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Licht: | Sonne |
Boden: | normal |
Wasser: | frisch bis trocken |
Nährstoffe: | nährstoffreicher Boden |
Pflanzenart: | Gehölz |
Wuchs: | bizarr, dicht, Strauch |
Höhe: | 1 - 2,5 m |
Breite: | 80 - 100 cm |
Zuwachs: | 10 - 15 cm/Jahr |
frostverträglich: | bis -17 °C (bis Klimazone 7) |
Wurzelsystem: | Tiefwurzler |
Blütenfarbe: | gelb |
Blühzeit: | |
Blütenform: | schmetterlingsförmig |
Fruchtreife: | |
Fruchtfarbe: | schwarzbraun |
Fruchtgröße: | Hülsen |
Blattfarbe: | grün |
Blattphase: | sommergrün |
Blattform: | nadelförmig, dreizählig |
Dornen: | ja |
Wildbienen: | 44 (Nektar und/oder Pollen, davon 20 spezialisiert) |
Raupen: | 2 (davon keine spezialisiert) |
Thematisch passende Pflanzen:
ist giftig: | alle Pflanzenteile sehr giftig |
Bedenke, die auf heimische Wildpflanzen angewiesenen Tierarten, wie die meisten Wildbienen- und Schmetterlingsarten sowie davon abhängige Vögel, sind von einem dramatischen Artenschwund betroffen. Mit heimischen Arten kannst du etwas zum Erhalt beitragen.
Stechginster (Ulex europaeus) kommt bei uns fast ausschließlich als Zierpflanze vor, selten ist er ausgewildert und eingebürgert. Dann findet man ihn auf Heiden, an Waldrändern, Gebüschen und entlang von Waldwegen und Böschungen. Er gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) und wird meist bis zu dreißig Jahren alt. Beheimatet ist er in den atlantischen Meeresregionen Europas.
Der Name kommt nicht von ungefähr: Blätter und Kurztriebe sind mit kräftigen Dornen versehen, die Mensch und Tier abhalten. Die sommergrünen, ein bis zweieinhalb Meter hohen Sträucher haben typisch sparrig abstehende dunkelgrüne Äste, die linealischen 4-8 Millimeter langen Blätter sind im Alter zu besagte Dornen zusammengerollt. Die kantigen Triebe bleiben lange grün und sind photosynthetisch aktiv. Stängel, Kelch, Blütenstiele und Hülsen sind abstehend behaart.
Bei den ein bis zwei Zentimeter langen Blüten handelt es sich um typische zygomorphe und fünfzählige Schmetterlingsblüten mit Fahne, Flügeln und Schiffchen. Sie duften leicht nach Kokosnuss und erscheinen zahlreich in Trauben in den Achseln der Blattdornen und bilden nach der Bestäubung um die zwei Zentimeter lange dunkelviolett-braune Schoten, die weiterhin von der verwelkten Krone geschützt werden. Die 2-3 darin enthaltenen runden schwarzglänzenden Samen haben ein fettreiches Elaisosom.
Der Stechginster bevorzugt einen mäßig frischen und nährstoffreichen kalkarmen und sandig-steinigen Lehmboden. Er steht am liebsten in der prallen Sonne und hat es gerne etwas windgeschützt. Vorübergehende Trockenheit verträgt er, aber bei längeren sommerliche Trockenphasen sollte man ihn ab und zu gießen.
Ein regelmäßiges Zurückschneiden ist bei Stechginster irgendwann erforderlich, sonst breitet er sich gnadenlos im Garten aus. Dicke Gartenhandschuhe sind wegen der wehrhaften Dornen unbedingt erforderlich. Ebenso muss man zurückgefrorene Triebe im Frühjahr entfernen.
Die Vermehrung des Stechginsters erfolgt selbständig mithilfe von Wurzelsprossen, mit denen er in recht kurzer Zeit große ausgedehnte und unzugängliche Büsche bilden kann. Eine Versamung ist ebenfalls gegeben, bei der Ameisen beteiligt sind. Am schnellsten gelingt die Vermehrung mit Stecklingen. Wer es mit der Aussaat versuchen möchte: Die Samen sind ausgesprochen langlebig und bleiben bis zu 30 Jahre keimfähig.
Stechginsterhecken sind blickdicht und halten Nachbarn und die meisten Tiere fern. Das kann man sich auch bei Hühnerstall und Pferdeweide zunutze machen. Ansonsten bildet er dekorative Hecken, die vor allem durch ihre Blütenpracht und die zahlreichen besuchenden Insekten auffallen. Zudem bindet er mit seinen Wurzelknöllchen Stickstoff und kann magere Böden damit anreichern. Viele Vögel lassen sich von den Dornen nicht abschrecken und nutzen die Hecken als Unterschlupf und Nistmöglichkeit.
Schädlinge machen um die Dornen einen großen Bogen – mit Ausnahme von Kaninchen, die sich ebenso wie Ziegen und Schafe von den Abwehrmaßnahmen nicht schrecken lassen. Gegen Pilzerkrankungen ist er ausgesprochen immun. Wo er als invasiver Neophyt bekämpft werden soll setzt man oft eine biologische Schädlingsbekämpfung mit den feindschaftlich gesonnenen Ginster-Rüsselkäfern (Exapion ulicis) oder der Ginster-Spinnmilbe (Tetranychus lintearius) ein.
Die Blüten des Stechginsters bestäuben vor allem Hummeln, Bienen etwas seltener. Nektar bilden die Blüten eher spärlich, umso interessanter ist der Pollen. Ihn sammelt neben der Honigbiene die Sandbiene Andrena wilkella und legt damit Vorräte in ihren Brutnestern an, und die Blätter als Raupenfutter nutzt der Grüne Zipfelfalter (Callophrys rubi).
Mit den nahrhaften Elaiosomen locken die Samen Ameisen an und sorgen so für ihre Verbreitung. Feuer und Waldbrände machen ihnen nichts aus – wohl aus Kalkül, denn die Büsche selbst brennen bei trockenem Wetter wegen der darin enthaltenen etherischen Öle wie Zunder. Der Ölgehalt ist mit 2-4 Prozent so hoch, dass sie sich in der prallen Sonne sogar selbst entzünden können. Die unterirdischen Teile überleben und treiben nach dem Brand schneller aus als sich die meisten Konkurrenten ansiedeln können.
Die dichten Hecken sind eine willkommene Rückzugsmöglichkeit für wendige Vögel, die zudem hier unbehelligt von allen Raubtieren ihre Nester unterbringen.
In unseren Breiten ist der Stechginster nicht vollkommen frosthart; in besonders kalten Wintern friert er zurück und verliert einiges an noch jungen Trieben. Er ist eine alte Färbepflanze, dessen gelbe Blüten man früher zum Textilfärben verwendete. Als Heilpflanze ist er kaum noch gebräuchlich.
Neben der Wildform gilt es im Gartenfachhandel auch Zuchtsorten mit gefüllten Blüten. In etlichen Ländern, darunter den USA, Neuseeland, Südafrika und Australien, gilt er als invasive Spezies, die andere Pflanzen schnell verdrängt und viele Farmer zur Verzweiflung bringt.
Der hohe Gehalt an etherischen Ölen macht ihn zu einem idealen Brennstoff – Bauern verwendeten ihn früher häufig zum Anstecken des Ofens. Gerade in trockenen und baumlosen Heideregionen war er zusammen mit Heidekraut oft der einzige Brennstoff, der mit seinem Energiegehalt Kohle in nichts nachsteht.
Kühe und Pferde trauen sich an die dornigen Zweige nicht heran. In der Bretagne zerquetschte man sie daher mit großen Steinen und machte sie so dem Nutzvieh mundgerecht.
Als Gründüngung ist er mäßig geeignet. Zwar bindet er Stickstoff aus der Luft mithilfe der symbiontischen Knöllchenbakterien, aber gleichzeitig entzieht er dem Boden viel Calcium, Magnesium, Mangan und Zink und säuert den Boden erheblich an.
Ja, seine Triebe, Blüten und Früchte enthalten unter anderem Anagyrin, Lupinin, Cytisin und Methylcytisin, die für den Menschen giftig sind. Darüber hinaus binden seine Lektine an rote Blutkörperchen und lassen diese verklumpen.
Stechginster ist nicht heimisch, aber dennoch Nahrungsquelle/Lebensraum für Bienen und Schmetterlingsraupen