kurz weichhaarig. Die kleinen Kelchblätter bleiben bei den Früchten erhalten; diese sind 4-7 Zentimeter lange und 7-8 Millimeter breite abgeflachte und seidig behaarte Hülsen, die zwischen den Samen eingeschnürt erscheinen. Bei Trockenheit springen sie mit zwei Klappen auf und geben die 2-7 dunkelbraunen und bohnenförmigen, etwa einen halben Zentimeter langen Samen frei.
Gemeiner Goldregen im Garten
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Standort
Im Garten fühlt sich der Gemeine Goldregen auf einem trockenen und basenreichen, gerne auch kalkarmen humosen steinigen oder sandigen Lehm- oder Tonboden am wohlsten. Ansonsten nimmt er mit so ziemlich jeder halbwegs brauchbaren Gartenerde vorlieb. Er braucht viel Wärme und steht am liebsten in der Sonne oder im Halbschatten. Sehr praktisch: Sie wachsen auch unbeirrt an stark befahrenen Straßen und stören sich wenig an schlechter Luft. Bei der Ansiedlung sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Pflanzen hochgradig giftig sind – insbesondere Kindern werden die hübschen Blüten schnell zum Verhängnis.
Die Bäume sind absolut frosthart, aber im Winter können große Mengen nasser Schnee fatal werden. Befreit man die Kronen nicht rechtzeitig von der Last, können sie abbrechen oder der ganze Baum fällt damit um.
Schnitt
Am besten schneidet man den Gemeinen Goldregen im späten Winter oder im zeitigen Frühjahr. Dabei entfernt man überkreuzende und schiefe Äste, um eine schöne Krone zu erhalten. Er gilt als wenig schnittverträglich und mag keine größeren Störungen – die schönsten Blüten liefert er nur, wenn man ihn in Ruhe lässt.
Vermehrung
Den Gewöhnlichen Goldregen kann man mit Samen und mit Stecklingen vermehren. Allerdings sollte man bei den Sorten beachten, dass sich die Eigenschaften mit Samen kaum weiterführen lassen. Zudem sind viele der im Handel erhältlichen Bäumchen veredelt und profitieren von einer besonders wüchsigen und widerstandsfähigen Unterlage.
Verwendung
Dank seiner leuchtenden Blüten setzt der Gewöhnliche Garten überall im Garten unverwechselbare Akzente, egal ob man als Solitär, in kleinen Gruppen oder inmitten von anderen Sträuchern und Bäumen pflanzt. Besonders gut kommt er in Kombination mit anderen Pflanzen zur Geltung, die zur gleichen Zeit blühen, wie Rotdorn (Crataegus laevigata), Weigelie (Weigelia spec.), Perückenstrauch (Cotinis coggygria) oder Falscher Jasmin (Philadelphus coronarius).
Im heimischen Garten könnte man ihm öfter begegnen als man denkt – er dient wegen seiner robusten Art und Unempfindlichkeit öfters als Unterlage zum Pfropfen von anderen Zierpflanzen. Die dekorativen Hülsen bleiben auch im Winter lange Zeit erhalten. Auf mageren Böden ist die Stickstoffanreicherung mit seinen Wurzeln nicht zu unterschätzen.
Schädlinge
Zu den Plagegeistern des Goldregens gehören Blattläuse, Blattminierer, Schwarze Fliege sowie Pilzerkrankungen wie Mehltau und Hallimasch.
Ökologie
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Bestäubt wird der Gemeine Goldregen vor allen von Bienen, Hummeln und Käfern, die sich an warmen Sommertagen in großer Zahl an den duftenden Blüten einfinden. Den Pollen holt sich auch eine Wildbiene, die Rotschopfige Sandbiene (Andrena haemorrhoea) für den Nestbau. Nektar wird keiner produziert. Gerade Honigbienen benötigen aber auch den Pollen, um daraus die übliche Stocknahrung, das Bienenbrot oder Perga herzustellen, das die wichtigste Nahrungsgrundlage für Larven und Stockbienen darstellt.
Als wenig störend werden die Giftstoffe von einigen Schmetterlingsraupen empfunden – vermutlich bauen sie diese sogar in ihr eigenes Gewebe ein und schützen sich so vor hungrigen Vögeln. Als Raupenfutter dient der Gemeine Goldregen dem Postillon (Colias croceus) und dem Winkelbinden-Wellenstriemenspanner (Scotopteryx moeniata).
Die Wurzeln bilden wie bei vielen Hülsenfrüchtlern eine VA-Mykorrhiza mit Pilzen, die eine Bindung von Stickstoff aus der Luft ermöglicht.
Wissenswertes
Der Gemeine Goldregen ist in allen Teilen giftig. Das gilt insbesondere für die Blüten und noch mehr für die Samen. Sie enthalten unter anderem die Alkaloide Cytisin, Methycytisin, Spartein, Lupinin und Laburnin. Bereits wenige davon sind für einen erwachsenen Menschen tödlich. Seit den 19. Jahrhundert weiß man, dass er auch zu Myopathien bei Pferden, Rindern, Ziegen und Schafen führen kann. Andererseits scheinen Hasen, Kaninchen und Hirsche keinen Schaden zu nehmen.
Das ungewöhnlich harte und widerstandsfähige Holz wird im Möbel- und Instrumentenbau verwendet; es liefert nur geringe Mengen, lässt sich aber sehr gut drechseln. Bisweilen ist es wegen seiner Schwere und dunklen Farbe unter der Bezeichnung „falsches Ebenholz“ im Handel. Für die Bogenherstellung galt es einst als eines der bevorzugten Hölzer.
Neben der Wildform bekommt man im Gartenhandel jede Menge Sorten, die sich in Blüten und Laub oder Wachstum unterscheiden. Zu den beliebtesten Laburnum-Sorten gehören ‚Aureum‘, ‚Bullatum‘, ‚Carlieri‘, ‚Chrsophyllum‘, ‚Incisum‘, ‚Pendel‘, ‚Quercifolium‘, ‚Serotinum‘, Sessilifolium‘ und ‚Variegatum‘.
Die beliebte Zierpflanze Laburnum x wateri ist eine Hybride aus Laburnum anagyroides und Laburnum alpinum und wird als Sorte ‚Vossii‘ angeboten. Sie wird 4-5 Meter hoch und blüht besonders reichhaltig mit goldgelben Blüten.
Für die Literaturbegeisterten: Der Gemeine Goldregen stand bei J. R. R. Tolkiens Goldbaum Laurelin Pate, dem jüngeren der Zwei Bäume von Valinor. In seinem Schöpfungsmythos brachte die letzte Frucht des zerstörten Baumes die Sonne hervor, die des zweiten Lichtbaumes Telperion den Mond.
Gemeiner Goldregen sollte nicht kompostiert werden
Auch im Verrottungsprozess befindliche Pflanzenteile von Laburnum anagyroides können noch immer Pflanzensaft besitzen, der bei Kontakt zu Hautirritationen oder Vergiftungserscheinungen führen kann. Deshalb sollten diese besser nicht auf den Kompost.